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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Adlon
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hingehe, mit wem ich mich treffe, wenn ich eine SMS bekomme, will er immer wissen, von wem. Fürchterlich ist das.«
    » Eine gewisse Eifersucht zeigt doch nur, dass er dich liebt.«
    » Aber doch nicht so übertrieben! Er ist besitzergreifend. Mich wundert, dass ich noch kein Brandzeichen auf der Schulter habe. 'Eigentum von Harry Koschwitz'…« Vor Lachen verschluckte sich Lissi und musste husten.
    Ein italienischer Kellner kam an ihre n Tisch, räumte die geleerten Suppenteller ab und brachte anschließend die riesige Schüssel 'Fitness-Salat' mit gebraten Putenbruststreifen.
    » Dottore, mach mal voll hier«, sagte Lissi, während sie ihr leeres Weinglas hob und spürte, dass sie schon einen leichten Glimmer hatte.
    » Naturalmente.« Giovanne füllte wie gewünscht beide Gläser.
    » Was mich aber am meisten an Harry stört, ist seine mangelnde Aufmerksamkeit. Er hört einfach nicht zu. Da könnte ich ja gleich meinem Kühlschrank Geschichten erzählen. Weißt du, einerseits so eifersüchtig sein, und andererseits interessiere ich ihn dann gar nicht. Wie passt das denn zusammen?«
    » So sind eben die Männer.«
    » Aber doch nicht alle, oder?«
    » Fast alle, nur wenn es um bestimmte Themen geht, kriegen sie große Ohren. Sanne, werde ich denn irgendwann den Richtigen finden?«
    » Klaro, heute Abend, hey, ich schwör«, sagte Susanne und zog das Wort ‚schwören‘ extrem in die Länge.
    Gegen Mitternacht fanden immer mehr Gäste den Weg in den Club. Der dröhnende Bass war nicht zu überhören, und Lissi fragte sich, ob sie mit 30 Jahren nicht zu alt für Discotheken geworden war. Vor dem Gedanken, mal eine 'Ü-30-Party‘ zu besuchen, graute ihr.
    Als die Freundinnen nebeneinander am Rande der Tanzfläche standen, wummerten die Boxen so laut, dass eine Unterhaltung ohne zu schreien nicht mehr möglich war. Also beschränkten sie sich zunächst aufs Beobachten und das gegenseitig Zuprosten. Inzwischen waren sie auf 'Charly', eine Mischung aus Cola und Weinbrand, übergegangen.
    Lissi fiel ein großer und schlanker Typ mit hübschem Gesicht und verschmitzten Augen auf, der links neben Sanne stand. Er verhielt sich so auffällig ignorant, dass Lissi annahm, er wolle was von ihrer Freundin, traute sich aber nur nicht, sie anzusprechen.
    Ein völlig talentfreier und eigenwillig gegen den Rhythmus tanzender Kerl amüsiert e den 'Ignoranten' und entlockte ihm ein einnehmendes Lachen, das verflucht ansteckend war.
    Der DJ hatte inzwischen eine Ballade von Emily Sandé aufgelegt. ‚Mr. Ignorant‘ wandte sich plötzlich an den Mann neben sich, und zwar so laut, dass die Freundinnen es mitbekamen.
    » Ey, wenn du was von der Frau rechts von mir willst, dann sag das bitte, aber drängele hier nicht ständig rum!« Dem Angesprochenen war diese Ansage so peinlich, dass er konsterniert davonschlich.
    ‚ Mr. Ignorant‘ drehte sich mit seinem überragenden Lachen zu Sanne um und fragte:
    » Und nun zu dir, wie heißt du überhaupt?«
    » Susanne…« Ihr Versuch eines schönen Lächelns misslang, was ihn aber nicht davon abhielt, sie zu einem neuen Drink einzuladen.
    Für Lissi ha tte Sannes neuer Verehrer nichts, was sie Feuer fangen ließ. Er wirkte zu brav. Sie freute sich für ihre Freundin, obwohl sie nicht damit gerechnet hatte, dass Sanne nach dem Streit mit Harry so schnell jemand anderen kennenlernen würde.
     
    ***
     
    Er schenkte Rotwein in sein Glas, stellte die Flasche zurück, roch genießerisch daran und genoss, wie der Schluck den Weg hinab in seinen Magen fand. Selbst zu Hause vor dem Laptop kleidete er sich vornehm. Nur die Krawatte hatte er abgenommen. Über seinem blütenweißen Hemd trug er immer noch das anthrazitfarbene Jackett.
    Er lächelte still vor sich hin. Eigentlich war es gar nicht so schwer, die jungen Frauen im Netz für sich einzunehmen. Es bedurfte nur einer gewissen Behutsamkeit und Geduld. Er merkte schnell, ob wirklich eine junge Studentin die Zeilen tippte, oder ob es sich um einen Fake handelte, eine vorgespielte Identität. Wenn er sich sicher war, dass es sich um eine junge blonde Frau handelte, die perfekt seinem Beuteschema entsprach, begann er mit dem, was er am besten konnte: Menschen zu manipulieren.
    Die meisten männlich en Chatpartner scheiterten bei Frauen durch plumpe Anmachsprüche oder weil sie gleich mit der Tür ins Haus fielen. Sie fragten nach der dritten geschriebenen Zeile gleich nach einem Foto oder prahlten damit, wie lang ihr bestes Stück war. Er ging

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