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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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mit der etwas zur Rundlichkeit
neigenden Figur auf.
    »Johannes«, meldete er sich. »Moin. Ist Ihr Mann zu sprechen?«
    »Sie werden nie raten, wo der sich aufhält.« Ein sympathisches
Lachen drang aus dem Telefonhörer.
    »Ich vermute, er hat eine Rosenschere in der Hand. Dann dürfte er im
Augenblick nicht auf dem Dachboden sein«, riet Christoph.
    »Sind Sie Hellseher? Moment. Ich hole ihn.« Er hörte, wie die
Anwältin mit dem Mobilteil des Telefons das Haus verließ und im Garten »Frode«
rief. Dann sagte sie: »Für dich. Die Polizei.«
    »Große Jäger?«, antwortete der pensionierte Pastor.
    »Nein. Der andere.«
    »Gott sei Dank.«
    Dieser Dialog war mit Sicherheit nicht für Christophs Ohren bestimmt
gewesen. Darum stellte er sich auch unwissend, als er die sonore Stimme
vernahm.
    »Sie waren gestern Gast bei der Eröffnung der Kurklinik in den
Reußenkögen.«
    »Ich habe davon gehört, dass dort eine junge Frau ermordet wurde.
Vorhin, in den Nachrichten. Ich hätte mich heute noch bei Ihnen gemeldet«,
sagte Hansen.
    »Wir brauchen Ihre Zeugenaussage. Außerdem benötigen wir eine DNA von Ihnen. Der Mord ist nicht das einzige
Verbrechen, das gestern geschehen ist.« Christoph berichtete vom Missbrauch an
Schwester Elena.
    Für einen Moment war es still in der Leitung. »Schrecklich«, sagte
Hansen dann. »Selbstverständlich komme ich zu Ihnen. Und die Sache mit der DNA  … selbstredend. Ich nehme an, Sie möchten
etwas über den Verlauf des Abends wissen.«
    Sie verabredeten sich für den kommenden Vormittag in der
Poggenburgstraße.
    »Mir brennt zuvor noch eine Frage unter den Nägeln. Zeugen haben
berichtet, dass sich auf der Feier ein paar Handwerker zu sehr mit dem Alkohol
beschäftigt haben.«
    »Die Handwerker waren im Großen und Ganzen sehr diszipliniert. Es
war lediglich eine kleine Gruppe, die, nun … sagen wir einmal … den
Stressabbau mit Bier und Korn forciert hat.«
    »Ist es dabei zu Auffälligkeiten gegenüber weiblichen Teilnehmern
gekommen?«
    Hansen zögerte mit der Antwort. »Es ist schwierig, bestimmte
Beobachtungen zu kommentieren. Ich möchte nichts Falsches wiedergeben und
niemanden zu Unrecht ins falsche Licht rücken.«
    »Ihre Bedachtsamkeit und Ihr Bestreben um objektive Ausgewogenheit
in allen Ehren, Herr Hansen, aber wir haben nicht nur eine Tote, sondern eine
schwer traumatisierte Frau, die im Husumer Krankenhaus liegt.«
    Erneut war es einen Moment leise. Dann sagte Hansen vorsichtig: »Im
Laufe des Abends habe ich verschiedene männliche Teilnehmer beobachten können,
die Interesse an den Frauen gezeigt haben. Dazu gehörten auch die drei –
ich glaube, es waren Maurer –, die sehr freizügig in der Ausgestaltung
ihrer Bemerkungen gegenüber den Damen waren.«
    »Zu der Gruppe gehörte auch ein jüngerer Handwerker?«
    »Der hat mit dem ungezügelten Freimut seiner Jugend verbale
Annäherungsversuche unternommen«, sagte Hansen ein wenig umständlich.
    »Ist es bei der verbalen Annäherung geblieben?«
    »Das habe ich nicht beobachtet. Aber … ich will nichts Falsches
sagen. Der junge Mann schien sehr an den Frauen interessiert gewesen zu sein.«
    Christoph verabschiedete sich von Frode Hansen. »Bis morgen in
Husum.«
    Bei seinem nächsten Telefonat musste Christoph eine ganze Weile
Geduld aufbringen, bis sich eine verschlafene Stimme meldete.
    »Blödorn? Was gibt’s?«
    »Johannes, Polizei Husum.«
    »Hä? Polizei? Wollen Sie mich veräppeln?«
    »Es wäre schön, wenn ich jetzt mit Ja antworten könnte«, sagte
Christoph. »Ich muss Sie bitten, uns in der Polizeidirektion in Husum zu
besuchen. Wir benötigen Ihre Zeugenaussage.«
    Blödorn gähnte herzhaft. »Entschuldigung«, sagte er immerhin und
fügte an: »Ich war gestern Abend feiern. Es ist ein wenig später geworden.«
    »Deshalb möchten wir Sie befragen.«
    »Wie das?«
    »Bei der Veranstaltung hat es zwei Geschädigte gegeben.«
    »Ist jemand bestohlen worden?«
    »Ja«, sagte Christoph. »Man hat einem Menschen das Leben geraubt.«
    Es entstand eine längere Pause. »Das ist doch nicht wahr?«, sagte
Blödorn ungläubig. »Ich bin nur zufällig da gewesen. Die Offiziellen des
Landkreises hatten keine Zeit und mussten anderen dringenden Terminen
nachkommen. Ich kann gar nichts sagen. Am besten ist es, Sie wenden sich an den
Landrat.«
    »Nein! Wir benötigen die Aussagen der Teilnehmer. Und eine
Speichelprobe. Sie haben doch nichts dagegen einzuwenden?«
    »Ich? Ja, aber … warum denn?

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