Tod im Pfarrhaus
Minderjährigen ist bekanntlich strafbar«, sagte sie, um ihn zurechtzustutzen.
»Suck me, baby!«, antwortete er nur und lächelte sie höhnisch an.
Irene fühlte sich allmählich ziemlich provoziert. Vielleicht war es das Beste, das Verhör wieder Fredrik zu überlassen. Sie warf ihm einen raschen Blick zu, und er verstand, was sie meinte.
»Sie behaupten also, dass Sie zur Zeit der Schüsse auf Ronny Johnsson auf dem Bauernhof waren. Waren alle Mitglieder der Hell’s Rockets dort?«
Erst dachte Irene, dass er nicht antworten würde, aber dann sagte er zu ihrem Erstaunen plötzlich:
»Ja.«
»Es fehlte keiner?«
»Nee.«
»Warum waren sechs von Ihnen dann in der folgenden Nacht im Striplokal, während die vier anderen in dem von Ihnen so genannten Hauptquartier blieben?«
»Die anderen waren zu fertig. Also blieben sie da, um das Haus zu hüten. Das Osterfest war wie gesagt ziemlich heftig gewesen!«
»Fühlten Sie sich nicht bedroht? Sie wussten doch, dass jemand auf Ronny Johnsson geschossen hatte«, fuhr Fredrik fort.
Das teigige Gesicht des Rockers wirkte auf einmal verlegen.
»Wir wussten nicht, dass jemand das verdammte Arsch abgeknallt hatte. Das Osterfest dauerte bis in den Vormittag, und dann haben wir den ganzen verdammten Tag lang geschlafen. Abends haben wir wieder angefangen zu feiern. Ein paar von uns waren einfach zu fertig. Sie wollten nicht mit ins Sexy Cabaret. Erst als wir dort waren, erfuhren wir, dass jemand das Arsch allegemacht hatte.«
»Machten Sie sich da keine Sorgen? Rache und Vergeltung und so …?«
»Nee. Das war nur ein super Grund, um noch mehr zu feiern!«
Killerman grinste erneut triumphierend. Irene fragte sich, ob er wirklich so dumm war, wie er aussah. Oder spielte er auf Zeit? Vielleicht wollte er ihnen irgendwelche Informationen entlocken? Das war der einzige Grund, den sich Irene überhaupt vorstellen konnte, warum er mit ihnen sprach. Konnten die Hell’s Rockets am Attentat auf Ronny Johnsson wirklich unschuldig sein? Das würde erklären, warum sie die Nachricht von den Schüssen auf den Bandenführer und seine Freundin nicht weiter beunruhigt hatte. Sie beschloss, es einfach mal zu versuchen. Mit kühler, fast gleichgültiger Stimme fragte sie:
»Und wer sind die anderen, von denen Sie behaupten, dass sie Ronny Johnsson erschossen haben?«
Es war deutlich zu sehen, wie Killerman zusammenzuckte. Er war auf diese Frage nicht vorbereitet gewesen, und sie gefiel ihm nicht.
»Ich habe verdammt noch mal nie so was behauptet!«, brüllte er.
Die Unsicherheit aus seiner Stimme war deutlich herauszuhören.
»Doch! Sie sagen, dass Sie das nicht waren. Und The Devils werden es kaum selbst gewesen sein. Dann muss es jemand anderes getan haben. Wahrscheinlich eine andere Gang. Welche?«
Jetzt irrte sein Blick unstet hin und her.
»Jetzt versuchen Sie, ganz clever zu sein«, meinte er.
»Dann verhält es sich wohl so, wie unser Zeuge sagt.«
Irene schaute nicht in Fredriks Richtung und hoffte nur, dass er nicht allzu erstaunt ansah und sie dadurch verriet. Aber sie hatte sich unnötige Sorgen gemacht, denn Killerman hatte nur Augen für sie. Langsam, jede Silbe betonend, sagte sie:
»Es gibt einen Zeugen für die Schüsse vor dem Nachtclub, vor dem Ronny erschossen wurde. Die Täter verschwanden in einem roten Ford Mustang. Kennen Sie jemanden, der so ein Auto besitzt?«
Aufgebracht sprang Killerman vom Stuhl und schrie:
»Verdammte Scheiße! Jemand versucht, mir das anzuhängen! Meine Karre stand in der Scheune! Keiner von uns …«
Er unterbrach sich und kniff die Augen zusammen.
»Warte mal. Das ist so ein verdammter Bullentrick, du Fotze.«
Damit hatte er in der Tat Recht. Das Auto, das vom Tatort davongebraust war, war laut Zeuge ein roter Saab 9000 gewesen. Ein solcher hatte auch bei Gunnared gebrannt. Aber in der Dunkelheit und vor lauter Aufregung hätte sich der Zeuge schließlich auch irren können. Irene hatte also ins Schwarze getroffen. Sie hatte einen funkelnden roten Mustang in der unbeschädigten Scheune stehen sehen. Wem er gehörte, daran konnte kein Zweifel bestehen. Auf der Fahrertür stand ordentlich in silbernen Buchstaben »Killerman«, auf der Beifahrerseite »Hell’s Rockets«.
Um die Beschuldigung, das sei ein Bullentrick, zu beantworten, schüttelte sie nur den Kopf. Fredrik fuhr fort:
»Deswegen können wir euch auch in der Untersuchungshaft behalten. Wir wissen schließlich nicht, wer gefahren ist, und auch nicht, wer die
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