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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Titelseite war mit einem roten Stift eingekringelt. Auf einem Kahlschlag in Buttleskogen war ein tragisches Unglück geschehen. Ein Mann war unter einen Baum geraten und ums Leben gekommen. Sie erkannte den Namen von Wilhelms Großvater, der seinen verunglückten Bruder spät in der Nacht gefunden hatte. Sie hatten den ganzen Tag Seite an Seite gearbeitet, aber Wilhelms Großvater war früher nach Hause geradelt. Auf dem vergilbten Bild konnte man den alten Jacobsson mit der Lampe in der Hand sehen, der mit seinem grob geschnittenen Gesicht Wilhelm so ähnlich war. Der verstorbene Bruder hatte keine Kinder hinterlassen.
    Der nächste Zeitungsausschnitt war noch älter, vom 20. März 1921. Es ging um einen Erbstreit über ein Stück Land nicht weit vom Fischereianleger in Eksta. Die beiden Interessenten waren der alte Jacobsson und sein Bruder gewesen. Das Landgericht hatte zugunsten des Bruders entschieden.
    Die letzte Zeitungsseite, die ganz außen gelegen hatte, war kaum mehr lesbar. Mit viel gutem Willen konnte man manche Teile erraten, es war die Titelseite vom 7. November 1937. Wieder ein tragisches Unglück. Wilhelms Großvater war über das entwässerte Moor geritten. Das Pferd war vor irgend etwas erschrocken und gestolpert und dann in ein Schluckloch gestürzt. Er hinterließ Frau und einen Sohn auf dem Hof in Martebo.
    Mona rollte die Zeitung enttäuscht wieder zusammen. Das war nichts, was sie nicht schon einmal gehört hätte. Wilhelm hatte nicht gern von seinem Großvater gesprochen, und von seinem Vater auch nicht. Einmal hatte sie gefragt, wie der alte Jacobsson es sich eigentlich hatte leisten können, den Hof in Martebo zu kaufen. Svea hatte gesagt, er habe bar gezahlt. Aber Wilhelm hatte nicht geantwortet. Einen ganzen Tag lang hatte er geschwiegen. Und sie hatte das Thema nicht noch einmal angesprochen.
    Mona machte sich bettfertig. Alles, was sie von zu Hause in Eksta mitgebracht hatte, hatte sie unter den Augen der Polizeiassistentin eingepackt. Alles, außer dem Schlüssel zum Banksafe, den sie in ihren BH gesteckt hatte. Bei der Leibesvisitation trauernder Witwen verlief offensichtlich die Schamgrenze. Nun holte sie den Schlüssel heraus und hielt ihn in der Hand, drehte ihn herum und dachte nach. Mußte die Polizei erfahren, daß Wilhelm ein Schließfach in der Bank hatte? Wahrscheinlich. Und würden sie dann das Recht haben zu kontrollieren, was drin war? Mona selbst hatte noch nie eine Bank betreten, um diese Dinge hatte sich immer Wilhelm gekümmert. Sie hatte nur die Vollmacht unterschreiben und sich dann nicht weiter mit Zahlen befassen müssen. Nun war sie die Gefangene ihres Handicaps geworden. Rechenschwäche, hatte der Schuldirektor gesagt und nur den Kopf geschüttelt angesichts ihrer unrealistischen Pläne, als sie wie Svea eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvieren wollte. Die Zahlen hatten sie nie gemocht, und sogar in diesem Augenblick ließen sie sie im Stich. Welche Nummer hatte wohl der Banksafe? Wenn sie Glück hatte, dann hatte er etwas Geld zurückgelegt. Sie hatte nicht mehr viel zum Leben, und bis zum nächsten Gehalt war es noch weit.

33
    »Jetzt sehen Sie sich das an, Maria, wie die Teller aussehen. Das ist jetzt das dritte Mal, daß ich sie mir bestelle, und es sollte erste Wahl sein!« Vega warf den Wellpappeumschlag auf den Boden und hielt einen weißen Teller mit Blumendekor hoch. »Ich habe das ganze Service als Hochzeitsgeschenk für Birgitta gekauft, aber zum Glück habe ich die einzelnen Teile noch ausgepackt. Können Sie sich das vorstellen? Ein Drittel der Sendung war angeschlagen! Also habe ich sie wieder in den Laden gebracht, und die haben neue bestellt. Als ich es beim zweiten Mal dem Verkäufer gezeigt habe, da hat er die Teller hin und her gedreht. In der Glasur waren Blasen und Unregelmäßigkeiten, bei einem Teller war der Rand angeschlagen. ›Defekt … das kommt drauf an, wie Sie das sehen‹, sagte er. Als ob das eine Geschmackssache wäre, ob man kaputtes Porzellan haben will oder nicht. Das hier werden sie auch zurückschicken müssen, und das nächste Mal werde ich zum Auspacken gleich im Laden bleiben, damit sie sehen, daß ich das Porzellan nicht aus Spaß selbst zerschlage.«
    »Nein, natürlich nicht«, meinte Maria, als sie merkte, daß Vega auf Unterstützung wartete.
    »Und dann weiß ich nicht, was ich auf der Hochzeit anziehen soll. Es wird wohl irgendein alter Fetzen sein müssen. Früher hatte man einen Faltenrock und ein

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