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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Waffe gehalten hat. Die Spurensicherung muss sich das Fahrzeug erst ansehen. Für die Staatsanwaltschaft steht ihr alle unter Mordverdacht. Die Ermittlungen werden dauern, und so lange sitzt ihr in U-Haft.«
    Killerman war auf einmal weitaus weniger vorlaut. Er war ein zäher Typ, gewohnt zu schweigen und alles abzustreiten, aber das war nicht so einfach, wenn man gar nicht wusste, was eigentlich vorgefallen war. Ganz zu schweigen von seinem Kater … Alles in allem erschien es ihm nicht sonderlich verlockend, auf unbestimmte Zeit in U-Haft zu sitzen, insbesondere dann nicht, wenn die Schuldigen straffrei ausgingen und das Revier von den Devils vereinnahmt wurde, ehe sie wieder rauskamen. Trotzdem wollte Irene kaum ihren Ohren trauen, als er mit röchelnder Stimme sagte:
    »Es gibt da noch eine Bande … die Outsiders. Sie haben Kontakte zur Bruderschaft.«
    Weder Irene noch Fredrik hatten je von den Outsiders gehört. Sie ließen sich jedoch nichts anmerken. Hoffnungsfroh versuchten sie, noch mehr aus Killerman herauszubekommen, aber dieser fand, dass er schon mehr als genug gesagt hatte, und schwieg den Rest der Vernehmung.
    Die anderen beiden Mitglieder der Hell’s Rockets hatten zur Ermittlung nichts beizutragen. Sie wollten und konnten das vielleicht auch nicht. Der eine saß die ganze Zeit nur da und schlief immer wieder ein. Er war alles andere als nüchtern. Der andere wirkte fast debil. Er war der Jüngste der Bande, knapp zwanzig, und der jüngere Bruder eines der nach dem Angriff mit dem Granatwerfer Schwerverletzten. Irene und Fredrik war bald klar, dass das Größte und Wichtigste in seinem Leben seine Aufnahme als Anwärter in die Hell’s Rockets vor einem Jahr gewesen war. Sein einziger Kommentar, den er wie ein Mantra immer wiederholte, lautete:
    »Man singt nicht.«
     
    Am späteren Nachmittag erreichte Irene endlich Leif Hansen, Kommissar bei der Kripo Bohuslän, der für kriminelle Banden zuständig war. Hansen musste lachen, als ihm Irene beschrieb, wie die Verhöre der Hell’s-Rockets-Mitglieder abgelaufen waren.
    »Diese Burschen kenne ich gut«, sagte er sichtlich belustigt.
    »Killerman erwähnte eine andere Bande, die eventuell als Schuldige in Frage kommt«, meinte Irene.
    »Ach? Und wem will er es in die Schuhe schieben?«
    Er klang immer noch recht amüsiert.
    »Den Outsiders. Wer sind die?«
    Am anderen Ende wurde es still. Als Hansens Stimme wieder zu vernehmen war, klang er gar nicht mehr belustigt.
    »Die Outsiders? Hat er die wirklich erwähnt?«
    »Ja.«
    »Dann haben wir ein Problem. Ein ernstes Problem. Wir hatten damit gerechnet, aber nicht schon jetzt … Die Outsiders sind eine Art Knastbande nach amerikanischem Modell, etwa wie die Hell’s Angels oder die Bruderschaft. Die Bande hat Mit glieder verschiedener Nationalitäten, alles Schwer verbrecher. Wir haben die Outsiders jetzt bereits seit etwa zehn Jahren unter Beobachtung. Sie sind von Jahr zu Jahr immer einflussreicher geworden. Mich beunruhigt, dass das, was Sie sagen, ein Gerücht bestätigt, das seit einigen Monaten kursiert. Das würde auch die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden erklären.«
    Er verstummte. Irene wurde immer ungeduldiger. Sie war erleichtert, als er endlich weitersprach:
    »Es kursiert das Gerücht, dass sich zwei Serben aus Bosnien den Outsiders angeschlossen haben, und zwar nicht irgendwelche Burschen. Sie sind von den Speziellen Einsatzkräften ausgebildet worden. Was sie nicht über das Töten wissen, braucht man nicht zu wissen. Diese Speziellen Einsatzkräfte bilden Elitesoldaten im Morden, in Sabotage und in der Infiltration des Feindes aus und in allen Typen operativer Einsätze, die dem Feind auf verschiedene Art schaden können. Nach ihrer Ausbildung beherrschen sie die meisten Kampftechniken zu Land und zu Wasser. Nur die Cleversten, Stärksten und Kaltblütigsten kommen für diese Ausbildung in Frage.«
    »Warum schließen sich solche Burschen den Outsiders an?«
    »Wahrscheinlich fühlt sich ein Teil der Serben buchstäblich heimatlos in Bosnien. De facto wer den die Serben aus diesem Land vertrieben. Natür lich sind in einer Organisation wie den Speziellen Einsatzkräften auch Kriminelle. Die haben sicher nichts dagegen, aus dem, was sie bei der Armee gelernt haben, Kapital zu schlagen. Ihre Kenntnisse sind für eine Bande wie die Outsiders unschätzbar. Wenn einer von ihnen die Führung der Outsiders übernommen hat, dann erklärt das die Ereignisse der letzten

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