Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
lieber .
Sie führte ihn , eingewickelt in ihr Badehandtuch, in ihr Schlafzimmer, drückte ihm ein Massageöl in die Hand und legte sich auf den Bauch.
» Willst du das Handtuch nicht ablegen? Ich meine, dann kann ich dir den ganzen Rücken massieren.«
Lisbeth befreite sich von dem Handtuch , und er begann, mit seinen schönen Händen ihren Nacken zu massieren. Sie stöhnte leise in ihr Kopfkissen, als das Festnetztelefon klingelte.
» Lass es einfach klingeln«, hauchte er ihr ins Ohr. Sie ignorierte seine Worte, stand auf und griff nach dem Handapparat in ihrem Schlafzimmer. Während sie das Gespräch annahm, sah sie aus den Augenwinkeln, wie er sich hastig, offenbar voller Vorfreude, seine Hose auszog. Sie musste grinsen.
» Lisbeth?«
» Ja, was ist denn so dringend um diese Zeit?«
» Du, ich weiß, es ist spät, aber wir müssen zu Kai Rentz in sein Haus, jetzt, ich erkläre dir alles auf dem Weg. Ich hole dich in zehn Minuten ab.«
Ansgar hatte sogar schon seine Unterhose ausgezogen und verschwand unter der Bettdecke. Sie sammelte seine Klamotten auf und schmiss sie zu ihm aufs Bett. »Zieh dich wieder an, das wird heute nichts mehr.«
» Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
***
Obwohl Paul sich alle Mühe gab, nach außen hin ruhig und gefasst zu wirken, merkte Lisbeth, wie aufgewühlt er war. Sie hatte sich gerade auf den Beifahrersitz gesetzt und die Tür noch nicht mal ganz zugeschlagen, da raste Paul auch schon los. Ihnen folgte ein Streifenwagen.
» Auf die Neuigkeiten bin ich jetzt mal gespannt: Warum statten wir Oberstaatsanwalt Rentz einen Besuch ab?«
» Ich habe einen anonymen Hinweis bekommen, dass das Tatwerkzeug, mit dem Annika Eilers erdrosselt wurde, sich im Aktenkoffer von Kai Rentz befinden soll.«
» Das Seil?«
» Exakt.«
» Was heißt: du? Wie hast du den Hinweis denn bekommen?«
» Gesendet von einem Hotmail-Konto. Können wir nicht zurückverfolgen, Arne hat das schon gecheckt. In der Mail steht lediglich, dass wir das Seil im Aktenkoffer von Kai Rentz finden werden, wenn wir uns beeilen.«
» Hast du einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus?« Paul atmete tief durch und bog in die nächste Seitenstraße ein. Es hatte vor ein paar Minuten angefangen zu regnen, sodass die Straßen rutschig waren.
» Brauchen wir nicht: Gefahr im Verzug. Wenn sich das Seil tatsächlich in seinem Koffer befindet, besteht die Gefahr, dass er das Beweismittel verschwinden lässt.«
» Ich kann das zwar immer noch nicht glauben. Aber gut, nehmen wir mal an, er ist wirklich der Täter. Falls es so ist: wäre er dann so dämlich, das Tatwerkzeug in seinem eigenen Koffer spazieren zu tragen?«
» Manche Täter sammeln Gegenstände von ihren Opfern, oder es erregt ihn, das Instrument der Tat immer bei sich zu haben. Was weiß ich, vielleicht fühlt er sich überlegen oder mächtig und geht davon aus, dass wir bei ihm als allerletztes suchen würden.«
» Immerhin haben wir ihn bereits als Zeugen vernommen. Spätestens da würde ich als Täter vorsichtig werden. Aber selbst wenn wir das Seil bei ihm finden, könnte es doch sein, dass es ihm einfach in den Aktenkoffer gesteckt worden ist, und zwar vom echten Täter. Dann macht auch der anonyme Hinweis Sinn.«
» Ja, das ist auch möglich. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass wir diesem Hinweis nachgehen müssen. Ich habe dir Einweghandschuhe und einen Plastikbeutel mitgebracht. Du sicherst das Beweismittel, wenn wir fündig werden.«
Oberstaatsanwalt Rentz wohnte in Wahnbek, einem Ortsteil von Rastede. Durch die imponierende Außenbeleuchtung ließ sich selbst so spät abends noch erkennen, dass das großzügige Grundstück sehr gut gepflegt, der Rasen so akkurat geschnitten war, dass jeder Golfer seine wahre Freude daran gehabt hätte.
Mit den beiden uniformierten Beamten im Schlepptau gingen sie an die mit großen K. R.-Initialen verzierte, massive weiße Holztür, und Paul drückte die Klingel. Lisbeth schätzte, dass es etwa 30 Sekunden gedauert hatte, bis das Licht im Flur anging und ein völlig verdutzter Oberstaatsanwalt die Tür öffnet.
» Herr Schweigert und Frau Eicken. Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung für diesen späten und überraschenden Auftritt.«
» Herr Rentz, wir müssen in Ihren Aktenkoffer schauen.« Im Gesicht von Kai Rentz zeichnete sich zunächst Verwunderung, danach aber schnell Belustigung ab, die in ein heiseres, verächtliches Lachen überging.
» Sind Sie jetzt völlig verrückt
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