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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hatte rot umränderte Augen und eingefallene Wangen.
Mit einer Handbewegung lud er die beiden Beamten ins Haus. Es sah wüst aus.
Bunge schien nicht aufgeräumt, sondern alles dort liegen gelassen zu haben, wo
er es gerade in Händen hielt. Benutztes Geschirr, Papiere und aufgeschlagene
Ordner lagen wild durcheinander.
    Bunge hatte Christophs Blick bemerkt. »Entschuldigung«, sagte er
müde, »aber das ist alles zu viel. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Der
ganze Papierkram, die Abstimmung mit dem Beerdigungsunternehmer. Das lenkt mich
ein wenig ab. Ich habe meine Frau verloren.« Obwohl Bunge sich bemühte, konnte
er seine Gefühle nicht zurückhalten. Er verzog das Gesicht. Dann begann er,
hemmungslos zu weinen.
    Die Polizisten ließen ihm Zeit. Sie wussten, dass manche Menschen
etwas länger benötigen, um zu verstehen, dass ein Angehöriger gewaltsam ums
Leben gekommen ist, dass der Tod endgültig ist und die Konsequenzen unumkehrbar
sind. Und erneut musste er den Mann befragen, so schwer es ihm auch fiel.
    »Wir können davon ausgehen, dass der Staatsanwalt den Leichnam Ihrer
Frau noch in dieser Woche freigibt«, sagte Christoph vorsichtig.
    Bertram Bunge bewegte den Kopf, als würde er nicken wollen.
»Leichnam. Den Leichnam«, sagte er leise, kaum wahrnehmbar. Tonlos bewegte er
die Lippen. Dann sah er Christoph mit traurigem Blick an. »Leichnam. Ja?« Die
Hände verkrampften sich. »Leichnam! Leichnam!« Während er das Wort mehrfach
wiederholte, wurde er immer lauter. Zum Schluss schrie er es. »Leichnam! Wissen
Sie, was sich hinter diesem ekelerregenden Begriff versteckt? Meine Frau!« Er
versenkte sein Gesicht in die Handflächen und schluchzte. Plötzlich schoss sein
Arm vor, und er zeigte auf die Couch. »Dort hat Heike gesessen. Die Beine
hochgezogen und unter den Po geklemmt. Mit beiden Händen hat sie ihren
Teebecher umklammert und mich über den Rand angeblinzelt. Ikarus, hat sie zu
mir gesagt.« Er blickte auf. »Klingt das nicht dumm? Ikarus? Weil ich oben auf
den Windmasten arbeite, hat sie mich so genannt.«
    »Wir können uns immer noch kein Bild von der Beziehung Ihrer Frau zu
Hildegard Oehlerich machen«, begann Christoph vorsichtig.
    »Catori! So nennt sich die alte Hexe. Die tickt doch nicht sauber im
Oberstübchen. Die und ihr ganzes Hexengedöns. Heike ist so ein kluger Mensch.
Und verantwortungsbewusst. Das hat ihr jeder bescheinigt, der beruflich mit ihr
zu tun hatte. Und jeder mochte sie, egal ob Nachbarn oder Freunde.«
    »Haben Sie viele Freunde?«
    »Dafür ist wenig Zeit geblieben. Ich war meistens die ganze Woche
über unterwegs. Und Heike hat, seitdem sie in dieser komischen Klinik arbeitet,
auch jede Menge Arbeit um die Ohren. Da waren die Nachbarn. Langes nebenan«,
dabei zeigte Bunge auf die Zimmerwand, »das sind unheimlich nette Leute. Immer
freundlich, immer hilfsbereit, ohne dabei aufdringlich zu sein. Dann sind da
noch Ben-Reiner Graf und Familie aus Breklum. Und eine ehemalige Kollegin von
Heike. Caro aus Osterhever.«
    »Caro?«
    »Caro Jacobs.«
    »Und wie stand Ihre Frau zu Catori?« Christoph benutzte mit Bedacht
den selbst gewählten indianischen Namen Hildegard Oehlerichs.
    Bunge sprang hastig auf. »Kommen Sie mal mit«, forderte er die
Beamten auf und winkte hektisch, als ginge es ihm nicht schnell genug.
    Er führte sie die Treppe hoch in ein Zimmer unter dem Dach. Es sah
aus, als hätten in diesem Raum ausgediente Möbel ihre letzte Ruhestätte
gefunden.
    »Das ist Heike Zimmer. Da!«, sagte er plötzlich laut und wies auf
einen runden Reif mit drei daran baumelnden Federn. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Ein Mobile«, riet Christoph. »Ich vermute, dass es eine bestimmte
Bedeutung hat. Ein Symbol? Ein Talisman?«
    »Das ist ein Traumfänger«, sagte Bunge scharf. »Diesen Blödsinn hat
ihr die alte Hexe eingeredet. In dem Ding sollen die bösen Träume hängen
bleiben, und nur die guten kommen durch. Und an solchen Quatsch sollte Heike
glauben. Und überhaupt. Ständig erhielt Heike Angebote. Mal sollte es ein
Feuerlauf sein, dann ein Seminar oder eine Schwitzhütte.«
    »Eine Schwitzhütte? Was ist das? So eine Art Sauna?«, mischte sich
Große Jäger ein.
    »Ach – was weiß ich. Da bauen die sich so ein Gestell, und dann
setzen die sich splitternackt da rein, um sich geistig zu reinigen. Das ist
vielleicht ungerecht, was ich jetzt sage, aber die alte Hexe hat immer mehr
Einfluss auf Heike gewonnen. Und dann war da noch dieser …« Bunge

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