Tod im Moseltal
sich machen lässt.«
»Gut, ich ruf bei den Kollegen in Koblenz an, dass die Ährenberg ausquetschen, was der in den letzten zwei Wochen gemacht hat. Wenn sich die Spur erhärtet, müssen zwei von uns ihn morgen vernehmen.« Er schaute auf seine Uhr. »Wir haben jetzt halb elf, um drei Uhr treffen wir uns wieder hier. Dauert das Verhör länger, melden wir uns. An die Arbeit.«
Als alle Kollegen sein Büro wieder verlassen hatten, dachte Buhle kurz darüber nach, was für ein guter Chef Paul Gerhardts gewesen wäre. Aber er hatte sich für seine Familie und gegen eine Karriere entschieden.
Er griff zum Hörer und wählte aus dem internen Telefonbuch die Privatnummer von Klara Haupt. Ihre Begrüßung war alles andere als erfreut.
»Frau Haupt, ich glaube, ich muss mich Ihnen noch erklären.«
»Sie hatten dafür von Montag bis Freitag ausreichend Zeit und wollen mir nun erzählen, am Samstag fällt Ihnen das ein?«, raunzte sie ihn an.
»Nein, es gibt noch einen anderen Grund …«
»… und der ist so wichtig, dass Sie mein freies Wochenende stören müssen?«
»Ja.«
Klara Haupt murmelte irgendetwas von »sonst auch nicht gefragt werden«, »nie abschalten können« und »er solle das Vorgeplänkel lassen und endlich sagen, was er wolle«. Buhle überhörte die ersten Äußerungen und beantwortete nur die letzte Aufforderung.
»Wir haben im Mordfall Avelsbach möglicherweise eine neue Spur, die nach Luxemburg führt, und wir müssen dringend …«
Er hörte, wie Glas zu Bruch ging und darauf eine Fluchorgie folgte, die er der sonst so beherrschten Staatsanwältin nicht zugetraut hätte. Dann war das Gespräch unterbrochen. Ratlos hielt er den Hörer in der Hand und überlegte, ob er auf einen Rückruf warten sollte oder ob er es gleich oder in ein paar Minuten oder vielleicht besser erst in einer Stunde noch einmal probieren sollte. Die Entscheidung wurde ihm vorerst abgenommen, als sein Telefon klingelte. Reflexartig wollte er das Gespräch annehmen, als er merkte, dass es die Klingeltöne seines Handys in der Außentasche des Jacketts waren. Überrascht nahm er den Anruf entgegen.
»Hallo, Christian, bist du es?« Ducard klang sauer.
»Ja, Henri, ist was geschehen?«
»Heute Morgen wurde bei uns eine tote Frau gefunden. Sie ist ermordet worden. Anscheinend handelt es sich um eine Deutsche, die mit einem Luxemburger verheiratet war. Sie arbeitete seit der Trennung von ihrem Mann als Prostituierte, vor allem in Belgien. Wir müssen ihre Identität noch abschließend prüfen.« Er stockte kurz. Buhle hörte im Hintergrund Schritte. Ducard schien also im Gehen zu telefonieren. »Ich halte zwei Morde an Prostituierten in unserer Region in nur zwei Wochen für einen zu großen Zufall. Wir sollten sicherstellen, ob es Zusammenhänge gibt oder nicht. Wo bist du jetzt?«
»Im Büro.«
»Sehr gut. Ich maile dir gleich ein Foto der Toten und die ersten Personendaten durch. Du meldest dich, wenn dir was auffällt, ja?«
»Natürlich. Bist du auch in deinem Büro?«
»Teilweise, versuch es besser auf meinem Handy. Addi.«
»Henri, alles Gute zum …«
Ducard hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
Buhle fühlte Anspannung in sich aufsteigen. Wie immer, wenn er eine entscheidende Phase in einem Fall erwartete. Bewegungslos verharrte er vor dem Bildschirm, bis ihn das Tonsignal der eingehenden E-Mail erlöste.
Nachdem er die Mail mehrmals hintereinander studiert hatte, griff er zum Telefon und wählte die Nummer von Marion Reens.
»Was für eine Überraschung, gibt es etwas Neues?«, fragte sie hörbar erfreut.
»Ja, aber darüber kann ich jetzt noch nichts sagen. Ich habe aber eine dringende Bitte: Hast du ein oder mehrere aktuelle Fotos von dir, die dich im Ganzen und als Porträt zeigen und die du mir möglichst sofort zumailen kannst?«
»Ich hoffe, nicht für ein Fahndungsfoto oder für die Presse.«
Buhle atmete vor Anspannung tief durch. »Nein, natürlich nicht. Ich benötige sie zum Vergleich mit einem anderen Foto. Das aus deinem Pass ist zu alt und sieht dir nur bedingt ähnlich. Bitte, es ist wirklich dringend.«
»Okay. Du versprichst mir, dass ich keines der Fotos in den nächsten Tagen in der Zeitung sehe?«
»Soweit es in meiner Macht steht, verspreche ich dir das. Aber die Fotos werden Teil der Ermittlungsakten werden, allerdings zu deiner Entlastung. Das kann ich dir sicher versprechen.«
»Ihr seid etwas kompliziert. Okay, ich schaue nach.«
»Wann kann ich damit
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