Tod im Moseltal
großflächig ausgeprägte Hämatome, was auf breite Fesseln und erheblichen Widerstand schließen lässt.«
»Breite Fesseln kann ich bestätigen.« Lutz Grehler schob sich etwas näher an den Tisch heran. »Wir haben im Mülleimer vier aus Handtüchern geschnittene Bänder gefunden. Der Rest war zusammengeknüllt und mit jeder Menge Speichel bedeckt. Hatte die Tote einen Knebel?«
»Wir haben Baumwollfasern zwischen ihren Zähnen gefunden. Sie sind schon bei euch. Könnte also gut zusammenpassen. Dass sich das Opfer ans Bett fesseln ließ, kann natürlich verschiedene Gründe haben. Nach Sexspielchen sehen diese provisorischen Fesseln allerdings eher nicht aus. Es kann gut sein, dass die Frau vorher betäubt wurde: Wir konnten eine schwache Dosis K.-o.-Tropfen nachweisen, und zwar Gammahydroxybuttersäure, kurz GHB oder auch als Liquid Ecstasy bekannt. Vielleicht war die Betäubung zu schwach, und der Täter hat aus Panik, dass die Vergewaltigung rauskommt, das Opfer mundtot gemacht.«
Wieder schaltete sich Grehler ein:
»Wir haben in der Manteltasche von Thomas Steyn ein kleines Fläschchen gefunden. Die Substanz ist noch im Labor, aber es würde mich sehr wundern, wenn wir da nicht schon wieder Übereinstimmung hätten.«
»Macht wieder keinen Sinn. Warum erst betäuben, dann fesseln, einmal richtig zustechen, warten und noch sechsmal ein bisschen mit dem Messer rein. Was soll das?«, grummelte Mich Reuter erneut dazwischen.
»Komm, Mich, lass Tim weitermachen. Wir sind doch noch in der ersten Sammelphase.« Buhle wandte sich wieder zu Tim Kordonbowski. »Wie genau konntet ihr denn den Todeszeitpunkt festlegen?«
»Ziemlich exakt zwischen vier und halb fünf Uhr morgens.«
»Also genau dann, als Steyns Uhr stehen geblieben ist«, bemerkte Steffen. Kordonbowski sah ihn fragend an. »Die Uhr des Hauptverdächtigen Thomas Steyn hat um genau vier Uhr zwölf ihren Geist aufgegeben. Christian hatte es mitbekommen und ihm die Uhr vor seiner Festnahme abgeholt. Oder stimmt das etwa nicht, Chef?« Steffen schaute verwirrt zu Buhle hinüber, der mit geschürzten Lippen den Kopf geschüttelt hatte.
»Doch, Niko, natürlich, ich hab Steyn seine Uhr ab-ge-holt.« Buhle war nun schon einige Jahre in Wittlich und Trier, aber an die Eigenart der Einheimischen, »nehmen« grundsätzlich und in jeder Kombination durch »holen« zu ersetzen, würde er sich wohl nie gewöhnen können. »Also mal an-ge-holt, die Uhr ist durch einen Schlag oder Ähnliches kaputtgegangen, wird das Steyn ja wohl nicht im Schlaf passiert sein. Er hat aber bestritten, in der Nacht noch auf gewesen zu sein. Auch wusste er nicht, dass die Uhr nicht mehr ging, bis er nachmittags nachschauen wollte, wann seine Familie zurückkommen würde.« Buhle schaute zu Lutz Grehler hinüber. »Habt ihr schon herausgefunden, was mit der Uhr los ist?«
»Haben wir. Ich mach es aber spannend und lass erst mal unseren jungen ›Post-Doc‹ seine Ausführungen beenden. Ihr wollt ja von mir eh noch ein bisschen mehr wissen, oder?«
Buhle nickte. »Gut. Also, Tim, was hat dir die Tote noch mitgeteilt?«
»Einiges.« Kordonbowski streckte seinen dünnen Oberkörper. »Dass um den Genitalbereich der Toten Sperma gefunden wurde, hattet ihr mir ja mitgeteilt. Wir haben dann auch in der gesamten Scheide weitere Spermaspuren sichergestellt. Dabei scheint die Tote in den letzten Stunden oder Tagen vor ihrem Tod öfter Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, jedenfalls hatten die Spermien unterschiedliche Lebensalter. Merkwürdigerweise waren die in der Scheide beziehungsweise im Scheidenvorhof deutlich mobiler, also jünger, als die im Fornix vaginae, dem hinteren Scheidengewölbe. Wir haben unterschiedliche Proben entnommen und lassen die DNA feststellen. Von der Konstitution der Vagina zu schließen, schien die Frau übrigens sehr oft Verkehr gehabt zu haben. Ihr solltet auch im Prostituiertenmilieu nachforschen.«
Kordonbowski nahm eine Wasserflasche von der Tischmitte und schenkte sich ein Glas halb voll. »Außerdem waren noch leichte, aber frische Wunden im Bereich der Schamlippen und der Vagina zu erkennen. Das deutet möglicherweise auf einen heftigen Beischlaf oder sogar auf eine Vergewaltigung hin, kann aber auch durch einen anderen härteren Gegenstand verursacht worden sein. Habt ihr da was gefunden?«
Grehler und Reuter schüttelten die Köpfe.
»Lutz, habt ihr außerhalb des Tatorts weitere Spermaspuren gefunden?«, hakte Buhle nach.
»Ja, auch auf der
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