Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
geworden? Was soll denn in meinem Koffer sein? Etwa die Lösung für Ihre beiden unaufgeklärten Mordfälle?«
Sowohl Paul als auch Lisbeth beantworteten die Frage n nicht und unterstrichen mit ihren düsteren Mienen, dass sie es ernst meinten.
» Also gut, kommen Sie doch herein, wir schauen uns den Inhalt meines Koffers an, falls Sie das beruhigt. Auf eines können Sie sich aber verlassen, Herr Kriminalhauptkommissar Schweigert«, Kai Rentz hob mahnend den Zeigefinger, seine Wangen hatten wieder diese eigentümlich rote Farbe angenommen, «wenn das hier vorbei ist, werde ich dafür sorgen, dass Sie den Fall abgeben müssen.«
Der Oberstaatsanwalt führte die Beamten in sein Arbeitszimmer , hob den ledernen Aktenkoffer auf seinen Schreibtisch und öffnete ihn, ohne eine neue Zahlenkombination einzustellen. Die Augen von Kai Rentz verengten sich, als er genau wie Lisbeth und Paul ein fingerdickes graues Seil erblickte.
» Das Ding habe ich noch nie gesehen!«
Lisbeth zog sich die Einweghandschuhe über und verbrachte das mutmaßliche Tatwerkzeug in die mitgebrachte durchsichtige Plastiktüte.
» Herr Rentz, Sie sehen sicherlich ein, dass Sie uns in die Polizeiinspektion begleiten müssen. Wir haben eine Menge Fragen an Sie.«
Kapitel 15
Paul fühlte sich , als trage er einen 30-Kilogramm-Rucksack auf seinen Schultern, während er Lisbeth bis zur ihrer Wohnungstür begleitete. Seit dem Vorfall mit dem 'Gedichteschreiber' hatte er sich vorgenommen, sie nicht einfach vor der Tür abzusetzen, sondern sie bis zur Wohnungstür zu begleiten, und inzwischen war es auch schon nach zwei Uhr nachts.
Um halb zwei hatte er beschlossen, die Vernehmung von Kai Rentz zu unterbrechen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Entscheidung treffen müssen : Nehme ich Kai Rentz vorläufig fest oder nicht ? Für beide Tatzeiten hatte er kein Alibi vorweisen können. Ob es sich bei dem sichergestellten Seil tatsächlich um das handelte, mit dem Annika Eilers erdrosselt wurde, würde sich erst noch herausstellen müssen.
Z weifelsfrei stand fest, dass er das zweite Opfer mindestens einmal persönlich getroffen und zweimal mit ihr telefoniert hatte. Diese Tatsachen hatte er verschwiegen. Das machte ihn zwar verdächtig, würde aber keinem Haftrichter in Deutschland als alleiniger Grund ausreichen, um Untersuchungshaft anzuordnen. Sollte sich die DNA von Kai Rentz auf dem Seil nachweisen lassen, würde sich die Schlinge um den Hals des Oberstaatsanwalts allerdings zuziehen.
Seit dem heutigen Abend hatte er Beschuldigten-Status bekommen und saß vorläufig in Haft. Allein Paul Schweigert hatte das zu verantworten. Bis die Ermittlungen gegen Kai Rentz abgeschlossen sein würden, musste dieser selbstverständlich den Fall abgeben. Höchstwahrscheinlich würde eine Staatsanwaltschaft aus einem anderen Gerichtsbezirk die Ermittlungen in den beiden Todesfällen übertragen bekommen.
» Willst du noch mit reinkommen? Du kannst auch gerne hier übernachten, wir müssen ja morgen eh wieder früh raus.«
» Nee, lass mal. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber das würde Wiebke nicht verstehen.«
» Nun komm wenigstens noch kurz mit rein. Ich merke doch, wie sehr dich die Sache belastet. Wir sprechen noch eben darüber, und das brauchen wir ja nicht im Treppenhaus zu machen.«
Wortlos ging Paul in ihre Wohnung und nestelte an seinem Autoschlüssel herum, ohne sich die Jacke auszuziehen.
» Jetzt stell dich nicht so an. Häng die olle Jacke in die Garderobe, dafür ist sie schließlich da. Ich mache uns schnell was zu trinken.«
» Okay, aber nichts Alkoholisches, du weißt, ich muss noch fahren.« Lisbeth, die schon in der Küche verschwunden war, lugte kurz mit dem Kopf hervor, was fast aussah wie im Kasperletheater.
» Aye, aye, Chef, ist Cola okay für dich?«
» Ja, klar.« Paul zog die Jacke aus und ging ins Wohnzimmer.
» Es ist dir nicht leicht gefallen, unseren speziellen Freund vorläufig festzunehmen, stimmt's?«, fragte Lisbeth, mit zwei gefüllten Gläsern aus der Küche kommend. Sie hatte einfach diese Art, Dinge schonungslos auf den Punkt zu bringen.
» Du kennst mich mittlerweile schon ziemlich gut, Lissi. Was ist denn, wenn er es wirklich nicht war? Mal abgesehen von seiner miesen Laune. Aber die Geschichte wird Wellen schlagen in der Presse.« Paul nahm ihr ein Glas ab, und sie setzten sich.
» Na, stell dir mal vor, er ist es gewesen, und wir hätten ihn nicht wie jeden anderen behandelt, und er hätte sich vom
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