Tod im Pfarrhaus
schriftliche Aussage genügt. Ich habe sie inzwischen ins Reine geschrieben. Sie können sie dann durchlesen und unterschreiben.«
Glen erzählte auch, dass Estell jetzt fast immer ausgebucht sei, weil sie mit einem großen Reiseveranstalter zusammenarbeite. Skandinavische Touris ten wollten zentral und bequem wohnen, könnten aber auf unnötigen Luxus verzichten. Außerdem wollten sie nicht zu viel bezahlen. Davon hatten die kleinen, properen, von Familien geführten Hotels in Bayswater deutlich profitiert.
Kate und er hätten ernsthaft überlegt, ob sie nicht die Ferien in Schweden verbringen sollten, und zwar die beiden letzten Juliwochen und die erste Augustwoche. Die Jungs seien bereits Feuer und Flamme: ihr erster Campingurlaub. Kate sei von dem Gedanken, in einem durchnässten Schlaf sack aufzuwachen, allerdings nicht begeistert. Sie ziehe Bed and Breakfast vor.
»Gibt es in Schweden Bed and Breakfast?«, wollte Glen wissen.
»Ja, aber nicht so oft wie in England. Dafür haben wir Jugendherbergen, die luxuriös, preiswert und auch für Erwachsene zumutbar sind. Aber in Göteborg könnt ihr natürlich bei uns wohnen«, meinte Irene energisch.
Glen lächelte.
»Und wenn wir das Angebot annehmen? Wir haben die Zwillinge dabei!«, warnte er.
»Die sind uns herzlich willkommen. Weder Jenny noch Katarina sind in diesen drei Wochen zu Hause. Katarina fährt auf die Griechischen Inseln, und Jenny will mit ihrer Band irgendwo neue Songs probieren und eine Demo-CD aufnehmen.«
»Machen Sie und Ihr Mann denn gar keine Ferien?«
»Doch. Wir fahren nach Kreta, aber erst Mitte August.«
»Das klingt herrlich. Wir wollen die Mitternachtssonne sehen. Ist es in Nordschweden wirklich rund um die Uhr hell?«
»Ja. Die Sonne verschwindet nie hinter dem Hori zont. Aber von Ende November bis Mitte Februar scheint sie dafür überhaupt nicht. Dann haben sie dort die Polarnacht.«
»Wie exotisch!«, rief Glen.
Sie setzten sich in seinen Wagen und fuhren Richtung London. Alles war schon sommerlich grün, und in den Gärten blühten die Blumen. Irene konnte verstehen, warum die Engländer so vernarrt in ihre Gärten waren. Sie wurden für ihre Mühen wirklich belohnt, da alles schon so früh im Jahr zu blühen begann. In Schweden war immer damit zu rechnen, dass die Temperaturen Ende Mai nachts noch einmal unter null Grad fielen, dann erfroren alle frisch gesetzten, zarten Pflänzchen. Irene hatte den Überblick verloren, wie viele Tomaten- und Tagetespflänzchen sie schon hatte wegwerfen müssen, nachdem der Nachtfrost sie in tote, klebrige Häufchen verwandelt hatte.
Unbeschwert wechselte Glen erneut das Thema.
»Ich habe Lefèvres Alibi für den Mordabend überprüft. Der Wirt des Pubs bestätigt, dass Christian an diesem Montagabend da war. Es sind fünf Typen, die sich dort regelmäßig treffen, um irgendwelche Tippscheine auszufüllen. Obwohl der Pub immer gut besucht ist, meint der Wirt, dass es ihm trotzdem aufgefallen wäre, wenn einer der fünf nicht aufgetaucht wäre. Das passiere nur selten. Er erinnert sich, mit Christian eine Weile geredet zu haben, ehe die anderen gekommen sind. Offenbar war er an diesem Montag der Erste.«
»Dann ist da also nur noch Rebecka, die mit Kopfschmerzen zu Hause im Bett liegt. Kein sonderlich gutes Alibi«, stellte Irene fest.
»Nein.«
»Haben Sie sonst noch was über Lefèvre und Doktor Fischer in Erfahrung gebracht?«
»Natürlich. Mit wem wollen Sie anfangen?«
»Lefèvre.«
»Okay. Er ist knapp dreißig, in London geboren, Mutter Engländerin, Vater Franzose. Die Eltern ließen sich scheiden, als er fünf war. Die Mutter und er zogen dann nach Edinburgh um. Genauer gesagt zu ihrer Schwester, die ein Stück außerhalb von Edinburgh wohnte. Ihre Schwester war mit einem reichen Schotten verheiratet. Er besaß riesige Ländereien und einige Firmen. Christians Mama wurde in einem Unternehmen ihres Schwagers Prokuristin. Offenbar verfügte sie über die nötigen Voraussetzungen. Die Schwester hatte einen Sohn, der genauso alt war wie Christian. Sie waren wie Brüder, da der Cousin nur noch eine bedeutend ältere Halbschwester hatte. Sein Vater George St. Clair war bereits einmal verheiratet gewesen und verwitwet.«
»St. Clair! Die Firma heißt Lefèvre und St. Clair. Dann ist der Mitbesitzer, der nach Schottland umgezogen ist, Christians Cousin.«
»Genau. In der IT-Branche ist man ortsunabhängig. Da kann man in Schottland sitzen und an denselben Sachen arbeiten wie
Weitere Kostenlose Bücher