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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bayerischen
Innenpolitikers von sich gegeben.
    Es schien, als würden die süddeutschen Kollegen ähnliche
Dienstzeiten haben wie Addi Blödorn aus der Husumer Kreisverwaltung, der am Nachmittag
Zeit für ein Schläfchen gefunden hatte. Im Polizeipräsidium für Oberfranken
fand sich kein Ansprechpartner mehr, der sich für zuständig erklärt hätte.
    »Kennen Sie die Adresse?«, fragte der Beamte.
    »Tristanstraße in Bayreuth.«
    »Da gebe ich Ihnen die Durchwahl der Polizeiinspektion
Bayreuth-Stadt.«
    Dort hörte sich eine junge Frau Christophs Bitte um Amtshilfe an und
stellte interessiert Fragen, um nach einer ganzen Weile festzustellen: »Da sind
Sie bei uns falsch. Wenden Sie sich an die Kriminalpolizeiinspektion Bayreuth.«
Immerhin erhielt Christoph die Telefonnummer.
    Der nächste Gesprächspartner fragte: »Wen möchten Sie denn
sprechen?«
    Christoph wiederholte in Kurzform seine Bitte.
    »Ja, das habe ich verstanden. Und mit wem verbinde ich Sie jetzt?«
    Man musste nordfriesische Gelassenheit aufweisen, dachte Christoph,
um sich durch die Geheimnisse der bayerischen Polizeiorganisation führen zu
lassen.
    »Ich verbinde Sie mit dem KDD «, sagte
der Mann schließlich. Christoph vermutete, dass sich hinter dieser Abkürzung
der Kriminaldauerdienst verbarg. Der schien aber gerade die Teepause
einzunehmen. Es dauerte ewig, bis sich jemand meldete.
    Erneut erzählte Christoph seine Geschichte.
    »Von wo rufen Sie an?«, fragte jemand auf Fränkisch. Christoph
musste seine ganze Konzentration aufbieten, um den fremden Tonfall zu
verstehen.
    »Aus Husum an der Nordsee.«
    Der Gesprächspartner deckte die Sprechmuschel mit einer Hand ab. Es
war aber unzureichend, sodass Christoph unfreiwillig mithören könnte. Es
ertönte ein tiefes Lachen, dann sagte der Beamte: »Da ist ein Fischkopf. Die
haben Probleme und brauchen unsere Hilfe.«
    »Alles andere tät mich wundern«, antwortete jemand aus dem
Hintergrund.
    Dann ließ sich der Franke alles erklären, fragte nach, worin sich
der Verdacht gegen Dreschnitzki begründete, und meinte schließlich: »Das ist
alles sehr vage. Wir können doch nicht dorthin fahren und sagen: Haben Sie
jemanden umgebracht oder vergewaltigt?«
    »Doch. Genau darum ersuche ich Sie.«
    Der Beamte aus Bayreuth blieb skeptisch. »Uns fehlt aber die
Rechtsgrundlage.«
    »Haben Sie schon einmal etwas von Gefahr im Verzug gehört? Bei uns
lernt jeder junge Kollege zudem, dass der erste Angriff immer der wichtigste
ist.«
    Die im Dialekt vorgetragene Antwort verstand Christoph nicht.
»So … auf Verdacht. Das können wir nicht«, beschied ihn der Franke. »Wer
sind Sie überhaupt?«
    »Greifen Sie zum Telefonbuch«, sagte Christoph, »suchen Sie die
Nummer der Polizeidirektion Husum und verlangen Sie den Leiter der Kripo. Dann
können wir unser Gespräch fortsetzen.«
    Wenigstens das schien den Mann beeindruckt zu haben. »Ich brauche
schon etwas Schriftliches«, sagte er.
    »Klei mi doch am Mors«, erwiderte Christoph und erhielt prompt eine
Nachfrage: »Bitte? Ich habe Sie jetzt nicht verstanden.«
    Christoph ließ sich die Mailadresse des Kriminaldauerdiensts geben
und sandte, nachdem er das Gespräch beendet hatte, die gewünschte Nachricht in
die oberfränkische Metropole. Er hatte die Mail gerade abgesandt, als sich sein
Telefon meldete.
    »Hier ist eine Frau, die möchte jemanden sprechen, der mit dem
Todesfall Heike Bunge zu tun hat«, sagte die Polizistin von der Wache, die nach
allgemeinem Dienstschluss den Pfortendienst mit wahrnahm.
    »Ich komme«, erwiderte Christoph und ging eine Etage abwärts. Vor
dem Tresen stand eine Frau mit langem tiefschwarzen Haar, das durch ein
gesticktes Stirnband gehalten wurde. Sie hatte ein faltenreiches, nahezu
zerklüftetes Gesicht, in dem die Augen durch einen kräftigen Kajalstrich und
tiefgrüne Lidschatten betont wurden. Auch der grellrote Lippenstift war
außergewöhnlich auffallend. Insgesamt war die Frau eine ungewöhnliche
Erscheinung. Dazu trug sicher auch der wollene Poncho bei, der locker über
ihren Oberkörper hing und ihre Konturen verbarg, doch der faltenreiche Hals und
die knochigen Arme, die aus dem Poncho hervorlugten, ließen eine hagere Gestalt
vermuten. Die nackten Füße steckten in Sandalen. Lediglich die Jeans war eine
Konzession an die bürgerliche Kleiderordnung. Christoph hätte sich nicht
gewundert, wenn eine Feder ihr Haar geschmückt hätte.
    Sie kam Christoph entgegen und streckte die Hand aus, die

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