Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
werden nun bedroht?«
    »Nein. Mir geht es gut.« Danach hatte Christoph gar nicht gefragt.
Sie schluckte heftig. »Ich … wir … Herr Zehntgraf hat vor der
Veranstaltung darauf hingewiesen, dass Alkohol für uns tabu sein sollte. Wir
waren zum Servieren eingeteilt. Und für die Betreuung der Gäste. Da passt es
nicht, wenn wir Frauen auch trinken.« Sie zögerte und war unsicher, ob sie
weitersprechen sollte. »Als ich sah, dass alle tranken, habe ich beim Einfüllen
in der Küche heimlich einen Schluck Sekt getrunken. Aus dem einen Schluck wurde
ein Glas. Dann habe ich den Rest aus einer weiteren Flasche in mein Glas
geschüttet. Ich bin das nicht gewohnt. Irgendwann wurde ich duselig im Kopf.
Daraufhin habe ich mich eine halbe Stunde in eines der Patientenzimmer zurückgezogen.«
    »In welches?«
    »Zimmer 23«, antwortete Schwester Beate schnell. »Dort habe ich auch
übernachtet. Bitte.« Sie sah Christoph flehentlich an. »Verraten Sie mich
nicht. Das gibt sonst Ärger.«
    »Das hätten Sie mir gleich sagen können. Es hätte uns manche
Fehlinterpretationen erspart.«
    »Entschuldigung«, sagte Schwester Beate kaum hörbar und schien
erleichtert zu sein, als Christoph ging.
    Im allgemeinen Durcheinander fragte Christoph eine Frau im blauen
Kittel, die einen Staubsauger hinter sich herzog: »Sind Sie das Zimmermädchen?«
    »Nix Zimmermädchen«, radebrechte die Frau. »Heißt Hauswirtschaft. Du
gehen zu Daniela. Da.« Sie zeigte zum Ende des Flurs.
    Christoph folgte dem Gang, bis er laute Stimmen hörte. Eine Gruppe
von Frauen in den gleichen blauen Kitteln stand zusammen und debattierte. Sie
unterbrachen ihren Disput, als er näher kam.
    »Ich suche Daniela«, sagte er. »Leider kenne ich keinen Zunamen.«
    Eine stämmige Frau, sie mochte Anfang dreißig sein, sah ihn an. »Ich
bin’s.« Sie lachte und zeigte dabei eine Zahnlücke. »Ich bin für alle im Haus
Daniela. Sie sind von der Polizei?«
    Christoph nickte. »Wurde das Zimmer 23 in der Nacht zum Freitag
benutzt?«
    »Das war eine Schweinerei«, schimpfte Daniela und stemmte ihre Hände
in die Hüftrundungen. »So eine Ferkelei.«
    »War das so schlimm, dass jemand dort geschlafen hat?«
    »Das nicht, aber das Wie. Richtig ekelig war das. So dicke Flecken
in der Bettwäsche. Eine Zumutung.«
    »Sie meinen …?«
    »Genau. Igiittt!« Daniela schüttelte sich bei der Erinnerung. »Aber
das war nicht die 23, sondern die 17.«
    »Nicht Zimmer 23?«
    »Nein. Das wüssten wir. Mit der 23 war alles in Ordnung. Oder,
Franca?«, fragte sie eine zierliche Frau mit einem verhärmten Gesicht.
    »Sì«, nickte Franca.
    Eilig ging Christoph zum Schwesternzimmer zurück. Beate hatte ihre
Arbeit wieder aufgenommen.
    »Haben Sie sich in der Zimmernummer geirrt?«, fragte er.
    »Nein«, stotterte sie und wurde rot.
    »Die Kollegin von der Hauswirtschaft sagte mir, dass Zimmer 17 benutzt
worden wäre, aber nicht das Zimmer 23.«
    »Ich … habe die Bettwäsche mit nach Hause genommen, gewaschen
und heimlich wieder bezogen. Es sollte doch keiner merken.«
    »Haben Sie mitbekommen, wer im Zimmer 17 geschlafen hat?«
    »Nein. Wirklich nicht.«
    Christoph sah sich die Räume an. Tatsächlich lagen die beiden Zimmer
so weit auseinander, dass man möglicherweise nichts gehört hatte.
    Er kehrte noch einmal zu Daniela zurück.
    »Haben Sie die beschmutzte Bettwäsche noch?«
    Sie sah ihn entgeistert an. »Die haben wir sofort gewaschen.«
    Damit war eine mögliche Spur vernichtet. Es wäre aufschlussreich
gewesen zu wissen, wer das Zimmer 17 benutzt hatte. War dort eventuell
Schwester Elena missbraucht worden? Christoph machte sich auf den Weg zurück
nach Husum. An der Ortseinfahrt Hattstedt kam ihm der Gedanke, noch einmal mit
dem Nachbarn zu sprechen. Er hielt direkt vor dem Haus, das als eines der
wenigen bereits erkennen ließ, dass sich der Hausherr mit der Anlage des
Gartens auseinandersetzte.
    Lothar Lange öffnete die Tür und erkannte ihn wieder. »Kommen Sie
rein«, bat er Christoph ins Haus. Auf dem Tisch lagen die Husumer Nachrichten.
    »Ohne meine Zeitung fehlt mir etwas«, erklärte Lange und ließ sich
in einen der bequemen Sessel nieder, nachdem er Christoph den zweiten angeboten
hatte. »Meine Frau ist ins Dorf zum Einkaufen.« Er blinzelte gegen die Sonne,
die durchs Fenster fiel. »Haben Sie den Mörder schon?«, fragte er. Es klang
nicht neugierig, Lothar Lange zeigte Anteilnahme.
    »Wir verfolgen noch mehrere Spuren. Dabei ist es für uns

Weitere Kostenlose Bücher