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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Gerhardts erwiderte seinen Blick ruhig. Schon auf der Rückfahrt von Avelsbach hatte er Buhle gesagt, dass er diesen Fall bei Weitem nicht so klar sehe, wie es die Sachlage erscheinen ließ. Natürlich gab es einige Ungereimtheiten, wie auch das Fehlen dieser Bettwäsche. Einige Untersuchungsergebnisse standen auch noch aus. Aber momentan sah Buhle nicht viel Interpretationsspielraum bezüglich des Hauptverdächtigen.
    Nikolas Steffen war deutlich anzusehen, wo er jetzt viel lieber wäre: in seinem Bett, egal ob mit oder ohne seine neue Freundin. Er hatte schon seit sieben Uhr im Brüderkrankenhaus der Obduktion beiwohnen müssen. Das ausgedehnte Gähnen zeigte die metallisch glänzenden Folgen einer vernachlässigten Zahnhygiene in jungen Jahren.
    Der Letzte in der Runde war der leitende Kriminaltechniker Lutz Grehler zu seiner linken Seite. Aus der Zusammenfassung der Spurensicherung erhoffte sich Buhle die meisten Erkenntnisse.
    »So, es ist genau zehn Uhr. Danke, dass ihr alle gekommen seid. Ich denke, es passt keinem so richtig in den Kram, am Feiertag hier auftauchen zu müssen. Ihr wisst aber, worum es geht. Tragen wir zusammen, was wir an Infos haben. Da Lutz und Tim dankenswerterweise auch da sind, werden wir uns sicher ein umfassendes Bild von der Situation machen können. Am wichtigsten sind zunächst die Befunde der Rechtsmedizin. Wie weit seid ihr gekommen, Tim?«
    Kordonbowski richtete sich auf. Sein dünner, fast zwei Meter langer Körper überragte alle Anwesenden am Tisch. Kordonbowski war vor fast genau einem Jahr in der Gerichtsmedizin in Mainz dem damaligen Chef Otto Greis gefolgt. Schnell stellte sich heraus, dass die rheinland-pfälzische Polizei mit seiner Einstellung ausgesprochenes Glück hatte. Seit ein paar Monaten galt das besonders für die Trierer Kripo. Kordonbowski hatte sich in die junge Melanie Schreier vom Betrugskommissariat verliebt und hielt sich entsprechend häufig in der Moselstadt auf.
    »Guten Morgen erst mal. Mela ist stinksauer. Sie hat Freunde zum Brunch eingeladen und … na ja, ich sollte da jetzt auch bald mal wieder auftauchen.« Kordonbowski deutete ein verschmitztes Lächeln an, das vermuten ließ, dass er vorher lieber im Obduktionssaal als in der Küche gestanden hatte. »Aber nun zur Sache.
    Die Todesursache lag auf der Hand, und wir können sie bestätigen. Das Opfer erhielt insgesamt sieben Messerstiche, wovon je zwei in Herz und Lunge tödlich waren. Die anderen drei Stiche trafen die Bauchhöhle, verletzten zum Teil die inneren Organe und hätten später wohl auch zum Tod geführt. Der Täter ging also auf Nummer sicher. Dabei macht es nicht den Anschein, als ob hier wahllos oder im Affekt zugestochen worden wäre. Vielmehr sind die Stiche sehr geordnet über den Körper verteilt. Etwas merkwürdig ist allerdings, dass die Einstichkanäle sehr unterschiedlich ausgerichtet und tief sind. Fast als ob der Täter beim Zustechen räumlich eingeengt gewesen wäre. Da die Tat aber mit großer Sicherheit am Fundort erfolgte, ist ein Hindernis, nach den Fotos zu urteilen, nicht gegeben, und Niko hat das ja auch bestätigt. Ein Stich ins Herz war deutlich tiefer als die anderen. Gut möglich, dass es der erste Stich gewesen ist, der zum sofortigen Herzstillstand und Tod führte. Wenn die anderen Stiche erst kurze Zeit später erfolgten, könnte dies erklären, warum trotz der zahlreichen Wunden der Blutverlust eher gering war.«
    Während Kordonbowski seine Ausführungen zum Tathergang machte, projizierte Nicole Huth-Balzer die Fotos der Toten an das digitale Whiteboard. Alle schauten deshalb nicht den Mediziner an, sondern blickten Richtung Wand.
    »Warum, verdammt noch mal, sollte der Mörder siebenmal zustechen, wenn der erste Stich schon tödlich war? Und dann auch noch zeitversetzt. Das ist doch totaler Schwachsinn.« Das waren die ersten zusammenhängenden Sätze, die Reuter an diesem Morgen zu seinen Kollegen sagte, und schon erntete er dafür von Gerhardts und Steffen süßsaure Mienen. Buhle und Kordonbowski schienen davon nicht berührt.
    »Was den Täter dazu veranlasst hat, müsst ihr herausfinden, Michael. Ich kann euch nur sagen, was ich aus dem Körper der Toten lesen kann«, antwortete Kordonbowski ruhig. »Dass er gleichmäßig und ohne Gegenwehr zustechen konnte, erklärt sich daraus, dass das Opfer zur Tatzeit vermutlich an Händen und Füßen festgebunden war. Entsprechende Druckstellen befinden sich an allen vier Gelenken. Es handelt sich um

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