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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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denn so zusammen hätten. Man merkte ja, daß es mit den beiden nicht so gut lief. Sie hat ihn die ganze Zeit auf ihre doppeldeutige Art gepiesackt, hat ihm aber nie in die Augen gesehen. Kein Lächeln, kein Blick des Einverständnisses. Sie haben nebeneinander hergelebt, wie Zweijährige in einem Sandkasten.«
    »Wissen Sie, ob er am Fischereianleger mit jemand verabredet war?«
    »Ich glaube schon. Er mußte einen Termin einhalten. Er sagte etwas davon, daß das Leben kurz sei und es an der Zeit sei, die Rechnung zu begleichen und zu gehen. Ich weiß nicht, was er meinte. Mona war auf jeden Fall zu Hause, denn ich hörte, daß er sie bat aufzustehen, damit er sich setzen konnte. Er klang kurzatmig, als sei er ans Telefon gerannt. Ich hatte nämlich ihn angerufen.«
    »Sie sagen, er habe darüber nachgedacht, sich zu trennen. Könnte er eine andere Frau kennengelernt haben?«
    »Dann wäre er ja wohl ein wenig besser gelaunt gewesen. Das spürt man doch. Bei unseren letzten Gesprächen klang er traurig. Die Worte waren dieselben wie immer, aber seine Sprachmelodie klang eintönig und müde. Wissen Sie, was ich meine? Wenn man mal Gesangsunterricht gehabt hat, achtet man mehr auf so etwas. Und außerdem hätte ich ihn durchaus verstehen können, wenn er anderen Frauen hinterhergeschaut hätte. Mona hat sich nie bemüht, irgend jemandem zu gefallen. Wenn sie eine Bluse trägt, dann ist die groß wie ein Zelt, bis oben zugeknöpft und langärmelig. Sie schminkt sich nicht und bindet die Haare zu einem straffen Pferdeschwanz zusammen, anstatt sich mal einen schicken Haarschnitt zu gönnen. Sie hat ihm keine Zärtlichkeit geschenkt und kein freundliches Wort. Ist das nicht dürftig, sich so in einer Ehe zu verhalten? Ich wäre die erste gewesen, die ihm gratuliert hätte, wenn er eine gefunden hätte, die ihn für das mochte, was er war. Wissen Sie, ich glaube, Mona hat auf ihn herabgeschaut. Und ich glaube, er hat das gespürt.«

    Als sie sich von Birgitta verabschiedet hatte, wartete Arvidsson vor dem Eingang auf sie. Marias Gesicht hellte sich auf, als sie ihn sah, und sie ließ ihren Blick über die Menge auf dem Platz schweifen, um Ek zu suchen.
    »Er ist vor über einer Stunde mit einer rothaarigen Akupunkteurin entschwunden, die Leuten das Rauchen abgewöhnt«, erklärte Arvidsson. »Ich habe ihn noch nie so bußfertig gesehen. Er scheint auf eine Individualtherapie zu spekulieren. Wahrscheinlich gibt es eine Nacht auf dem Nagelbett. Ich bringe dich zum Österport, wenn du willst.«
    »Ich wollte eigentlich zum Hafen runtergehen, ich glaube, ich kann noch nicht schlafen. Mein Kopf ist voller Gedanken. Das Gespräch mit Birgitta hat mich wirklich berührt. Du kannst gerne mitkommen«, sagte Maria, als sie die Enttäuschung in seinem Gesicht sah.
    Die Nacht war lau, und in den Gassen pulsierte das Leben. Wellen von Tanzmusik und Lachen rollten in den milden Wind hinaus. Die Düfte von den Restaurants lockten. Im Licht der Straßenlaternen leuchteten die Kletterrosen in warmen Farben. Arvidsson blieb vor einer großen gelben Rose stehen.
    »Riech mal«, sagte er, und Maria beugte sich vor, um den Duft einzusaugen. Ihr Haar strich an seinen Lippen vorbei. Sie merkte es nicht. Er spürte es im ganzen Körper. Sie bahnten sich einen Weg zur Strandgatan. Vor der Kneipe ›Burmeister‹ drängte sich eine Gruppe Männer mittleren Alters in Lederkombis. Es sah nicht so aus, als wollten sie hineingehen, sondern als hätten sie ein Treffen ausgemacht. Einer von ihnen versuchte handgreiflich zu werden und Maria in die Versammlung einzubeziehen, wobei er laut von seiner Harley Davidson herumschwadronierte und von den Scheißbullen, die ihn wegen zu schnellen Fahrens drangekriegt hatten.
    »Und jetzt werde ich mir ein paar Bier einverleiben, zum Teufel, und wehe dem, der mich dann noch aufhalten will«, sagte er im Singsang der Leute aus Norrbotten. Arvidsson stellte sich ganz dicht vor ihn und sah ihm in die Augen. Ein Dienstausweis war nicht erforderlich, sie verstanden einander.
    Hinter zwei jungen Frauen in Sportkleidung erhaschte Maria einen kurzen Blick auf Olov, der auf dem Weg in das Lokal war. Er schien es eilig zu haben und sah sie nicht.
    »Wollen wir nicht ein Bier trinken?« schlug Maria vor.
    »Vielleicht muß man hier einen Tisch bestellen.« Arvidsson studierte die Karte. Es war nichts daraus geworden, im ›Gutekällaren‹ zu essen, weil er die ganze Zeit Maria im Auge behalten mußte.
    »Oder den

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