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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sie doch nicht so einen Heckmeck. Ich kann doch nicht
jedem vertrauliche Personendaten aushändigen.«
    Die beiden Beamten wechselten einen raschen Blick. »Sehen wir aus
wie jeder ?«, fragte Große Jäger.
    Hungerbühler stemmte sich ächzend in die Höhe. Er schnaufte, als er
aus dem Zimmer watschelte und kurz darauf mit einem Ordner zurückkam. Schwer
atmend ließ er sich in den Schreibtischstuhl fallen und schlug den Ordner auf.
    »Hier«, sagte er und ließ seinen fleischigen Finger am Rande des
Papiers entlangfahren. »Welche Namen wollen Sie?«
    »Mirko Dreschnitzki«, nannte Christoph den Namen.
    »Dreschnitzki … Dreschnitzki …«, murmelte Hungerbühler,
während der Finger abwärtswanderte. »Hier!« Dann sah er Christoph an. »Was
wollen Sie denn von dem? Der ist in Ordnung.«
    Große Jäger machte mit dem Zeigefinger eine Bewegung, als würde er
jemanden zu sich heranwinken.
    »Dreschnitzki ist in den Reußenkögen auf der Baustelle.«
    »Eben nicht.«
    »Was? Die faule Socke. Warum weiß ich nichts davon?«
    »Sehen Sie. Manchmal bemüht sich die Polizei auch in scheinbar
harmlosen Dingen. Also? Adresse?«
    Hungerbühler verriet nicht nur die Adresse, sondern auch, dass Mirko
Dreschnitzki ursprünglich aus Thüringen stammte, zweiundzwanzig Jahre alt war
und jetzt in Bayreuth wohnte. »Bei seinen Eltern«, ergänzte der Bauunternehmer.
    »Ich wünsche Ihnen ausdrücklich kein schönes Wochenende«,
verabschiedete sich Große Jäger, als sie das Unternehmen verließen. Auf dem Weg
zum Auto schimpfte er unentwegt über Hungerbühler. »Ich möchte gern wissen, wie
so eine Drangtonne zu dem Namen Hungerbühler gekommen ist«, schimpfte Große
Jäger und strich sich versonnen über seinen Schmerbauch.
    »Kannst du das selbst beantworten?«, fragte Christoph.
    »Ja.« Es klang knapp und präzise. Mit einem erneuten Streichen über
die gespannte Lederweste mit dem Einschussloch grinste der Oberkommissar.
    Christoph umklammerte das Lenkrad, als sie wieder im Auto saßen.
Augenblicklich wurde Große Jäger ernst.
    »Fahren wir«, sagte er, ohne dass Christoph einen Laut von sich
gegeben hatte. Wieder einmal war Christoph erstaunt über die Sensibilität des
Kollegen, der wusste, dass die beiden Beamten jetzt die Familie des Mordopfers
aufsuchen würden.
    Auf dem Parkplatz des großen Verbrauchermarkts zur Linken herrschte
das übliche Gedränge an einem Freitagnachmittag. Christoph schauderte bei der
Erinnerung an Jörg Asmussen, den Polizeibeamten, den man dort gekidnappt und
später auf grausame Weise auf den Bahnschienen ermordet hatte.
    Am Kreisverkehr hatte sich die übliche Schlange aufgebaut, die den
Fahrzeugen aus Richtung Innenstadt den Vorrang lassen musste.
    Für eine Stadt mit knapp über zwanzigtausend Einwohnern und relativ
dünn besiedeltem Umland herrschte hier stets sehr lebhafter Verkehr. Das lag
mit Sicherheit weder an der nah gelegenen Kaserne des
Flugabwehrraketengeschwaders »Schleswig-Holstein« noch an der Husumer Messe,
deren Eingang hier abzweigte. Die hier stattfindende weltgrößte
Windenergiemesse setzte nicht nur notwendige wirtschaftliche Impulse, sondern
war mit dem neu errichteten NordseeCongressCentrum einer der Glanzpunkte der
bunten Stadt am Meer.
    Christoph bog auf die Umgehungsstraße ab, die bereits nach einem
kurzen Stück abrupt an einer scharfen Linkskurve endete.
    »Jetzt sind es nur noch ein paar Jahre«, brummte Große Jäger, »dann
wird das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein. Dann sucht man neue
Plätze für die gemeine Brennnessel, die gelb gestreifte Kampfameise und den
fliegenden Hasenfisch, die hier beheimatet sind, bevor die Bundesstraße weiter
ausgebaut wird und gegen Ende des Jahrhunderts vielleicht die Ortsumgehungen
für Hattstedt, Breklum und Bredstedt fertiggestellt sind. Brüssel würde
kopfstehen, wenn die Lkws nicht mehr durch die Dörfer rasen würden, die
Bewohner nachts schlafen und die Kinder sicher über die Straße gehen könnten.
Und solange wir einen bayerischen Verkehrsminister haben, können die
Nordfriesen sicher sein, dass ihr Unikat erhalten bleibt: der einzige deutsche
Landkreis ohne Autobahnanschluss.«
    Christoph lachte. »Dafür freut sich der Innenminister in Kiel. Unter
seinen Polizisten hat er wenigstens einen einzigen Beamten, der völlig frei von
Vorurteilen ist.«
    Kurz darauf fluchte Große Jäger unbotmäßig, als sie den Bahnübergang
überquerten, dessen Huckel Ortsfremden regelmäßig beim Flug ans

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