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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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zuschickt?«
    »Nein«, seufzte Marie. »Überhaupt keine. Was mich zusätzlich beunruhigt, ist, dass so viele Dinge gleichzeitig geschehen. Zuerst der Mord in unserem Haus, dann die Flugblätter, dein Brief, die Bilder in der Zeitung …«
    »Welche Bilder in der Zeitung?«
    Marie schaute zu ihrer Schwiegeroma, die weiterhin den Blick auf den fernen Kirchturm gerichtet hielt. »In zwei Zeitungen war ein Foto von Thomas mit einer Prostituierten abgebildet, so vermutet jedenfalls die Polizei. Dann war da noch ein Foto von Peter und mir, wie wir uns vor der Tür verabschieden. Das passt zu deinem Brief.«
    »Das sieht so aus, als ob das alles ausgeklügelt worden wäre, oder?«
    »Finde ich auch. Nur habe ich keine Erklärung, warum uns jemand so etwas antut. Peter hat auch schon gesagt, dass es hier um mehr geht, als nur jemanden aus dem Weg zu räumen. Er meint, dass jemand vorhat, Toms Ansehen unwiederbringlich zu zerstören oder das von jemand ihm Nahestehendem. Wer macht so was?«
    »Jemand, der seelisch schwer verletzt ist, oder einer, der sich ausweglos in die Enge getrieben sieht.«
    »Meinst du auch, jemand will sich an Thomas oder seiner Familie rächen?«
    »Weißt du, wenn man Thomas als Kind erlebt hat, kann man so etwas nicht ausschließen. Aber das liegt nun schon so lange zurück, und wie ich dir gesagt habe, hat er sich verändert, zum Besseren hin. Ich weiß nicht, ob jemand so weit gehen würde, um sich für Kränkungen in der Kindheit zu rächen. Was sagt denn Thomas dazu?«
    Marie drehte den Kopf in Richtung Unendlichkeit und schwieg. Nach einer Weile fragte Claudille: »Wie lange hast du ihn nicht mehr gesprochen?«
    »Seit dem Tag, an dem alles begann: Sonntag.« Marie musste sich erst mal selbst bewusst werden, dass sie Thomas in den letzten Tagen zunehmend in der Gestalt des Tatverdächtigen oder in der Rolle ihres hilfebedürftigen Mannes gesehen hatte, nicht mehr als den Menschen, dem sie nah sein wollte. Die Erkenntnis bestürzte sie.
    Dachte sie tatsächlich nur noch daran, sich und die Kinder zu schützen? Hatte sie Thomas als ihren Ehemann bereits aufgegeben, obwohl sie immer noch fest glaubte, dass er nicht der Mörder war? Wie hatte sie ihn nur ohne irgendeine Nachricht so lange allein im Gefängnis sitzen lassen können?
    »Sei jetzt nicht zu hart zu dir. Du musstest erst andere Dinge regeln. Geh mit den Kindern noch ein bisschen, dann machen wir ein Feuer im Garten. Mattis liebt es doch, am Lagerfeuer Würstchen zu grillen. Ich habe mir welche vom Metzger bringen lassen, auch Pizzateig für Stockbrot habe ich aufgetaut. Wenn wir zu Hause sind, kannst du ja nachfragen, wann du ihn besuchen kannst.«
    Als Marie nickte, rollte eine Träne über ihr erstarrtes Gesicht.
    Der Rest des Tages verlief ohne besondere Ereignisse. Marie war noch mit den Kindern durch die vielen Spalten der »Roitzbachschlüff« gestromert. Später durften Mattis und Nora auf der Feuerstelle in Claudilles Garten ein Lagerfeuer machen und grillten mit zunehmender Unbeschwertheit Würstchen und Stockbrot für sich und die zwei Erwachsenen, die es vorzogen, im warmen Haus zu bleiben. Anschließend spielten die Geschwister zusammen, und die beiden Frauen unterhielten sich über das Leben in Berdorf im Winter. Marie rief zwischendurch bei der Justizvollzugsanstalt in Trier an, bekam aber die Mitteilung, dass ein Besuch bei ihrem Mann frühestens am Montag möglich sei, wenn die erforderlichen Genehmigungen vorlägen.
    Am nächsten Morgen war es eisig geworden. Die Kaltfront, die sich schon am Vortag mit ihren typischen Wolken angekündigt hatte, war mit einem Paket polarer Luft angekommen. Marie hatte versprochen, nach Echternach zu fahren, um Schokocroissants und frisches Baguette für ein richtiges Sonntagsfrühstück zu holen. Gedankenverloren wollte sie schon ins Auto einsteigen, als sie die über Nacht vereisten Scheiben bemerkte. Zum Glück hatte Peter, die Zuverlässigkeit in Person, einen Eiskratzer im Türfach.
    Nachdem sie das Seitenfenster frei hatte und sich der Windschutzscheibe zuwandte, stutzte sie: Hinter einem der Scheibenwischer steckte ein Briefumschlag. Marie schloss die Augen. Mit einem Schlag war alles wieder präsent, was sie seit gestern Mittag hatte verdrängen wollen. Langsam ging sie zurück ins Haus und ließ sich von der überraschten und zugleich besorgten Claudille einen Gefrierbeutel geben.
    »Du handelst schon wie eine Polizistin«, versuchte sie zu scherzen. Marie antwortete mit einem

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