Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)

drehte sich zu Lisbeth um und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    » Herr Rentz, wir unterbrechen die Vernehmung.«
    Paul und Lisbeth gingen in ihr Büro , und Paul schenkte beiden frischen Kaffee ein.
    » Lissi, hör zu, was wir bisher haben, reicht hinten und vorne nicht, um für ihn Untersuchungshaft zu beantragen, da hat er leider recht. Während du ihn weiter vernimmst, gehe ich zum Leiter der Staatsanwaltschaft und werde darauf hinwirken, einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus zu beantragen. Wenn wir irgendetwas finden, dass ihn, außer dem, was er bisher gesagt hat, mit einem der Opfer in Verbindung bringt, haben wir das Puzzlestück, das wir brauchen.« Lisbeth nickte zustimmend und trank einen Schluck Kaffee. »Die anderen Kollegen werden in der Zwischenzeit Henning Werdemann und Albert Wonka vornehmen. Ich bin überzeugt, die wissen viel mehr, als sie uns bisher gesagt haben, gerade was die Partys angeht.«
    Es würde das erste Mal in seiner bisherigen Dienstzeit sein, dass er einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus eines Staatsanwaltes erwirken würde. Bei dieser Sache würde es keinen Gewinner, sondern nur Verlierer geben.
     
    ***
     
    Die Kollegen der Spurensicherung stellten auf Grundlage eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses die Wohnung von Kai Rent z auf den Kopf. Sie suchten nach sachdienlichen Hinweisen, auch nach Spuren, die eine Verbindung zu dem ersten Mordopfer, Elena Wagner, belegen könnten.
    Paul studierte zum wiederholten Male die gerichtsmedizinischen Befunde. Beide Opfer waren erdrosselt, aber nicht vergewaltigt worden. Jedenfalls wiesen die Leichname keine typischen Verletzungen im Vaginal - oder Analbereich auf. Wenn seine Hypothese zutraf und Annika Eilers durch exzessive Würgespiele ums Leben gekommen war, warum musste Elena Wagner dann sterben? Ihm erschien es als unwahrscheinlich, dass beide Frauen durch 'Unfälle' gestorben waren. Im Gegensatz zu Frau Wagner hatte Frau Eilers vor ihrem Tode ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt. Das sichergestellte Sperma konnte eindeutig Benedikt Vogel zugeordnet werden. Dieser schied jedoch durch sein wasserdichtes Alibi als Täter aus.
    Entnervt legte er die Berichte zur Seite. Welche Gemeinsamkeiten gab es noch zwischen den beiden Frauen, außer dass sie jung, blond, hübsch und Studentinnen waren? Keine. Jedenfalls hatten die bisherigen Ermittlungen keine ergeben. Sie kannten sich nicht, waren nicht in denselben Vereinen und hatten unterschiedliche Hobbys. Elena Wagner wohnte in einer Wohngemeinschaft, während Annika Eilers noch bei ihren Eltern lebte.
    Okay, sie zeichneten sich beide durch hohe Internet-Affinität aus, aber fast alle Frauen in ihrem Alter besaßen Profile in sozialen Netzwerken. Vielleicht wollte er auch Gemeinsamkeiten finden, wo es keine gab.
    Das Telefon klingelte , und Paul sah den Namen ‚Dr. Reinhard Janssen‘ im Display.
    » Moin, Herr Doktor Janssen, ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für mich?«
    » Moin, Herr Schweigert, ob die Nachricht gut ist, müssen Sie entscheiden. Um es mal flapsig auszudrücken, ist das Seil, das Sie eingereicht haben, so jungfräulich wie die Heilige Maria.« Paul stand auf, wischte sich über die Stirn.
    » Wie meinen Sie das genau?«
    » Ich kann keinerlei Spuren finden, keine DNA, kein Härchen, nichts, niente, nada, nothing. Als hätte es jemand, der sich auskennt, gründlich gereinigt. Den Bericht schicke ich Ihnen noch, aber sie wollten ja so schnell wie möglich ein Ergebnis, deswegen rufe ich an.«
    » Könnte Annika Eilers mit einem solchen Seil denn getötet worden sein?«
    » Ja, es passt zu den Verletzungen. Ob es aber genau dieses Seil war, lässt sich nicht feststellen.«
    » Danke, Herr Doktor. Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.« Kaum hatte Paul aufgelegt, rauschte Lisbeth mit einem verschmitzten Grinsen ins Büro.
    » Was grinst du denn so?«
    « Ich grinse doch gar nicht«, spielte Lisbeth die Empörte.
    » Komm schon, mach kein Quiz draus, was hast du für mich?«
    » Im Haus von Kai Rentz konnten die Kollegen nichts finden…«
    « Na toll, dann weiß ich nicht, was es da zu grinsen gibt, freust du dich für ihn?«
    » …du musst mich halt ausreden lassen. Im Auto von Kai Rentz konnte ein Halstuch sichergestellt werden, genauer gesagt: im Handschuhfach. Ich komme gerade von den Eilers. Sie haben bestätigt, dass es Annikas Halstuch ist. Genau dieses hatte sie getragen, als sie zum letzten Mal ihre elterliche Wohnung verlassen