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Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Adlon
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Besprechungsraum des Fachkommissariats. Nach ein paar einleitenden Worten und einer nüchternen Lagefeststellung durch den Leiter der Soko, Kriminalhauptkommissar Paul Schweigert, überließ dieser dem Computerfachmann Arne Claaßen und dem Profiler Axel Meyerhof das Wort. Arne schien sichtlich erleichtert zu sein, dass er den Vortrag nicht halten musste. Paul wusste, wie schwer es ihm fiel, vor einer Gruppe von Leuten frei zu sprechen. Wenn er sich hinter seinem Laptop verstecken konnte, fühlte er sich am wohlsten.
    » Liebe Kollegen, wie Herr Schweigert schon richtig festgestellt hat, wissen wir noch zu wenig über den Todesfall Annika Eilers. Wir werden uns also zunächst auf das erste Tötungsdelikt an Elena Wagner konzentrieren.« Er räusperte sich und nahm einen Schluck Wasser. Axel Meyerhoff war überdurchschnittlich groß und schlaksig und wirkte in seinem schlecht sitzenden Anzug und der ein wenig zu kurz gebundenen einfallslosen Krawatte eher wie ein junger Doktorand von der Universität, als eine Experte, der vom LKA Hannover abgestellt worden war.
    » Um mehr über die Persönlichkeit von Elena Wagner zu erfahren, haben wir ein neues Computerprogramm verwendet, das von Michal Kosinksi, einem Cambridge-Psychologen, entwickelt und vorgestellt worden ist. Der renommierte Wissenschaftler, Leiter des Fachbereichs ‘e-Psychometrics‘, konnte nachweisen, wie man nur aufgrund des Nutzerverhaltens bei Facebook, auf Youtube, durch das Anlegen von Playlists und Ähnlichem auf die Persönlichkeit schließen kann. Die Hautfarbe, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, der Familienstand konnten vorhersagt werden, ohne den Namen oder die Adresse des Nutzers zu kennen. Das Geschlecht beispielweise wurde zu 93 Prozent richtig bestimmt, ob jemand Drogen nimmt, immerhin zu 65 Prozent. Wie gesagt, nur durch sein Nutzerverhalten im Netz.« Axel Meyerhoff sah zu Paul Schweigert hinüber. Dieser nickte anerkennend, als wollte er sagen: 'Ja, mach nur weiter, ich habe dieses Vorgehen genehmigt.'
    » Wir kennen das alle, wenn wir einen Flug von Hamburg nach London im Internet gebucht haben, erscheint Tage später auf einer ganz anderen Internetseite Werbung nur für uns, die dann lautet: 'Günstige Flüge von Hamburg nach London buchen'.« Die Anwesenden nickten und murmelten, als hätte das jeder Einzelne schon einmal so oder so ähnlich erlebt.
    » Aber nur, wenn man die Cookies im Browser nicht deaktiviert«, mischte sich Arne ein, »bei mir ist das immer ausgeschaltet.«
    » Wieso? Magst du die Beate Uhse-Werbung nicht, Arne?«, fragte Frank Albers, erntete lautes Gelächter, und Arne bekam einen roten Kopf.
    » Leute, wir ermitteln in zwei Mordfällen, also Konzentration, bitte«, rief Paul seine Mannschaft zur Ordnung.
    » Alles, was wir online oder offline tun, lässt Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit zu. Okay, hier sitzen ausschließlich Ermittler, denen ich die reale Ermittlungsarbeit nicht erklären muss. Wenn wir den Rechner, wie im Fall Elena Wagner, sichergestellt haben, finden sich Unmengen an Daten wieder, wir haben eine lückenlose Dokumentation. Egal, ob Sie im Internet nur surfen, mit jemandem chatten oder etwas posten, es hinterlässt digitale Spuren.«
    » Das hört sich ja alles verständlich und logisch an, aber was bedeutet es nun konkret für unseren Fall?«, wollte Lisbeth wissen.
    » Danke für die Frage, Frau Eicken. Die nüchterne Analyse und quantitative Auswertung bekommen Sie alle später noch als Mail. Ich habe diese Daten mit unseren bisherigen Ermittlungsergebnissen verglichen und präsentiere Ihnen im Folgenden meine Rückschlüsse und stelle Mutmaßungen über den Täter an: Elena Wagner war heterosexuell, seit der Trennung von ihrem Freund solo, wie man so schön sagt, aber sie hatte den Kontakt zu ihrem Ex-Freund Alexander Hoffmann, zumindest virtuell, nicht abgebrochen. Sie suchte aber auch Kontakt zu anderen Männern im Internet, scheute sich allerdings vor realen Treffen. Sie nahm keine Drogen und trank Alkohol nur in Maßen. Überhaupt wirkt ihr Nutzerverhalten sehr kontrolliert und diszipliniert. Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass sie für ein paar Monate ins Ausland wollte, eine Auszeit nehmen, höchstwahrscheinlich Mittelamerika, sie sprach Spanisch. Wir haben das mit ihrem Studienplan verglichen. Es sieht keinerlei Auslandssemester vor.«
    Ein erstauntes Murmeln erfüllte den Raum. Paul war froh, dass sich Oberstaatsanwalt Kai Rentz, der bei jeder Soko-Sitzung dabei

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