Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
erwiderte Dethleffsen und führte seinen Hund zu der
Stelle im Graben, an der Schwester Heike immer noch lag. Der Hauptmeister ließ
seinen Hund an den Schuhen des Opfers schnuppern. Dann streichelte er ihm den
Kopf. »Such, Jessie. Such.«
Der Hund senkte den Kopf und zerrte an der Leine. Dethleffsen folgte
ihm. Jessie suchte an der Schräge des Grabens entlang, bog an der Hecke auf den
Parkplatz ab und lief direkt auf den grünen Polo zu. Dort blieb er abwartend
stehen und sah sein Herrchen an.
»Fein, Jessie«, lobte der Hauptmeister und gab dem Hund ein
Leckerli.
»Ist es möglich, die Spur weiterzuverfolgen?«, fragte Christoph.
Dethleffsen nickte. »Wir können es versuchen.« Er beugte sich zu
seinem Hund hinab. »Such, Jessie, Such!«
Erneut senkte der Personenspürhund seine Nase und nahm die Fährte
auf. Er führte die Beamten zu einer Stelle auf dem Parkplatz in Höhe der
Zufahrt zur Straße. Dort schlug der Hund einen Bogen.
»Was kann das bedeuten?«, fragte Christoph. »Es scheint, als wäre
Schwester Heike hier zickzack gelaufen. Hat sie sich umgedreht, weil sie jemand
verfolgte? Oder ist sie angerempelt worden? Jedenfalls ist sie nicht
schnurstracks zu ihrem Auto gegangen.«
Dann zerrte Jessie wieder an der Leine und lief in Richtung des
Hintereingangs, der in den Garten führte. Im Flur blieb der Hund unschlüssig
stehen, wandte sich nach links, nach rechts, wollte weiter ins Haus und
gleichzeitig in den Garten.
»Es macht keinen weiteren Sinn«, sagte Christoph. »Vermutlich ist Schwester
Heike hier den ganzen Abend hin und her gelaufen. Da weiß der Hund nicht,
welche der zahlreichen Spuren er verfolgen soll. Für uns ist wichtig zu wissen,
dass das Opfer direkt aus dem Haus gekommen ist und offenbar von seinem Mörder
auf den Parkplatz verfolgt wurde.«
Er fragte Hauptmeister Dethleffsen, ob er versuchen könnte, eine
zweite Spur, die des Täters, aufzunehmen. Sie versuchten es an den
Fußabdrücken, die sie neben der Schleifspur an der Hecke gefunden hatten. Hier
benötigte der Hund mehr Zeit. Zunächst schien er irritiert, dann lief er aber
bis zum Fundort der Leiche.
Der Hundeführer gab erneut das Suchkommando, und Jessie verfolgte
die Spur weiter, steuerte den grünen Polo an und wartete auf das Leckerli. Nach
dieser Ermunterung lief der Hund zu einer anderen Stelle auf dem Parkplatz
unweit des Standorts des Polos und von dort zu einem weiteren Fleck irgendwo
auf dem Parkplatz, an dem er sitzen blieb, um sein Herrchen anzublinzeln und um
eine weitere Belohnung zu betteln. Es half nichts. Der Hund stellte die Suche
ein.
»Wir fahren jetzt zu dem Bauunternehmer«, erklärte Christoph
anschließend.
Es ist mittlerweile schon Jahrzehnte her, dass sich Husum
gen Osten ausgeweitet hat. Langsam ist dort ein lebhaftes Gewerbegebiet
gewachsen, das nicht nur das Messegelände, sondern auch Verbraucher- und
Baumärkte sowie fast alle bekannten Discounter beheimatet. Auch zahlreiche
Gewerbebetriebe haben sich dort angesiedelt. Ganz am Rand, in der
Johannes-Mejer-Straße, befand sich das Grundstück der »Hungerbühler
Baugesellschaft mb H & C o KG «. Nur einen
Steinwurf entfernt rollte der Verkehr über die Umgehungsstraße. Das Areal
wirkte im Unterschied zu den Nachbargrundstücken unaufgeräumt. Ein halbes
Dutzend mittelgroßer Lkws der gleichen Bauart, wie sie sie auf dem Parkplatz
der Klinik gesehen hatten, mehrere Baumaschinen, Container und andere
Gerätschaften standen auf dem Areal. Ein einfacher Plattenbau diente als
Verwaltungsgebäude. Christoph parkte den Volvo neben einem dunkelblauen
Mercedes ML Geländewagen mit der
Buchstabenkombination » NF - HB «.
Große Jäger zeigte auf das Nummernschild. »Ein formidabler
Firmenwagen.«
»Du benutzt doch auch einen«, entgegnete Christoph. »Und die Kosten
dafür musst du im Unterschied zum Unternehmer nicht einmal selbst verdienen.«
Die Eingangstür stand offen, und im ersten Büro saß ein Mann in
Sporthemd und Jeans und grüßte freundlich nach Landesart mit »Moin«.
»Wir möchten zu Herrn Hungerbühler«, sagte Christoph.
Der Mann stand auf, ohne nach dem Namen oder dem Grund zu fragen. »Ich
muss mal gucken, ob der Chef noch da ist«, sagte er und beugte sich am Fenster
zur Seite. Er schien den Geländewagen erspäht zu haben. »Kommen Sie mal mit
durch«, bat er und ging den Gang entlang. Er klopfte an einer der gleich
aussehenden Türen kurz an und steckte, ohne die Antwort abzuwarten, den Kopf
zur Tür hinein.
Weitere Kostenlose Bücher