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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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einvernehmlichen Blick mit Ek. »Das müssen wir anders lösen. Ich bin nur gerade ein wenig langsam im Denken.«
    »Wir können Maria Wern bitten, daß sie uns holt. Sie wird sicher nichts sagen.« Ek lachte so, daß ihm die Tränen die Wangen herunterliefen.
    »Das ist überhaupt nicht witzig!« entgegnete Arvidsson und gab ihm einen Stoß. »Laß bloß dein Telefon stecken! Ein Wort zu Wern, und ich stranguliere dich mit deinem Schlips.«
    »Sie können auch gern hier übernachten. Es gibt genug Platz.«
    »Wir sind im Dienst, Mann. Was ist, wenn wir jetzt zu einem Notfall ausrücken müssen?« Arvidsson stand eilig auf und fing an, hin und her durch die Küche zu gehen. Gelegentlich warf er Ek einen verärgerten Blick zu.
    »Einer von Ihnen kann mein Fahrrad leihen. Wegen Trunkenheit am Lenker ist noch keiner hinter Gitter gekommen.«
    »Du kannst mich ja in die Stadt fahren, Arvidsson, dann darf ich dich um deine schlanke Taille fassen. Oh, mein Ritter vom Stahlroß, bringe mich sicher nach Kneippbyn!«
    »Halt die Schnauze! Gibt es nicht noch ein zweites Fahrrad, das wir leihen könnten?«
    »Wir können in Monas Schuppen nachsehen. Da müßte es einiges zur Auswahl geben. Aber das ist ja jetzt beschlagnahmtes Gebiet, da müssen Sie schon selbst reingehen und sich eins holen. Der Schuppen ist bestimmt nicht abgeschlossen.«

    »Eine Fahrradtour im Mondlicht. Da hat man doch schon Schlimmeres erlebt, nicht wahr?« Ek radelte neben Arvidsson auf Henriks Fahrrad. Arvidsson selbst hatte ein uraltes Herrenfahrrad mit großen Rädern und einem Werkzeugkasten unter dem Gepäckträger gefunden. Das war Anselms Fahrrad. Da seine beiden Beine amputiert waren, würde er es wohl kaum vermissen, da war sich Henrik ganz sicher gewesen.
    »Weißt du, was Henrik Dune mir erzählt hat, als du draußen warst?«
    »Nein. Wirklich nicht«, antwortete Arvidsson, der immer noch schlecht gelaunt war.
    »Daß er immer eine Schwäche für Mona gehabt habe. Das ist doch mal ein anständiges Motiv für einen Mord.«
    »Nicht in einem Land, wo Ehescheidungen eher die Regel als die Ausnahme sind.«
    »Nur wenn sie sich auch scheiden lassen wollte«, gab Ek zu bedenken.
    »Ich glaube, Henrik wäre eine bedeutend bessere Alternative gewesen als Wilhelm. Vielleicht wußte sie nicht, daß es diese Möglichkeit gab.«
    »Nein, genau. Er hat nie gewagt, es ihr zu sagen. In fünfundzwanzig Jahren nicht.«

32
    Anselm saß im Bett, sah sich mit seinen trüben Augen übelgelaunt um und horchte auf Geräusche in der ungewohnten Umgebung.
    »Ich hab gesagt, daß ich Kleider anhaben will, aber die alte Schreckschraube von Oberschwester hat meine Hose geklaut«, schimpfte er laut, als er Monas wohlbekannten Schritt im Raum vernahm. »Ich hab sie gefragt, ob sie zu mir ins Bett kriechen will un mich warmhalten, aber sie hat nur den Mund verzogen und is wieder raus. Christoffer un Olov waren hier. Aber die haben meine Hosen auch nich gefunden.«
    Der Bettnachbar Algot setzte sich mit einem erwartungsfrohen Grinsen auf. Die Unordnung und das Durcheinander, das Anselm im Laufe des Tages angestellt hatte, waren die absolut beste Unterhaltung seit langem.
    »Komm her, Mona, und hilf mir in die Hose, ehe ich mir den Hintern abfrier.«
    »Ich glaube, sie haben sie in die Wäsche getan, Vater.«
    »Keiner hat drum gebeten, daß sie mir die Kleider naßmachen. Ich schreib einen persönlichen Brief an Bengt Westerberg und beschwere mich!«
    »Er ist nicht mehr der Parteichef«, erklärte der Zimmergenosse.
    »Nicht? Na gut, dann hat er wenigstens Zeit, herzukommen un zu sehen, wie die mit dem Eigentum von anderen umgehn. Ich werde keine Minute länger bleiben. Ruf ein Taxi, Mona!«
    »Ich kann dir etwas Kaffee holen und das Radio anmachen, wenn du willst.« Anselm murmelte etwas Unverständliches, und der Bettnachbar sah enttäuscht aus, als sich das Schauspiel, das so vielversprechend angefangen hatte, in Wohlgefallen aufzulösen schien.
    »Er wollte Zucker in den Kaffee«, sagte der Nachbar provozierend. Mona tat so, als würde sie ihn nicht hören. Mit Absicht hatte sie Anselm so weit wie möglich von ihrer eigenen Station entfernt untergebracht. Sie konnte ihn besuchen, mußte aber keine Verantwortung übernehmen. Das war eine große Erleichterung.
    »Mona, da bist du ja.«
    Mona sah ihre Chefin mit schnellen Schritten den Gang herunterkommen. Eine Flucht war unmöglich. Sicherlich ging es um den verdammten Schwesternhelferinnenkurs. Als ob es nicht genügte,

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