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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Chef. Besuch für Sie.«
    »Wer denn?«, fragte eine Stimme, die ungehalten klang.
    Der Kopf tauchte wieder auf, und der Angestellte fragte: »In welcher
Angelegenheit kommen Sie?«
    »Polizei«, antwortete Christoph. Der Angestellte gab es weiter.
    »Soll’n reinkommen«, sagte die Stimme.
    In einem schlichten und zweckmäßig mit Standardbüromöbeln
eingerichteten Raum thronte hinter dem Schreibtisch in kunststoffbeschichtetem
Nussbaumdekor ein stark übergewichtiger Mann. Es war ein angenehmer Sommertag,
aber ohne hohe Temperaturen. Dennoch lief dem Mann der Schweiß in Bächen an den
Koteletten herab. Die schütteren Haare ließen die Kopfhaut durchschimmern.
Pausbacken und gewaltige Tränensäcke, die fast die Augen verschwinden ließen,
die fleischige Nase und ein gewaltiges Doppelkinn, das manchen Pelikan neidisch
gemacht hätte, vervollständigten mit der ungesund wirkenden roten Gesichtsfarbe
das Bild eines Mannes, der sich bestimmt nicht in seiner Haut wohlfühlte.
    Christoph stellte sich und Große Jäger vor.
    »Sie haben Mitarbeiter auf der Baustelle der ›Kurklinik Am
Wattenmeer‹ in den Reußenkögen.«
    »Kann sein.«
    Christoph wusste, wie Große Jäger auf solche Antworten reagierte.
»Nix kann sein «, sagte der Oberkommissar barsch.
»Vereinfachen wir uns das Verfahren, indem wir schnörkellos miteinander
sprechen.«
    »Weshalb interessiert sich die Polizei dafür?«
    »Dort ist eine Frau ermordet worden«, sagte Christoph.
    Hungerbühler schien das nicht zu beeindrucken. »Ich habe sie nicht
umgebracht.«
    »Wir bauen keine Hühnerställe. Und Sie führen keine Mordermittlungen
durch. Können wir uns darauf einigen?«, schnauzte Große Jäger.
    Hungerbühler holte tief Luft, um zu antworten. Christoph fuhr
schnell dazwischen. »Wir benötigen die Namen und die Anschriften Ihrer
Mitarbeiter, die dort eingesetzt waren.«
    Die ohnehin kleinen Schweinsäuglein verengten sich noch mehr zu
einem kaum wahrnehmbaren Schlitz. »Das ist Datenschutz. Werfen Sie mal einen
Blick in die Zeitung. Überall gibt es Proteste, dass der Staat in zu vielen
Dingen herumschnüffelt.«
    »Sie müssen nicht nur die Leserbriefe studieren, sondern
gelegentlich auch auf die Überschrift der ersten Seite blinzeln.« Große Jäger
war an den Schreibtisch herangetreten und hatte sich mit beiden Händen auf der
Tischplatte abgestützt. »Da steht, dass die Menschen im Lande es noch mehr
hassen, wenn ein Unschuldiger ermordet wird.«
    Hungerbühler ließ ein meckerndes Lachen hören. »Und das soll einer
meiner Jungs gemacht haben? Lächerlich.«
    »Was ist nun?« Christoph hatte die Fortführung des Gesprächs Große
Jäger überlassen.
    »Das sind raue Burschen. Zugegeben. Aber keine Gangster. Dafür lege
ich meine Hand ins Feuer.«
    Instinktiv sahen die drei Männer auf Hungerbühlers fleischige Hand,
an deren Gelenk eine protzige Uhr prangte. Aus dem Material des Siegelrings an
seinem Finger hätte man bestimmt drei andere Ringe fertigen können.
    Demonstrativ streckte Große Jäger seinen Arm aus, sodass der Ärmel
seines Holzfällerhemds hochrutschte. »Freitag, ne?«, sagte er gedehnt. »Da
machen wir auch gern am Mittag Feierabend, obwohl es schon später ist. Beamte
eben.«
    Hungerbühler sah ihn ein wenig ratlos an.
    »Ich habe keinen Bock, lange um Nonsens zu quatschen.« Dann fingerte
er umständlich sein Handy aus der schmuddeligen Jeans. Christoph kannte die
Geste. Der Oberkommissar streifte dabei absichtlich den Zipfel der Weste so
weit zurück, dass man das Schulterhalfter mit der Dienstwaffe sehen konnte. Das
machte auf Laien für gewöhnlich Eindruck. Auch Hungerbühler war die Pistole
nicht entgangen. Große Jäger hielt sein Handy in der Hand und sah Christoph an.
Kunstvoll zog der Oberkommissar eine Augenbraue in die Höhe und fragte lässig:
»Hast du die Nummer von der Steuerfahndung im Kopf?« Er hielt sein Handy kurz
in die Höhe. »Die Gewerbeaufsicht und die gemeinsame Fahndungsgruppe
Schwarzarbeit habe ich hier gespeichert.«
    »Eh? Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Hungerbühler. Die
aufkommende Hektik war nicht zu übersehen.
    »Nichts«, erwiderte Große Jäger seelenruhig. »Manchmal kommen die
Kollegen auch so. Einfach so. Das kennen Sie doch von den Baustellen. Reine
Routine.«
    »Wollen Sie mich damit unter Druck setzen?«
    »Wir? Wie kommen Sie darauf?«, fragte Große Jäger gespielt
entrüstet. »Sie behaupten doch nicht, dass staatliche Stellen Unrechtes tun,
oder?«
    »Nun machen

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