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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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mit
zahlreichen Armreifen verziert war.
    »Sie sind für den Todesfall Heike Bunge zuständig?«, fragte sie mit
einer erstaunlich festen, fast rauen Stimme.
    Christoph nickte.
    »Ich bin Catori«, stellte sie sich vor.
    »Ist das der Vor- oder der Zuname?«, fragte Christoph und gewahrte,
wie die uniformierte Beamtin mit vor Staunen offenem Mund dem Dialog folgte.
    »Es gibt keine Unterscheidung«, erklärte die Frau. »›Catori‹ ist
indianisch und stammt aus dem Volk der Hopi. Ich habe bei diesem Stamm über
zwanzig Jahre gelebt und bin erst nach dem Tod meines Mannes wieder nach
Deutschland zurückgekehrt.«
    Christoph bat sie, ihm in sein Büro zu folgen. Dort stellte er sie
dem Oberkommissar vor, der den Gast neugierig betrachtete. »Catori« schien
Musterungen dieser Art gewohnt zu sein. Gelassen ließ sie Große Jägers
Inaugenscheinnahme über sich ergehen. Dann nahm sie auf dem angebotenen
Besucherstuhl an Christophs Schreibtisch Platz.
    »Sie sagten, Ihr Name wäre indianischen Ursprungs. Welche Bedeutung
hat er?«, fragte Christoph.
    »Mein Mann gehörte zum Stamm der Hopi. Er war ein Weiser und
Gelehrter und hochgeachtet. Ich habe viel von ihm gelernt über das Leben und
die Dinge zwischen Himmel und Erde, die den meisten Menschen verschlossen
bleiben. So hat man mir den Namen Catori zugewiesen. Er bedeutet ›Spirit‹. Auf
Deutsch würden Sie eher Geist sagen.«
    »Ich bin Sitting Bull«, knurrte Große Jäger. »Und wenn wir beide uns
mit dem richtigen Namen vorstellen, wie heißen Sie dann?«
    »Was bedeutet ein Name, den sich früher Menschen ausgedacht haben,
die wenig von den Geheimnissen dieser Welt wissen?«
    »Mein Name ist Große Jäger.«
    Catori warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Wollen Sie seriös mit
mir reden? Oder mich auf den Arm nehmen.«
    »Sorry. Ich heiße wirklich so.« Er zückte seinen Dienstausweis und
hielt ihn Catori hin. Die Frau studierte das Dokument ausführlich. Dann
verneigte sie leicht den Kopf und verschränkte ihre Arme vor der Brust, von
deren weiblicher Gestalt unter dem Poncho nichts zu erkennen war.
    »Oh, Verzeihung«, sagte sie.
    »Und? Jetzt möchte ich Ihren Namen wissen.«
    Sie seufzte tief. »Ich hieß früher Hildegard Oehlerich.«
    Große Jäger streckte ihr die Hand entgegen. »Darf ich bitte Ihren
Ausweis sehen?«
    Frau Oehlerich schien sich zunächst zu zieren. Dann tauchte ihre
Hand unter dem Poncho ab und beförderte kurz darauf einen Personalausweis
hervor.
    »Na bitte«, sagte der Oberkommissar und reichte das Dokument an
Christoph weiter.
    Die Frau war zweiundsiebzig Jahre alt und wohnte in
Westerschnatebüllkoog. Christoph gab ihr den Ausweis zurück, während Große
Jäger sich vor seinen Bildschirm setzte und etwas eingab.
    »Sie wollen eine Aussage machen«, eröffnete Christoph das Gespräch.
    »Keine Aussage. Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen. Ich hatte einen
sehr engen spirituellen Kontakt zu Heike. Sie war meine Schülerin. Eine
hochbegabte Frau mit außergewöhnlichen geistigen Fähigkeiten.«
    »Eine intelligente Frau«, warf Christoph ein.
    »Es gibt noch eine andere Welt als die, die Sie mit Ihren begrenzten
Fähigkeiten wahrnehmen. Die geistige Welt.«
    »Spiritistisch?«
    Frau Oehlerich nickte. »Man muss die Begabung dazu haben, um sie zu
spüren. Aber auch den Willen, die Energie aufzunehmen. Nichts geschieht, ohne
dass es einen tieferen Sinn hat. In jedem Tun und Handeln steckt ein Sinn, auch
wenn wir es nicht verstehen. Nur wenigen Menschen ist die Gabe verliehen, das
zu verstehen, Dinge zu interpretieren und die Botschaften darin zu lesen.«
    »Aha!«
    Christoph und die Frau sahen zu Große Jäger, der sich seines
Kommentars nicht enthalten konnte.
    »Ich habe gewusst, dass etwas mit Heike nicht in Ordnung ist, dass
sie in Not war. In höchster Not.«
    »Wann war das?«, kam Christoph seinem Kollegen zuvor.
    »Gestern.«
    »Genauer?«
    »Die geistige Welt lebt nicht mit der Armbanduhr. Das sind andere
Dimensionen. Ich merkte, das Heike in höchster Not war.« Hildegard Oehlerich
streckte ihre mageren Hände vor, als würde sie etwas beschwören wollen. Dabei
hatte sie ihre Augen geschlossen. Für Christoph erschien die Szene unwirklich.
»Ich habe versucht, es zu verstehen, bis ich sah, dass sich ihr Ich von der
Hülle des Körpers gelöst hatte.«
    »Ich glaube, ich spinne«, ließ sich Große Jäger nicht bremsen. »Da
wird ein Mensch ermordet, und Sie quatschen einen solchen Humbug.«
    Die Schamanin öffnete kurz die

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