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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Dezernat zu verhören. Auf dem Weg vom und zum Gefängnis würden sie Handschellen tragen, außerdem würde während des Verhörs ein Gefängnisaufseher anwesend sein.
    Als Erster kam Roger »Killerman« Karlsson an die Reihe. Es schauderte Irene wider Willen, als er in Begleitung Fredriks und eines Gefängniswärters in der Tür auftauchte. Er war normal groß, aber überaus fett. Seine kräftigen Arme mit ihren imposanten Bizepsen standen ab. Auch wenn er gewollt hätte, hätte er sie nicht flach an den Körper drücken können. Obwohl es draußen nicht warm war, trug er kurze Ärmel. Seine Lederweste hatte zwar ein Pelzfutter, aber darunter trug er nur ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Hell’s Rockets«, das seinen Bauchnabel frei ließ. Wahrscheinlich hatte er nackte Arme, damit seine Muskeln und Tätowierungen besser zur Geltung kamen. Einige der Tätowierungen waren richtige Kunstwerke, andere hingegen recht primitiv und stammten eindeutig aus dem Knast. Auch das hatte seinen guten Grund. Killerman war achtunddreißig Jahre alt und hatte sechzehn davon in verschiedenen Gefängnissen verbracht.
    Sein schwarz gefärbtes Haar war recht schütter, ungewaschen und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Hamsterbacken wurden von rötlichen Bartstoppeln bedeckt. Aus blutunter laufenen Augen stierte er die Polizisten und den Aufseher finster an. Irene sah, dass er einen Kater und wahnsinnige Kopfschmerzen hatte.
    »Ich sage verdammt noch mal überhaupt nichts! Ich will meinen Anwalt! Ihr habt kein Recht, uns hier festzuhalten, ihr Schweine!«, schrie er sie an.
    Sein Atem stank nach reifem dänischem Käse, Unmengen Knoblauch und Alkohol. Der Geruch erfüllte das ganze Zimmer. Die schmutzige Weste aus Schafspelz trug ebenfalls zu den Ausdünstungen bei: Sie roch säuerlich nach altem Schweiß.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte Irene.
    Sie musste sich fast zu einem freundlichen Lächeln zwingen. Einladend deutete sie auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. Er setzte sich, nicht so sehr, weil er ihrer Aufforderung gehorchen wollte, sondern weil ihn seine Beine ganz einfach nicht mehr trugen.
    »Gegen Sie alle ist noch kein Haftbefehl ergangen. Es hatte eher praktische Gründe, dass wir Sie heute Morgen hergeschafft haben. Wir fanden, es sei vielleicht eine gute Idee, wenn Sie erst mal Ihren schlimmsten Rausch ausschlafen könnten, ehe wir uns über die Ereignisse der letzten Tage unterhalten.«
    Als Antwort hob Killerman nur die eine Pobacke an und furzte vernehmlich. Und weil er das wahnsinnig lustig fand, begann er, laut zu lachen. Vielleicht glaubte er, Irene damit so aus dem Konzept zu bringen, dass sie die Vernehmung abbrach, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Aber diese war abgehärtet. Sie hatte schon Schlimmeres erlebt. Die Luft im Raum war allerdings kaum auszuhalten.
    »Der Kommentar befindet sich auf einem Level mit dem Niveau des Beklagten«, meinte sie trocken und in Richtung des eingeschalteten Tonbands. »Gehen Sie davon aus, dass wir Sie beschützen. Einer Ihrer Leute ist tot und drei weitere sind schwer verletzt. Ganz eindeutig befinden Sie und die anderen sich ebenfalls in Gefahr«, fuhr sie fort und musste sich Mühe geben, nicht unfreundlich zu werden.
    Killerman schüttelte nur seinen schweren Kopf. Fredrik saß an der Schmalseite des Tisches und stellte jetzt die Frage, die ihm und Irene durch den Kopf gegangen war, seit sie gehört hatten, dass die Bande im Sexclub festgenommen worden war.
    »Wie kam es, dass Sie in ein Striplokal gegangen sind, obwohl Sie wussten, dass jemand Ronny Johnsson umgelegt hat? Haben Sie nicht begriffen, dass es zu einem Vergeltungsschlag kommen würde?«
    Zum ersten Mal wirkte Killerman etwas interessierter. Er grinste breit und sagte:
    »Das Arsch hat nur gekriegt, was er verdient hat, aber das waren wirklich nicht wir, die …«
    Er verstummte und kniff die Lippen zusammen.
    »Fahren Sie fort, dass waren nicht Sie, die …«
    Fredrik versuchte, ihn wieder zum Reden zu bringen, aber Killerman weigerte sich, noch etwas zu sagen. Irene beschloss, direkt zum Thema zu kommen.
    »Wo waren Sie Ostersonntag gegen vier Uhr morgens?«
    Der Rocker konnte seiner Lust nicht widerstehen, die Beamtin zu schockieren.
    »Wir hatten ein Fest auf unserem Hof, also im Hauptquartier. So gegen Morgen habe ich dann eine Vierzehnjährige genagelt.«
    Er sah dabei so lüstern aus, dass Irene das deutliche Gefühl hatte, dass er die Wahrheit sagte.
    »Sex mit

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