Tod im Moseltal
fließendem Wasser in der Spüle zu reinigen. Hat dann aber vergessen, die Spüle auch ordentlich sauber zu machen und den Spüllappen zu entsorgen. Ziemlich dilettantisch, wenn ihr mich fragt. Wenn die DNA passt, haben wir die Tatwaffe.«
Grehler veränderte leicht seine Sitzposition. »Wo fanden sich sonst noch Blutspuren: Im Bett der Toten natürlich, aber auch am Hemdsärmel von Steyns Schlafanzug und an dessen rechter Hand. Auf all die anderen Blutspuren in einem Haushalt mit Kindern können wir eingehen, wenn die eben genannten Funde nicht zusammenpassen, was ich allerdings bezweifle. Zur Tatwaffe noch Fragen?«
Er schaute in die Runde, aber die Kollegen blieben stumm.
»Okay, spannend wird es bei den Fingerabdrücken. Auf der potenziellen Tatwaffe waren keine zu erwarten …«, er wartete einen Moment, »… gab es aber: von Thomas Steyn, und zwar nur von ihm. Auf den anderen Messern hatten wir verschiedene Abdrücke, zumeist von Frau Steyn, auch von den Kindern, aber keine vom Mann des Hauses. Das ließe also den Schluss zu, dass er zuerst das Messer vom Blut gesäubert und anschließend, ohne auf Fingerabdrücke zu achten, wieder in den Messerblock zurückgesteckt hat. Dann würde man aber auch seine Fingerabdrücke auf dem Wasserhahn vermuten. Gibt es … aber nicht. Dafür die ganze Hand von Frau Steyn, aber an einigen Stellen verwischt, wie wenn jemand die Hebel benutzt hat, ohne selbst Spuren zu hinterlassen.«
Reuter schien sich in seiner Rolle als Zweifler wohl zu fühlen. »Tja, da stimmt wohl auch etwas nicht, Herr Detektiv.«
»Es ist zumindest mal komisch. Vielleicht findet ihr hellen Köpfe den Grund. Wenn ich mir das gerade so überlege, gibt es noch eine zweite Stelle, wo ich nach den Ausführungen vom Doc Abdrücke des Täters vermuten würde, wo aber keine sind: an der Gürtelschnalle der Toten. Wenn das Opfer wirklich betäubt und auch noch vergewaltigt wurde, hat es sich wohl kaum selbst ausgezogen. Na ja, vielleicht gibt es dafür eine Erklärung. Außer am Wasserhahn und der Gürtelschnalle hat Steyn seine Spuren jedenfalls schön gleichmäßig verteilt, was in seinem Haus noch verzeihlich wäre, aber auf der Toten? Seine Kopfhaare auf der Leiche waren schnell zu identifizieren, weil sie denen auf seinem Kopfkissen gleichen. Bei den Schamhaaren war es nicht schwieriger. Da hatte er uns dankenswerterweise eine Probe in seinem Schlafanzug hinterlassen. Klebte übrigens schön im dortigen Sperma, und das war, lieber Tim, entweder bereits eingetrocknet oder noch sehr lebendig.«
Die kurze Pause hatte sich Lutz Grehler seiner Meinung nach verdient. Der Kreis der Kollegen schwieg andächtig und wartete darauf, dass er mit seinem Vortrag fortfuhr.
»Was haben wir sonst noch: Spuren der Toten befinden sich nur im Wohnzimmer auf der Couch und am Tatort selbst. Mit einer Ausnahme: die Rotweingläser in der Küche. Eins trägt ihre Finger- und Lippenabdrücke, das andere die von Steyn.«
»Wie viel Wein haben die beiden denn getrunken?« Wie auf ein Kommando schauten alle zur Anwärterin, deren Wangen prompt die Farbe des erfragten Getränkes annahmen.
»Wir haben drei Korken im Müll gefunden. Zwei frisch geleerte Flaschen Bordeaux standen im Keller beim Weinregal, eine leere in der Küche. Die haben also ganz schön gebechert.«
»So viel Wein haben wir aber im Magen der Toten nicht gefunden. Sie hatte nur etwa null Komma zwei Promille im Blut. Dann muss Steyn ja total alkoholisiert gewesen sein.« Kordonbowski hatte die Ausführungen des Kriminaltechnikers interessiert verfolgt und den Brunch zu Hause augenscheinlich vergessen.
»Und dann hat er sie noch einmal besteigen wollen, sie mochte aber nicht, und als sie aufs Klo ging, hat Steyn ihr K.-o.-Tropfen in den Wein gekippt. Da konnte sie sich nicht mehr wehren. Ist aber aufgewacht, als er sich über sie hergemacht hat, hat sich gewehrt und die rechte Hand losgerissen, er bekam Panik und hat sie getötet.« Steffen gähnte wie zur Bestätigung, dass der Fall nunmehr abgeschlossen sei und er wieder ins Bett könne.
»Totaler Schwachsinn, Niko.« Reuter schüttelte heftig den Kopf mit dem dichten schwarzen Haar.
»Könnte doch sein.« Grehler deutete ein Lächeln an. »Nur auf dem Klo war sie nicht. Wir haben keinerlei Spuren von ihr oder irgendeiner anderen Frau im Gästebad gefunden, auch nicht auf den Türklinken oder den Türen selbst. Muss eine gute Blase gehabt haben, die Dame. Aber im Angesicht des Todes hat sie dann doch nicht
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