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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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auszog, ehe ich begriff, wie ernst es war. Ich dachte, es würde reichen, ein guter Versorger zu sein und das Geld ranzuschaffen. Damals war ich nicht so gut darin, über Gefühle zu reden. Wenn ich das Auto für sie volltankte und die Motorheizung schon mal anmachte, bedeutete das: Ich liebe dich. Wir haben einander mißverstanden, und ganz plötzlich, ohne daß ich wußte, warum, wollte sie sich scheiden lassen.«
    »Das würde man nicht glauben, wenn man euch heute sieht. Ich hatte immer den Eindruck, daß es euch beiden so gut miteinander geht.«
    »Ja, aber die Liebe gibt es nicht umsonst. Sie braucht Engagement und Fürsorge, sie muß oberste Priorität haben und gepflegt werden, damit sie überlebt.«
    »Krister hat sich entschieden, in Kronviken bei seiner Mutter zu bleiben. Sie ist einfach unglaublich gut darin, ihn zu manipulieren.«
    »Er läßt sich aber auch manipulieren, Maria. Was sagt er denn, wenn du ihm erzählst, was du willst?«
    »Er findet, daß ich in Kronviken hätte bleiben sollen, wenn er nicht mitkommen kann. Aber diesmal habe ich mich dafür entschieden, dem unerschütterlichen Willen von Gudrun nicht nachzugeben. Krister findet seine Mutter nett und glaubt, es würde funktionieren, wenn ich mir bloß etwas Mühe geben würde. Sie will ja nur das Beste. Im Herbst habe ich für Linda ein Kleid genäht, das ich ihr zu Weihnachten schenken wollte. Ich habe wochenlang fast jeden Abend dagesessen, weil es mir soviel Spaß gemacht hat. Es war ein rotes Kleid, wie auf dem Bild von Carl Larsson, auf dem er seine Tochter als Idun mit den Äpfeln dargestellt hat. Linda mag dieses Bild so sehr. Am Tag vor Heiligabend kommt Gudrun mit einem Kleid an, das sie in der Stadt gekauft hat. Ein goldfarbenes superkurzes Fähnchen mit Riesenausschnitt und so provozierend wie für eine erwachsene Frau auf Anmachtour. Ich mag solche Kinderkleider überhaupt nicht, und sie weiß das, deshalb hat sie das Kleid Linda gegeben, ohne mich zu fragen. Ich war traurig, aber Krister fand mich unvernünftig. Das Kleid, das ich genäht hatte, könnte Linda doch irgendwann anders bekommen, meinte er. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.«
    »Da kann ich dir keinen Rat geben. Ich weiß, daß du dich für deine Familie einsetzt, aber es kann nicht nur in deiner Verantwortung liegen, daß eure Beziehung funktioniert. Krister muß auch Verantwortung übernehmen. Den Polizeiberuf mit dem Familienleben zu verbinden ist auch nicht das Einfachste.«
    »Viele Polizistinnen, die ich kenne, sind geschieden. Aber ich will das nicht. Ich will nicht, daß wir die Kinder aufteilen. Ich will nicht aus dem Haus am Meer ausziehen, und ich will mit niemandem anders zusammenleben als mit Krister. Dann würde sich alles so sinnlos anfühlen. Wahrscheinlich liebe ich ihn.«
    »Wahrscheinlich tust du das«, sagte Hartman mit einem schiefen Lächeln.

    Ein klapperndes Geräusch auf dem Straßenpflaster war zu hören, und dann wurde die Tür im Lattenzaun zur Murgatan geöffnet. Vor ihnen stand eine junge Frau mit langem, hellem Haar, das sie offen trug. Sie hatte einen kurzen Jeansrock an und ein weißes Top. Maria konnte es sich nicht verkneifen nachzusehen, was sie an den Füßen hatte. Die Absätze waren fast zehn Zentimeter hoch und ziemlich schmal. Sich damit über das Kopfsteinpflaster zu bewegen war ein richtiges Kunststück, dachte Maria und schob ihre Birkenstocksandalen unter den Stuhl.
    »Birgitta, mein Herzenskind. Willkommen! Wieviel Zeit hast du?« fragte Vega.
    »Ein Stunde, dann muß ich zum Marktplatz. Mama hält da für mich die Stellung. Ich muß sie ablösen, weil sie dann im Laden helfen muß, denn Papa hat mal wieder einen Zahnarzttermin.«
    »Ich verstehe. Aber vielleicht schaffen wir es, eine Tasse Kaffee zu trinken, ehe du anprobierst.«
    »Ganz sicher, da sage ich nicht nein.«
    Vega ging zum Blumenbeet und schnitt eine eben erblühte Rose ab, die ohne Zweifel die schönste im Garten war, eine rubinrote Queen of Hearts. Die überreichte sie Birgitta wortlos, doch ihr ganzes Wesen strahlte vor Wohlwollen.
    »Die wird sich nie halten, wenn sie für den Rest des Tages auf dem Markt sitzen muß«, sagte Hartman grob.
    »Das muß sie auch nicht. Die ist für hier und jetzt«, lächelte Vega.
    Ein schöner Augenblick, über den Maria später noch häufig nachdenken sollte. Vega war keine reiche Frau, und das muß man auch nicht sein, um Geschenke zu machen, die nie vergessen werden. Nicht, wenn man sie von Herzen gibt, mit

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