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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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vierundzwanzig Stunden.«
    Irene ahnte allmählich die Dimensionen seiner Befürchtungen.
    »Wieso das?«
    »Die Schüsse vor dem Nachtclub wurden von einem äußerst treffsicheren Schützen abgefeuert. Das Fahrzeug, das die Täter benutzten, war gestohlen und wurde in Brand gesteckt. Fahrer und Schütze verschwanden spurlos mit einem anderen Pkw. Das Clublokal der Hell’s Rockets wurde von der Ladefläche eines Lkws aus mit einem Granatwerfer beschossen. Das ging blitzschnell. Wie kann man einen Lastwagen verstecken? Wir werden ihn vermutlich in der Nähe von irgendeiner Lagerhalle oder Scheune finden. Eines wird jedenfalls ganz deutlich, wenn man diese beiden Attentate analysiert.«
    Er machte eine Pause.
    »Was?«, fragte Irene ungeduldig.
    »Dass es sich um militärische Präzision handelt.«
    Er hatte Recht. Sehr viel sprach für militärische Planung und militärische Ausführung.
    »Warum machen die Outsiders das?«, wollte sie wissen.
    »Wahrscheinlich, um die Macht in gewissen Bereichen zu übernehmen: Prostitution, Drogen, Schutzgelderpressung … was auch immer. Die Sachen eben, die sehr lukrativ sind. Das Beste ist immer, den Konkurrenten zu schaden und sie so sehr zu schwächen, wie es geht, oder noch besser, sie gegeneinander auszuspielen. Was bringt mehr, als den Anführer der einen Bande zu erschießen und die andere durch eine Granatenattacke zu dezimieren?«
    Irene stellte sich das von ihm entworfene Szenario einen Augenblick lang vor. Schließlich sagte sie:
    »Ich glaube, Sie haben Recht. Können Sie rauskriegen, ob diese Burschen aus Bosnien wirklich dahinter stecken?«
    »Wir werden der Sache höchste Priorität beimessen. Wenn wir dem nicht auf den Grund gehen, fangen noch sämtliche Banditos und Hell’s Angels in Schweden und ganz Skandinavien an, sich zu bekriegen. Wenn wir beweisen können, dass die Outsiders hinter all dem stecken, können wir die Situation vielleicht noch unter Kontrolle bringen, ehe der Krieg richtig ausbricht.«
    »Halten Sie uns auf dem Laufenden? Ich bin Donnerstag und Freitag nicht hier, aber meine Kollegen sind informiert. Das Beste wäre, wenn Sie sich direkt an Sven Andersson oder Fredrik Stridh wenden«, meinte Irene.
    »Ich lasse sofort von mir hören, wenn ich mehr weiß.«
    Sie wünschten sich gegenseitig viel Glück bei den Ermittlungen und beendeten das Gespräch.
     
    Irene referierte ihr Telefonat mit Leif Hansen bei der Morgenbesprechung des nächsten Tages. Obwohl sie den Rest des Tages mit den immer unwilligeren Mitgliedern der Hell’s Rockets verbrachte, hatte sie das Gefühl, dass sie diese Ermittlung schon hinter sich gelassen hatte. Mental befand sie sich bereits in London.

KAPITEL 17
    Das Wetter war in Heathrow genauso grau, wie es das beim Abheben der Maschine in Landvetter gewesen war. In London war es jedoch bedeutend milder. Glen Thomsen erwartete sie an derselben Stelle wie beim vorigen Mal. Sie begrüßten sich herzlich, und Irene freute sich, ihren Kollegen wiederzusehen. Es nieselte, als sie auf sein schwarzes Auto zugingen.
    Wie immer sprach er über alles Mögliche. Als Erstes erzählte er, dass der Schlächter immer noch im Krankenhaus lag. Laut den Ärzten war die Schädigung seines Gehirns dauerhaft, er würde bis ans Ende seiner Tage ein Pflegefall bleiben. Der Totengräber war wieder bei Bewusstsein, aber in einem schlechten Zustand. Verlegen räusperte Glen sich, ehe er fragte:
    »Sie haben beim Unfall keine Verletzungen erlitten?«
    »Nein. Nur blaue Flecken und Prellungen«, erwiderte Irene erstaunt.
    »Gut. Er hat nämlich Aids. Ich wollte Sie schon anrufen, aber da man ohnehin acht Wochen warten muss, bevor man den Test machen kann …«
    Er beendete den Satz nicht, sondern zuckte nur mit den Achseln. Es war kein angenehmes Gefühl, dass der Mann, mit dem sie gerungen hatte, Aids gehabt hatte, aber soweit sie sich erinnern konnte, hatten sie beide nach dem Unfall nicht geblutet. Zumindest hatte sie kein Blut von ihm abbekommen, und das war die Hauptsache.
    Der Taxifahrer, der zusammengeschlagen worden war, hatte das Krankenhaus wieder verlassen.
    »Er ist körperlich wiederhergestellt, will aber nicht mehr Taxi fahren. Erstaunt mich nicht. Offenbar mussten sie ihm drei Liter Blut geben! Er wäre fast verblutet. Diese Sache hat sicher ein gerichtliches Nachspiel, aber da die Angeklagten in einem so schlechten Zustand sind, wird das sicher dauern. Mein Chef meint, dass Sie wahrscheinlich nicht extra herkommen müssen. Ihre

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