Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Lisbeth mit glasigen Augen an.
» Herr Eilers, mein aufrichtiges Beileid. Ich bin ehrlich zu Ihnen: Wir werden alles tun, um den Täter zu finden. Wie ist Annika denn nach Worpswede gekommen, hat sie Ihnen das erzählt?«
» Angeblich mit dem Zug«, mischte sich Roswitha Eilers ein, «ich glaube das nicht, sie hasste Zug fahren.«
» Haben Sie eine Fahrkarte gefunden? Im Portemonnaie, das von den Kollegen sichergestellt wurde, haben wir keine gefunden, eine Handtasche allerdings auch nicht.«
Fragend blickte sich das Ehepaar an.
»Wir haben noch gar nicht nachgesehen. Roswitha, hol doch bitte mal Annikas Handtasche.«
» Wenn ich mir ihr Zimmer bei der Gelegenheit ansehen dürfte, komme ich gerne mit«, sagte Paul Schweigert.
Das Zimmer von Annika unterschied sich allein schon durch die hellen Farben von der übrigen Wohnung. Helle Orangetöne dominierten das Zimmer. Ein hölzernes Bett, vermutlich von einem schwedischen Möbelhaus, passend zu dem Schrank aus Birkenholz, und zwei Regale aus dem gleichen Holz. Zwei große Bilder zierten die Wand, eines zeigte Che Guevara, das andere ein Konzertfoto von Shakira mit der Aufschrift: ‚Waka, waka!‘
» Wieso hatte Annika eigentlich ihre Handtasche nicht dabei, als sie das Haus verließ?« Frau Eilers seufzte.
» Sie hatte eine andere Handtasche dabei, die etwas kleiner war und aus so einem PVC-Material, normalerweise hat sie immer diese hier mitgenommen.« Sie zeigte dem Kriminalhauptkommissar die teure Lederhandtasche. Er fand jede Menge Utensilien, wie Lippenstift, Schminkspiegel, Taschentücher, einen Tampon, aber keine Fahrkarte. Da keine Handtasche bei der Toten gefunden worden war, musste sie der Täter entsorgt haben, oder sie befand sich noch in seinem Besitz.
Roswitha Eilers setz te sich auf das ordentlich gemachte Bett ihrer Tochter und schluchzte. Sie fasste sich mit beiden Händen an ihr Gesicht. Paul Schweigert reichte ihr ein frisches Taschentuch, das sie dankend annahm.
» Wissen Sie, ich wollte nicht, dass sie so spät abends noch einmal weggeht. Es war schon nach 23.00 Uhr. Ich habe sie angefleht, hier zu bleiben. Sie schaute mich nur genervt an und meinte, dass ihr beim letzten Mal doch auch nichts passiert sei und ich endlich lernen sollte, dass sie erwachsen sei. Ich bin doch erst sehr spät Mutter geworden, es hat Jahre gedauert, wir haben schon selbst nicht mehr dran geglaubt, doch dann war ich plötzlich schwanger, Mein Gott, das arme Kind…«
» Hat sie Ihnen erzählt, wo sie so spät noch hinwollte?«
» Nein, das heißt, ja: zu einer Verabredung. Zu wem und wo das war, wollte sie nicht sagen.«
» War sie denn mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs?«
» Ich habe ihr noch durch das Fenster hinterhergeschaut, sie ist zu Fuß gegangen, rechts die Straße runter.« Rechts runter geht’s schon mal nicht zum Bahnhof.
» Was wissen Sie denn über die Zeit, in der sie angeblich in Worpswede war?« Frau Eilers schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
» Was heißt denn angeblich ?«
» Na, wir haben darüber noch keinen Nachweis. Der Name und die Adresse desjenigen, den sie besucht hat, könnte uns weiterhelfen.«
» Ben, hat sie gesagt, aber keinen Nachnamen, und dass es uns nichts anginge.«
» Kannte sie mal einen Ben, ein Verwandter oder jemand aus dem Freundeskreis vielleicht?«
» Nein, nicht dass ich wüsste.« Roswitha Eilers nahm einen alten, abgenutzten Teddy in die Hand, der vermutlich schon seit Jahren in die Ecke gestellt worden war, als wollte sie die glücklichen Tag damit zurückholen.
» Erzählen Sie bitte weiter, was hat sie noch gesagt?«
» Sie kenne ihn aus dem Internet und er sei ein außergewöhnlicher Typ, ein Künstler. Das passt ja zu Worpswede, ich habe dann auch nicht weiter nachgefragt. Ach ja, schöne lange Haare hätte er. Ich mag das ja nicht so an Männern, wenn sie so lange Haare haben wie wir Frauen.«
» Das ist doch schon mal etwas. Fällt Ihnen sonst noch etwas ein? Irgendwelche Besonderheiten, wie sah das Haus oder die Wohnung von Ben aus? Hatte er ein Auto? Alles, was uns helfen könnte, ihn zu finden, ist wichtig. Vielleicht ist er gar nicht der Täter.«
» Nein, davon hat sie nichts erzählt. Sie hat sich, wie üblich, in ihr Zimmer verkrochen und an dem blöden Ding gehangen.«
» Was für ein Ding meinen Sie?«
» Na, dieses Gerät, das Ihre Kollegen schon mitgenommen haben.«
» Sie meinen das Tablet?«
» Wenn das so heißt, ja.«
» Frau Eilers, hat Ihre
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