Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Elena Wagner intensiver vor: Kommilitonen, Freundinnen, auch ältere Schulfreundinnen, ihren Bruder, erneut den Ex-Freund, die Eltern. Wer war Elena Wagner, was trieb sie an?«
» Geht klar, Chef.«
» Okay, wann kriegen wir denn den Obduktionsbericht von Dr. Janssen?«, wandte sich Lisbeth fragend an Paul.
» Morgen Abend, spätestens. Bis dahin befragen wir den alten Eilers, Annika muss doch etwas über das Treffen in Worpswede mit dieser Internetbekanntschaft erzählt haben. Lisbeth, das übernehmen wir beide.«
Nachdem er seine Mannschaft mit weiteren Ermittlungsaufgaben betraut hatte, ließen sie ihn allein im großen Besprechungsraum zurück. Er fühlte, dass der Druck zunehmen würde. Nicht nur der von Kai Rentz, der ihm schon für morgen früh um acht Uhr einen Termin über seinen Blackberry bestellt hatte mit dem Zusatz 'freue mich auf die Ermittlungsergebnisse', kurz und wie üblich alles klein geschrieben. Sein Chef, der Leiter der Polizeiinspektion, erwartete seinen Bericht, und der zweite Fall würde dafür sorgen, dass nicht nur die örtliche Presse, sondern auch die überregionalen Medien Antworten verlangten.
Paul Schweigert gefiel es gar nicht, auf die drängenden Fragen immer noch keine Antworten zu haben.
***
Zu seiner Überraschung saß Lisbeth bereits am Schreibtisch , als er das Büro am nächsten Morgen betrat. Sie kam gewöhnlich in der Früh nur schwer in die Gänge, während Paul eher eine Lerche, also ein Morgenmensch, war. Sie las konzentriert in den Akten.
» Nanu, was bist du denn schon so früh hier, ist doch noch gar nicht deine Zeit?«
Lissi reagiert e zunächst gar nicht. Paul probierte es etwas lauter.
» Guten Morgen, Frau Eicken!«
» Was?«, sie schaute hoch, «ach, moin, Chef, ich war schon um sechs Uhr wach, leider, und da dachte ich mir, ich könnte schon einmal etwas Sinnvolles tun, bevor wir zu den Eilers fahren.«
» Hast du denn etwas Interessantes entdeckt?«
» Nein, bisher nicht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir irgendetwas übersehen haben, aber ich finde nichts. Musst du nicht gleich zu Rentz?«
» Ja, hoffentlich hält der mich nicht zu lange auf. Wann ist der Termin beim Ehepaar Eilers genau?«
» Gegen neun Uhr habe ich mit ihm telefonisch vereinbart.«
» Okay, gut, dann habe ich wenigstens einen Grund, mich loszueisen.« Als Paul sich anschickte, den Raum wieder zu verlassen, sagte Lissi:
» Ach, Paul?«
» Ja?«
» Lass dich bloß nicht zum Affen machen von unserem Oberstaatsanwalt.« Paul nickte, drehte sich um und ging.
Als Paul vom Gespräch mit Oberstaatsanwalt Rentz zurückkehrte, schaute Lisbeth in seine ausdruckslose Miene.
» Und, wie war's?«
Paul antwortete nicht, sondern formte Finger und Daumen spitz zusammen , griff sich dabei unter die Achseln und gab affenartige Laute von sich.
Lisbeth hielt es kaum auf dem Sitz vor Lachen.
Die Fahrt von der Polizeiinspektion über die Ammerländer Heerstraße bis in den Stadtteil Wechloy in den Drögen-Hasen-Weg dauerte trotz des dichten Berufsverkehrs keine 15 Minuten.
Frau Eilers öffnete ihnen pflichtbewusst die Tür. Sie machte den Eindruck , als funktioniere sie nur noch. Als wenn sie von ihrem Mann, der wohl zu Hause den Ton angab, angewiesen worden war, sie sollte die Herrschaften von der Polizei hereinlassen. Sie trug eine altmodisch gemusterte dunkle Strickjacke, darunter eine schwarze Bluse, einen langen, ebenso schwarzen Rock und eine Hornbrille. Ihr Haar war genauso weiß wie das ihres Mannes und zu einem Zopf nach hinten gebunden.
Die Wohnungseinrichtung wirkte so alt wie das Ehepaar Eilers selbst. Die Wohnzimmereinrichtung , die sie vom Flur aus erkennen konnten, war mit Sicherheit seit 30 Jahren nicht mehr erneuert worden. Der Pensionär Volkert Eilers legte Wert auf Qualität. Was er sich einmal gekauft hatte, musste auch jahrgelang halten, zur Not wurde das alte, durchgesessene Sofa eben aufgepolstert. Heute saß er aber auf einer Eckbank in seiner Küche vor dampfendem Kaffee. Die Kommissare sahen einen alten, gebrochenen Mann, dessen Tränensäcke sich dunkel verfärbt hatten. Wahrscheinlich hatte er vor Kummer und seelischem Schmerz kein Auge mehr zumachen können. Er sah auf und schaute Lisbeth Eicken direkt in die Augen, nachdem seine Frau den Polizeibeamten einen Platz und Kaffee angeboten hatte.
» Frau Eicken, seien Sie ehrlich zu mir: Versprechen Sie mir, dass Sie den Mann finden, der unserer Annika das angetan hat?« Herr Eilers sah
Weitere Kostenlose Bücher