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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kenne keinen Oehlerich«, sagte Bunge.
    »Hildegard Oehlerich. Die Frau behauptet, sie wäre die schamanische
Lehrerin Ihrer Frau gewesen.«
    Einen Moment war es ruhig in der Leitung. Dann schrie Bunge ins
Telefon, dass Große Jäger jedes Wort verstand, obwohl der Apparat nicht auf
Mithören geschaltet war.
    »Diese verdammte alte Hexe. Im Mittelalter hätte man so etwas
verbrannt. Das ist das einzig Wahre, um mit solchen Weibern umzugehen.
Die … die …«
    Bunge brach inmitten seiner Ausführungen ab. Christoph hörte ein
Schluchzen am anderen Ende der Leitung. Er glaubte auch, dass Bunge einen
Weinanfall erlitten hatte.
    »Herr Bunge?«, fragte Christoph vorsichtig, nachdem er dem Mann Zeit
für den Ausdruck seiner Trauer gegeben hatte.
    »Ja?«, kam es mit tränenerstickter Stimme zurück.
    »Haben Sie mit Frau Oehlerich – oder Catori, wie sie sich
nennt – gesprochen?«
    »Nein … äh … ja.«
    »Was denn nun?«
    Erneut vernahm Christoph nur ein Schluchzen. Dann schnupfte Bunge
vernehmbar mehrfach aus. Anschließend klang seine Stimme ein wenig freier.
    »Die Hexe hat angerufen und nach Heike gefragt. Sie sagte, die
beiden hätten für heute vereinbart, dass sie Reiki schicken wollte.« Er sprach
es wie »Rei-ki« aus. Christoph war sich nicht sicher, ob es seitens Bunge
Unwissenheit oder eine Provokation war. Korrekt nannte man es »Re-iki«.
    »Dabei haben Sie ihr gesagt, dass Ihre Frau einem Verbrechen zum
Opfer gefallen ist?«
    »Hören Sie doch auf!« Bunge war kaum zu verstehen. Seine Stimme
überschlug sich. Dann war nur noch das Besetztzeichen zu hören.
    »So klären sich mysteriöse Dinge«, sagte Christoph zu Große Jäger.
»Frau Oehlerich hat bei Bunge angerufen. Der hat ihr vom Tod seiner Frau
berichtet.«
    »Und die erscheint hier und versucht uns weiszumachen, dass Sie eine
außerirdische Eingebung gehabt hat.« Große Jäger ließ die Handfläche vor seiner
Stirn kreisen. Deutlicher konnte er seine Ansicht hierzu nicht kundtun. Dann
wurde er wieder ernst. »Warum hat uns der Ehemann nichts von den Neigungen
seiner Frau erzählt? Das wäre doch von Bedeutung gewesen, wenn wir uns ein Bild
vom Opfer machen wollen.«
    »Er hat dem keine Bedeutung beigemessen«, antwortete Christoph.
»Heike Bunge ist nicht in einem Zirkuszelt erschlagen worden. Und wenn dir
jemand die unheilvolle Nachricht überbringt, dass deine Frau ermordet wurde,
dann kannst du nicht mehr klar denken.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, stimmte Große Jäger zu und wählte
die Telefonnummer des Lübecker Architekturbüros de Frontier an.
    »Der Chef ist schon ins Wochenende«, sagte die freundlich klingende
Männerstimme.
    Große Jäger bat um die Mobilfunknummer.
    »Die dürfen wir nicht weitergeben«, antwortete der Mann unsicher.
    »Das verstehe ich. Es ist aber dringend, sonst würden wir Herrn de
Frontier nicht in der Freizeit behelligen. Ermittlungen in einem Mordfall
dulden keinen Aufschub. Und die Zeugenaussage Ihres Chefs ist wichtig.«
    »Ich weiß nicht«, sagte der Mann, nannte dann aber doch die
Ziffernfolge des Handyanschlusses. »Der Chef ist an den Wochenenden meistens
mit seinem Boot auf der Ostsee unterwegs. Wenn Sie Pech haben, hat er keinen
Funkkontakt.«
    Das traf zu, als Christoph es versuchte. Sofort nach dem ersten Ton
meldete sich die Mobilbox.
    »Johannes, Kripo Husum. Es geht um eine wichtige Zeugenbefragung zu
einem Mordfall, der sich gestern Abend auf dem Gelände der ›Kurklinik Am
Wattenmeer‹ ereignet hat. Bitte melden Sie sich umgehend auf meinem
Mobilanschluss«, sprach Christoph und nannte seine Telefonnummer.
    Anschließend versuchte er Ewald Kirchner, den Husumer Bürgermeister,
zu erreichen.
    »Mein Mann ist auf einer Sitzung«, sagte seine Frau und gab ihm
bereitwillig die Handynummer. »Das hat er aber abgeschaltet.«
    Sie hatte recht. Christoph wiederholte den Text, den er zuvor dem
Architekten aufgesagt hatte.
    Zwischendurch sah er auf, weil Große Jäger, ihm den Rücken
zugewandt, lässig in seinem Bürostuhl hockte, die Füße in der
Schreibtischschublade parkte und lautstark telefonierte. »Geht’s nicht ein
wenig leiser?«, beschwerte sich Christoph, aber der Oberkommissar hob nur die
Hand und winkte ab.
    Christoph sah auf die Gästeliste. Zwei Namen standen dort noch. Als
Nächstes wählte er den Anschluss von Pastor Frode Hansen in Bredstedt an.
    »Hansen«, meldete sich eine energische Frauenstimme. Vor Christophs
geistigem Auge tauchte das Bild der blonden Frau

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