Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Kursus bei der Volkshochschule …« Ein hilfesuchender
Blick streifte sein Frau.
»Yoga«, sagte Frau Lange.
»Genau. Dafür hatte sie wohl ein Faible.«
»Hat Heike Bunge sich Ihnen gegenüber einmal negativ über jemanden
aus ihrem Arbeitsumfeld ausgelassen?«
Lothar Lange zuckte die Schultern. »Mir gegenüber nicht. Weißt du
was?«
Frau Lange legte die Fingerspitzen an den Mund und hüstelte. »Sie
hat nur gesagt, dass es dort sehr chaotisch zuginge und sie nicht wüssten, wie
sie alles bis zur Eröffnung schaffen sollten.«
»Gab es irgendwelche Beschwerden über Zudringlichkeiten von
Mitarbeitern oder Handwerkern?«
»Nein. Davon hat sie nie gesprochen.«
Christoph bat das Ehepaar Lange um Nachricht, falls ihnen noch
irgendetwas einfallen würde. Dann kehrten die Beamten auf die Dienststelle
zurück.
Dort las Christoph den Bericht, den Hilke Hauck in aller Eile
zusammengefasst hatte. Die Aufnahme der Personalien und die Erfassung der
Speichelproben für die DNA -Analyse war bis auf
wenige Ausnahmen unproblematisch abgewickelt worden. Monsignore Kuslmair hatte
seine Weigerung, eine DNA -Probe abzuliefern,
standhaft beibehalten. Das war nicht schlimm. Sie hatten den Zigarrenstummel.
Heinz Kohlschmidt, der Maurer, den Christoph im Heizungskeller aufgestöbert
hatte, war nicht mehr angetroffen worden. Sein Polier, Bolle, wusste nicht, wo
der Mitarbeiter abgeblieben war. »Der war noch mächtig vom Besäufnis des
Vorabends angegriffen«, erinnerte sich Christoph an den angeschlagenen Zustand
des Mannes. »Es ist denkbar, dass er sich heimlich davongeschlichen hat, um
seinen Kater zu pflegen.«
Erstaunt war Christoph, dass selbst Kuddl Bolle die Abgabe der
Speichelprobe abgelehnt hatte. »So was mach ich nicht«, hatte er dem Beamten
diktiert, der ihn darum ersucht hatte.
Hilke hatte weiterhin notiert, dass man nicht alle, die auf der
Personalliste standen, angetroffen hatte. Die Leute würden in den nächsten
Tagen von den Beamten aufgesucht, zum Verlauf des Abends befragt und um die
Probe gebeten werden. Zu guter Letzt hatte Hilke noch gute Wünsche für das
Wochenende angefügt und viel Erfolg gewünscht.
Mehr Aufwand versprach die Gästeliste zu bereiten, die der
Verwaltungsleiter erstellt hatte. Die Leute waren nur an diesem Abend anwesend
und wohnten zum Teil nicht einmal in der Region. Christoph konzentrierte sich
auf die Namen der Männer, die nach dem, was er bisher an Informationen
zusammengetragen hatte, bis zum Ende der Veranstaltung oder kurz davor anwesend
gewesen waren. Es waren der Papierform nach alles honorige Persönlichkeiten,
denen der Laie eine solche Tat nie zutrauen würde. Monsignore Kuslmair hatte es
durch sein Verhalten deutlich bekundet, wie er allein über die Bitte, seine DNA abzuliefern, dachte. Leider gab es immer wieder
Menschen, durchweg führende Persönlichkeiten, die glaubten, sich nicht den
gleichen Bedingungen, die für die Mehrheit galten, unterordnen zu müssen.
Gedankenverloren notierte sich Christoph den Namen Mirko
Dreschnitzki auf seiner Schreibtischunterlage. Der junge Mann musste nach den
Aussagen anderer Teilnehmer viel getrunken haben.
Monsignore Kuslmair war sicher unverdächtig, leichtfertig
Beschuldigungen auszusprechen. Er hatte aber auch Andeutungen gemacht, dass
Dreschnitzki eine sehr lockere Tonart gegenüber den Frauen angeschlagen hatte.
Sein Kollege Kohlschmidt und der Polier Bolle hatten sich unabhängig
voneinander ähnlich geäußert. Warum war der junge Arbeiter direkt nach dem Fest
verschwunden und ohne Nachricht am Freitag nicht am Arbeitsplatz erschienen?
Christoph wählte die Mobilfunknummer Dreschnitzkis an. Sofort
schaltete sich die Mobilbox ein. Der Versuch, jemanden unter der Festnetznummer
der Eltern in Bayreuth, bei denen er wohnte, zu erreichen, war ebenfalls
erfolglos. Er beschloss, die örtliche Polizei um Amtshilfe zu bitten, und
musste dabei feststellen, dass auch die Polizei eine Behörde mit einem langen
Dienstweg ist. Ein Hauch »königliches Bayern« schwebte ihm entgegen, als er
erfuhr, dass die zuständigen Ordnungshüter offiziell als »Oberfränkische
Polizei« firmierten, immerhin unter der gerade noch geduldeten Überschrift
»Polizei Bayern – der Garant für Ihre Sicherheit«. Er unterließ es, Große
Jäger auf diesen Text aufmerksam zu machen. Der Oberkommissar hätte mit
Sicherheit längere Ausführungen zu seiner persönlichen Ansicht über die
Vorstellung von »Law and Order« des einen oder anderen
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