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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Augen und blinzelte den Oberkommissar
an. »Es ist schlimm, wenn ein Mensch, zumal ein guter, auf diese Weise in eine
andere Dimension wechselt. Der Körper mag ausgetauscht werden. Er ist eine
nutzlose Hülle, die ihre Pflicht erfüllt hat. Heike wird wiederkommen. In einer
anderen Gestalt, in einem anderen Körper.«
    »Sie sprechen von der Reinkarnation?«, fragte Christoph, während
Große Jäger sich beide Hände vor den Mund hielt, um nicht laut loszulachen.
    »Sie zweifeln daran.« Es klang wie eine Feststellung. »Wir waren
alle schon einmal da. Deshalb sollte es Sie nicht verwundern, wenn ich nicht
erschrocken bin über Heikes Tod. Ich selbst habe schon einige grausame Tode
durchleben müssen, ich bin gefoltert und verbrannt worden.«
    »Offenbar nicht gründlich genug«, knurrte Große Jäger. »Vielleicht
waren die Leute im Mittelalter doch nicht so blöd mit ihren Strafgerichten.«
    Ein Ruck ging durch die Frau. »Ich kann aufhören zu sprechen«, sagte
sie mit anklagender Stimme, »wenn Sie alles ins Lächerliche ziehen, was Sie mit
Ihrer begrenzten Wahrnehmung nicht verstehen.«
    »Mein Kollege ist ein kritischer Zeitgenosse«, sagte Christoph und
bedeutete dem Oberkommissar durch einen Blick, sich künftig jeden Kommentars zu
enthalten. »Warum haben Sie uns den Anschlag auf Heike Bunge nicht sofort
gemeldet?«
    »Wie sollte ich. Unser aller Schicksal ist vorbestimmt. Wir haben
eine Aufgabe zu erfüllen. Manche verstehen die Botschaften, andere nicht. Heike
hatte begriffen. Deshalb tröstet es mich, dass sie ohne Angst und frohen
Herzens hinübergewechselt ist.«
    »Wie heißt Ihre Glaubensgemeinschaft?«, fragte Christoph.
    Hildegard Oehlerich holte tief Luft. Es schien, als würde sie den
Sauerstoff bis in die letzten Winkel ihrer Lunge pressen wollen. Dann legte sie
die Hände für einen Moment auf die Knie, verschränkte die Arme vor der Brust
und öffnete wieder die Augen. »Es ist keine Religion, sondern die geistige
Welt, die von energetischen Kräften bestimmt wird. Niemand nimmt Ihnen Ihren
Glauben. Es ist gleich, ob Sie an Christus, Mohammed, Jahwe oder einen anderen
Gott glauben. Der Name ist Schall und Rauch. Gott ist Gott.«
    »Und Sie nennen Ihren Gott Manitu?«
    »Die Indianer haben in Jahrhunderten im Einklang mit der Natur
gelebt und gelernt, sie zu verstehen. Erde – Feuer – Wasser –
Luft. Bis sie von den Europäern überrollt und ihre Kultur unwiederbringlich
zerstört wurde. Einige wenige haben sich die uralten Weisheiten erhalten
können. Mein Mann war so ein Weiser. Er hat es verstanden, mir seine Fähigkeiten
und seine Kraft zu vermitteln, aufbauend auf dem, was mir in der Gnade meiner
Geburt und der Erfahrung meiner früheren Leben bereits geschenkt worden war.«
    »Frau Oehlerich!« Christoph sah demonstrativ auf seine Armbanduhr.
»Ich muss gestehen, nicht verstanden zu haben, was der Zweck Ihres Besuchs
ist.«
    »Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, dass Heikes Tod, so
grausam er Ihnen auch erscheinen mag, vorbestimmt war. Wie uns allen. Sie
sollten wissen, dass es ihr gut geht und sie ohne Zorn ist. Sie müssen mir
glauben, dass ich alles in meiner Macht Stehende versucht habe. Meine Aufgabe
ist es, zu helfen. Ich habe versucht, die Seele zurückzuholen. Durch Traumata
ist es möglich, dass sich ein Teil unserer Präsenz abspaltet. Hier war es
anders. Meine Kräfte reichten nicht aus. Ich habe eine schamanische Reise
versucht, aber die Energien der geistigen Welt waren zu mächtig.«
    »Und? Wer ist der Täter?«, fragte Große Jäger.
    Hildegard Oehlerich warf ihm nur einen verächtlichen Seitenblick zu.
    »Wenn Sie übersinnliche Fähigkeit haben, sollte es Ihnen nicht
schwerfallen, uns den Namen des Mörders zu nennen. Wir müssten dann nur noch
gerichtsfeste Fakten sammeln.«
    Erneut traf Große Jäger der durchdringende Blick. Der Oberkommissar
beugte sich vor. »Wenn das nicht klappt, so sprechen Sie einfach mit Heike
Bunge. Die wird uns sagen können, wer sie ermordet hat. Bei diesem
Fernsehsender, der oft die Reste sendet, sozusagen Rudis Resterampe, gab es
doch auch diese Show. Da hat eine Seherin mit Uwe Barschel gesprochen. Aber der
war schüchtern vor dem großen Publikum. Er hat jedenfalls nicht das Geheimnis
um seinen Tod gelüftet. Ist das nicht merkwürdig? Stellen Sie sich vor, Sie
nennen uns einen Namen, und der ist falsch. Rums. Schon haben Sie eine Anzeige
wegen Verleumdung am Hals. Anderseits … Wenn Sie den Täter kennen und

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