Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Erdrosseln planen, der eine dann die Tat begeht, während die anderen beiden helfen. Ein Erdrosseln erfolgt oft impulsiv, aus Eifersucht, aus Rache oder aus Angst, die Person könnte einen später identifizieren, nach Vergewaltigungen zum Beispiel.«
» Ich kann mir das auch nicht so richtig vorstellen. Okay, der ehrenwerte ‚Club Leonardos‘ scheint keine Ansammlung von Menschenfreunden zu sein, die Spenden für Hilfsprojekte sammeln, sondern dort werden wohl Abhängigkeiten geschaffen, Sex-Partys gefeiert. Aber das hat zunächst mal nichts mit unseren beiden Fällen zu tun.«
» Und was, wenn doch?«, mischte sich Lisbeth ein.
» Was willst du damit sagen?«
» Na, was ist denn, wenn sie Würgespielchen veranstaltet haben? Sollen ja einige Männer darauf stehen. Im Eifer des Gefechts übertreibt es einer der feinen Herren, und die Dame stirbt versehentlich. Einer entsorgt die Leiche und keiner redet mehr darüber.« Paul sah zunächst fragend Axel an, dann richtete er seinen Blick auf Lisbeth.
» Okay, nehmen wir mal an, es war so, wie du sagst. Wo sind die Beweise, die Annika oder Elena mit dem ‚Club Leonardos‘ beziehungsweise Kai Rentz oder Henning Werdemann in Verbindung bringen?«
» Bei Elena Wagner gibt es bisher keine. Aber Annika Eilers konnte Spanisch, wollte ins Ausland. Der ‚Club Leonardos‘ finanziert ein Projekt auf Haiti. Vielleicht hat sie sich für ein Auslandspraktikum beworben?«
» Dafür gibt es keine Belege, aber ja, es könnte so gewesen sein.«
» Warum befragen wir Oberstaatsanwalt Rentz nicht? Wenn er es nicht war, hat er doch ein Interesse daran, umfassend auszusagen, oder?«
» Du meinst als Beschuldigter?«
» Ja.«
» Du kennst ihn doch, der wird ganz rote Wangen bekommen und ausflippen.«
» Na und, nur weil er Oberstaatsanwalt ist, dürfen wir ihn doch nicht anders behandeln. Wir haben zwei Todesfälle durch Fremdverschulden aufzuklären. Vor dem Gesetz sind doch alle Menschen gleich.« Paul rieb sich das Kinn und musste sich eingestehen, dass Lisbeth recht hatte. Nur zöge es einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich, falls Kai Rentz tatsächlich als Beschuldigter deklariert würde. Dann würde er logischerweise nicht mehr die staatsanwaltlichen Ermittlungen durchführen. Mal abgesehen von dem ganzen Presse- und Medienrummel, wie sähe die zukünftige berufliche Zusammenarbeit aus, wenn sich herausstellte, dass er unschuldig war?
Zumindes t galt hier, alle anderen Dinge sorgfältig zu prüfen, bevor man Oberstaatsanwalt Rentz zum Beschuldigten machte.
» Momentan reichen die Verdachtsmomente gegen Kai Rentz nicht aus. Wir werden zunächst Henning Werdemann und Albert Wonka vernehmen. Diskret, ohne viel Staub aufzuwirbeln. Wir laden sie als Zeugen vor und vernehmen sie.« Lisbeth und Axel nickten. »In der Zwischenzeit werten Axel und Arne alle digitalen Spuren der drei angesprochenen Personen gründlich aus. Alle drei sind, soweit wir bisher wissen, keine IT-Spezialisten. Die hinterlassen Spuren, von denen sie gar nichts wissen.«
» Wenn Spuren da sind, wird Arne sie finden.«
» Außerdem müssen wir noch den Hinweisen nachgehen, die durch den Facebook-Aufruf der Polizei Niedersachsen eingegangen sind. Wie weit sind wir da, Lisbeth?« Die Angesprochene schaute auf ihren Bildschirm und rief eine Datei auf.
» Insgesamt 89 Hinweise. Die Hälfte Wichtigtuer und Scherzkekse. Die anderen Hinweise müssen noch Stück für Stück abgearbeitet werden. Die Kollegen sind dran.«
» Okay, dann an die Arbeit.« Paul griff zum Telefonhörer. Bevor er den ‚Club Leonardos‘ 'auf links drehte' und den Vorstandsvorsitzenden der OEW vernahm, holte er sich lieber Rückendeckung von seinem Chef.
***
Lisbeth hatte leichtfertig Ansgars Einladung zu einem Abendessen im 'Loft' ausgeschlagen. Sie wollte diese - ja, was war das eigentlich? Eine Beziehung mit Sicherheit nicht, noch nicht mal eine richtige Affäre, eher so etwas wie erotische Treffen - privaten Treffen auf ein Minimum begrenzen. Sie hatte auch keinen Bock darauf, dass er bestimmte, wann und wo. Wenn ihr der Sinn danach stand, nahm sie sich einfach, was sie wollte. Wenn er nicht nach diesen Spielregeln spielen wollte, sein Problem.
Ihr Nacken schmerzte, als sie sich die letzten Stufen zu ihrer Wohnung hinaufschleppte. Sie schloss die Tür auf, entledigte sich ihrer Jacke und rieb sich mit einem tiefen Seufzen über den Nacken. Fünf ungeöffnete Briefe schmiss sie achtlos auf die Ablage
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