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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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seiner Liebe und Wärme. Die ist für hier und jetzt. Von einer unbestechlichen Frau wie Vega ist eine solche Gabe mehr wert als alles Gold, das glänzt, dachte Maria und spürte in diesem Augenblick, daß sie ihre Vermieterin etwas anders bewerten mußte als bisher.
    »Ich habe ihm einen Ring gekauft. Willst du ihn sehen?« fragte Birgitta. Vega nickte eifrig.
    »Das ist ein Häuptlingsring in Gold. Ich habe ihn bei der Konkurrenz gekauft. Vater möge mir verzeihen, aber ich wollte, daß Arne genau den hat.«
    »Teuer?« fragte Hartman.
    »Ja, aber eine feine Arbeit«, beeilte sich Vega, das Geschenk zu verteidigen.
    »Ich erinnere mich an eine Hochzeit, die ich als Kind erlebt habe«, sagte Hartman. »Eine richtige gotländische Bauernhochzeit. Da begann man das Fest damit, daß man rief: ›Die Russen kommen!‹ Und dann rannten alle Gäste raus und versteckten sich in den Büschen. Nun war es Sache der Gastgeber, sie mit allem, was das Haus an Eßbarem zu bieten hatte, wieder hervorzulocken, zu bitten und zu betteln, bis sie wieder ins Haus kamen und das Fest beginnen konnte.« Hartman lachte.
    »Diese Angst vor den Russen ist tief in der Volksseele verankert.« Vega wandte sich Birgitta zu. »Haben alle auf die Einladungen geantwortet?«
    »Fast alle. Wir haben das Abendessen und einen Nachtimbiß in ›Fridhems Pension‹ bestellt, dort ist die Atmosphäre freundlich und etwas altmodisch. Die Pension liegt direkt am Meer, gleich unterhalb von Högklint. Prinzessin Eugénie ließ sie als ihren Sommersitz bauen. Ich habe Lammbraten und Safranspfannkuchen ausgesucht. Das wird sicher schön, oder was meinst du, Vega? Ich habe mir einen Hochzeitsbogen aus Eichenlaub und roten Rosen gewünscht, und Papa wird Pferd und Wagen spendieren.«
    »Wie schön.« Vegas Augen strahlten. »Wie viele Leute habt ihr eingeladen?«
    »Es werden über hundert. Sechzig zum Essen, und die anderen kommen später.«
    »Du hast hoffentlich nicht vergessen, Lill und Kåge einzuladen.«
    »Muß ich? Du weißt doch, wie sie sind.«
    »Du erinnerst dich doch, was bei Dornröschen passierte, als man vergaß, die böse Fee einzuladen. Es wird jede Menge böses Gerede geben, und du wirst dir hinterher wünschen, du hättest sie doch eingeladen.« Vega verzog den Mund, so daß man meinen konnte, die Stecknadeln säßen noch da.
    »Weißt du was, setz sie neben mich, ich kümmere mich um sie. Wenn es zu schlimm wird, machen wir einen Spaziergang durch den Park, sie schaut sich doch gern Pflanzen an. Und wenn sie sich dann völlig danebenbenimmt, dann gehen wir im Café Waffeln essen, dann stört sie die anderen Gäste nicht beim Essen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber eigentlich würde ich lieber Anton und Irma einladen.«
    »Was machst du denn mit Olov und Christoffer?«
    »Olov lade ich ein. Wenn er nicht kommen will, muß er nein sagen. Ich denke, es wäre schlimmer für ihn, wenn er gar nicht eingeladen würde.« Birgitta kaute auf ihrer Unterlippe, und eine plötzliche Unruhe durchfuhr ihren Körper. Dann richtete sie sich auf. »Christoffer lädt man nicht ein, er taucht schon von selbst auf, wenn er Lust hat.«
    »Besteht dann nicht die Gefahr, daß er die ganze Vorstellung an sich reißt?« fragte Vega besorgt.
    Birgitta lachte.
    »Vielleicht, aber daran wird ihn sowieso niemand hindern können. Ich hoffe, daß er eine seiner schönen Balladen singt. Ich habe ihn gebeten, in der Kirche zu singen.«
    »Bist du wahnsinnig? Der macht unter Umständen irgend etwas Verrücktes. Weiß deine Mutter schon davon? Ich habe Christoffer vorige Woche unten am Stora Torget gesehen. Er hatte schreckliche Frauenkleider an, irgendeine Schürze mit Mieder, und rief allen zu, daß er das einzige preiswerte Bordell der Stadt betreiben würde. Wie peinlich für seine Eltern«, fügte Vega hinzu und runzelte die Stirn.
    »Vielleicht sollte man auch Mona und Wilhelm einladen. Ich habe mit Arne noch nicht darüber gesprochen. Ich weiß nicht, was er dazu meint, aber ich war doch ziemlich viel bei ihnen zu Hause, als ich noch mit Olov zusammen war.«
    Hartman räusperte sich. Er dachte nach, sah zu Maria hinüber, beschloß aber nichts zu sagen und ließ sich ins Sofa zurücksinken. Was konnte er schon sagen? Wilhelm kannst du nicht einladen, denn dem fehlt ein kleiner Finger. Und er selbst fehlt auch, genau genommen.
    »Sollen wir reingehen?« Vega sammelte die Kaffeetassen ein und reichte Maria den Kuchenteller und die Zuckerdose. »Vielleicht brauche

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