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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zentralnervensystem
gehört. Verletzungen an der Medulla oblongata sind immer tödlich«, fiel ihm
Christoph ins Wort.
    Große Jäger zog die Stirn kraus und spitzte die Lippen. »Wenn du
alles besser weißt, muss ich ja nicht weiterreden«, sagte er gespielt
beleidigt.
    »Wenn ich dem Onkel Wilderich jetzt ein Stück Zucker reiche …
erzählst du mir dann auch das Ende der Geschichte?«
    »Statt Zucker würde es auch eine Tasse Kaffee tun.« Der
Oberkommissar hielt Christoph den Becher mit den Gebrauchsspuren hin.
    Nachdem Christoph aus der Kanne der Kaffeemaschine, die auf der
Fensterbank vor sich hin blubberte, nachgeschenkt hatte, fuhr Große Jäger fort:
»Es waren mehrere Schläge, die der Täter ausgeführt hat. Der Rechtsmediziner in
der Kieler Uni …«
    »Dr. Diether?«, unterbrach ihn Christoph.
    »Mein Gott. Das ist doch egal, ob Dieter, Franz-Karl oder
Fürchtegott … Der Rechtsmediziner ist ziemlich sicher, dass es drei
Schläge waren.«
    »Da hat jemand in unkontrollierter Wut zugeschlagen«, unterbrach ihn
Christoph erneut. »Dafür spricht auch, dass das Tatwerkzeug vermutlich von dem
Lkw entwendet wurde. Ein Mörder, der mit Vorsatz tötet und seinem Opfer
auflauert, der schlägt einmal zu. Und er bringt die Tatwaffe mit.«
    »Es sprich viel dafür, dass Mirko Dreschnitzki der Täter ist«,
überlegte Große Jäger laut. »Schließlich wusste der junge Mann, wo er den
schweren Hammer findet. Ihm war bekannt, dass ein solches Werkzeug auf der
Pritsche des Transits lag.« Plötzlich klopfte Große Jäger energisch mit der
Spitze von Zeige- und Mittelfinger auf die Schreibtischplatte. »Lässt du mich
endlich einmal ausreden? Das ist von Übel, welche Dynamik du an den Tag legst.«
Er fingerte ein paar der altertümlichen Metallhandschellen hinter seinem Rücken
hervor und wedelte damit vor Christophs Augen. »Wenn du jetzt nicht fünf Minuten
leise bist, werde ich dich ruhigstellen. Das war noch nicht alles. Die große
Überraschung kommt noch.«
    Große Jäger legte eine effektvolle Kunstpause ein. »Es gibt keine
weiteren Anzeichen für Gewaltanwendungen. Keine Prellungen, keine Schürfwunden,
keine Hämatome. Nichts. Aber …«
    »Nun mach es nicht so spannend.«
    »Vor diesem Hintergrund ist das, was die Rechtsmediziner noch
festgestellt haben, besonders überraschend: Heike Bunge hatte kurz vor ihrem
Tod Verkehr.«
    »Bitte?« Das war wirklich eine unerwartete Neuigkeit.
    »Das steht fest. Der Pathologe hat das unzweifelhaft festgestellt.
Er hat auch die DNA -Probe des Mannes
sicherstellen können.«
    »Hat schon ein Abgleich stattgefunden?«, fragte Christoph
ungeduldig. Dafür streifte ihn ein böser Blick des Oberkommissars.
    »Niemand kann hexen. Der Mord hat natürlich Vorrang. Deshalb liegen
uns auch noch keine Laborbefunde zu Elena Petrescu vor. Der Fall wäre ja
einfach aufzuklären, wenn die DNA mit der
Dreschnitzkis übereinstimmt. Und mit ein bisschen Glück findet sich sein
genetischer Fingerabdruck auch bei Schwester Heike wieder.«
    »Das wäre zu einfach«, gab Christoph zu bedenken. »Wenn bei Heike
Bunge keine Spuren einer Gewaltanwendung festgestellt werden konnten, Schwester
Elena aber anscheinend brutal missbraucht wurde, verstehe ich das nicht.«
    »Wenn sich der Täter zunächst an Schwester Heike vergangen hat
und …«
    »Aber das sind doch keine Spuren«, warf Christoph ein.
    »Vielleicht hat der Täter sie bedroht. Mit einem Messer. Die Frau
war so geschockt, dass sie alles über sich hat ergehen lassen. Wehrlos. Danach
hat sie gedroht, den Vergewaltiger anzuzeigen.«
    »Da waren doch viele Menschen. Sie hätte nach der Tat doch nur Alarm
schlagen müssen.«
    Große Jäger wiegte den Kopf. »Ich glaube, als Männer können wir kaum
verstehen, was in einer missbrauchten Frau vorgeht. Das ist so ungeheuerlich,
dass der klare Verstand ausgeschaltet wird. Wir dürfen nicht von rationalen
Gedanken ausgehen. Da ist vermutlich alles durcheinandergeraten beim Opfer. Es
will nur schnell weg. Schämt sich. Fühlt sich besudelt. Genau das hat uns
Wilken Piepgras, Schwester Elenas Freund, geschildert.«
    »Das mag ja sein«, sagte Christoph nachdenklich. »Aber auch der
Täter befindet sich in einer außergewöhnlichen Stresssituation. Es ist
unvorstellbar, dass er nach der Vergewaltigung Schwester Heikes diese verfolgt,
weil er Angst vor Entdeckung hat, sie erschlägt, versteckt und anschließend die
nächste Frau missbraucht. Er muss sich doch im Klaren sein, dass seine

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