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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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aufgetan
haben.«
    »Führt uns nicht jeder neue Tag zu neuen Erkenntnissen?«, sagte sie
vieldeutig. »Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?«
    Er warf einen Blick auf die Glaskanne mit einem undefinierbaren giftgrünen
Getränk und lehnte dankend ab.
    Christoph zeigte auf mehrere kreisrunde Reifen aus Weide, die
dekorativ an der Hauswand hingen und in die jeweils ein Geflecht wie bei einem
Tennisschläger eingearbeitet war. Die Reifen waren mit Lederschnüren, Perlen
und Federn kunstvoll verziert. Christoph tippte auf die Art Spinnennetz.
    »Das ist kein Kunststoff?«, fragte er.
    Catori sah ihn halb belustigt an. »Sie klingen wie ein Ignorant.
Selbstverständlich werden für die Traumfänger nur natürliche Materialien benutzt,
so wie es die Indianer seit Jahrhunderten zu tun pflegen. Er ist uraltes
Kulturgut der nordamerikanischen Indianer.« Sie fuhr fast zärtlich mit ihren
knochigen Fingern über die Maschen. »Die Abstände sind mit einem Maß aus
Hirschhorn vermessen«, erklärte sie. »Das komplizierte Netz in der Mitte
beschützt vor Alpträumen. Es fängt sie ab, und mit dem Tageslicht werden sie
verbrannt. Die guten Träume finden den Weg über das Geflecht in der Mitte und
gleiten über die Federpendel zum Schläfer.«
    »Die verkaufen Sie?«, fragte Christoph und suchte vergeblich ein
Preisschild.
    »Ideal ist es, wenn die Menschen den Traumfänger selbst basteln«,
wich Catori aus. »Aber in der heutigen Zeit haben manche nicht mehr die Muße
dafür. Da helfe ich mit diesen hier. Die habe ich alle gearbeitet.«
    »Und Heike Bunge hat ihre Traumfänger auch bei Ihnen bezogen?«
    Hildegard Oehlerich schien sich an der von Christoph bewusst
gewählten Vokabel »bezogen« zu stoßen. Es klang ihr zu geschäftsmäßig.
Christoph spürte, dass die Frau ungern über diese Seite ihres schamanischen
Engagements sprach.
    »Heike hat sich meiner Traumfänger bedient«, sagte sie ausweichend.
    »Erklären Sie mir bitte einmal, was ein Schamane ist.«
    Misstrauisch beäugte Catori Christoph.
    »Für die Indianer haben religiöse Praktiken immer eine große Rolle
gespielt, sei es im Hinblick auf einen persönlichen Geist oder ein Totem.
Lassen Sie es mich verständlich erklären. Fußball ist in Deutschland ein
Breitensport. Millionen spielen selbst Fußball im Verein, aber nur wenige davon
schaffen es in den bezahlten Fußball. Wenn Ihnen ein Sportler begegnet, der in
der Regionalliga kickt, werden Sie vermutlich sagen: Der muss etwas können.
Dennoch hat es nicht für eine der drei Bundesligen gereicht. Über wie viel
außergewöhnliches Talent müssen Sie verfügen, um zu den anerkannten Stars der
ersten Liga zu gehören? Wie werden Sie Nationalspieler? Mit Talent und eifrigem
Training, also Übung und Erfahrung. Genauso ist es im Umgang mit der geistigen
Welt. Schamanen haben einen besseren Zugang zur geistigen Welt, der auf
außergewöhnliche Kräfte zurückzuführen ist, auf Wissen und Erfahrung. Schamanen
sind im weitesten Sinne geistige Führer.«
    »Sie selbst würden sich als ein solcher bezeichnen?«
    »Ja«, sagte sie selbstbewusst. »Irgendwann habe ich die Energie und
Kraft gespürt, die in mir wohnt. Und so gebe ich dies heute dankbar weiter.«
    »Ist Chip auch ein Schamane?«
    »Chip?«, fragte Catori. Ihre Ahnungslosigkeit schien nicht gespielt.
    »Heikes Ehemann sprach von jemandem, der so ähnlich heißt und den Heike
über Sie kennengelernt hat.«
    »Sie meinen ›Chuchip‹. Das ist aus der Sprache der Hopi-Indianer und
heißt ›Geist des Hirsches‹. Der Hirsch ist ein bedeutendes Krafttier.«
    Christoph unterließ es, nach der Bedeutung eines Krafttieres zu
fragen. Er wusste, dass man darunter ein Totem verstand, eine Tierart, der
bestimmte Eigenschaften zugeschrieben wurden und die als religiöses Symbol den
Menschen ein ganzes Leben lang begleiten sollte. Es sollte ein Geist in
Tierform sein. Christoph reichte das Durcheinander aus Spirituellem, Geistern
und Überirdischem. Das war nicht seine Welt. Mochte Catori glauben, was sie
wollte, auch wenn es nur eine Masche war, um Geld zu verdienen.
    »Dieser Chuchip ist also auch ein Schamane?«, nahm Christoph das
Thema wieder auf.
    Catori schien einen kurzen Augenblick in Ehrfurcht zu erstarren.
»Chuchip ist ein großer Lehrer. Er ist mit besonderen Gaben ausgestattet.«
    »Kannte Heike Bunge ihn?«
    »Ja. Sie hat ihn verehrt.«
    »Es gab also Treffen zwischen den beiden.«
    Catori hatte Christophs Unterton verstanden. »So kann man es

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