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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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fest.
    »Etwas Pech hatte er allerdings. Das hier ist vermutlich aus dem Feuer geflogen. Es hing in einem Busch ein paar Meter von der Feuerstelle entfernt. Wir glauben, dass es sich um ein Streichholzbriefchen handelt. So ein Reklameding.«
    Svante beugte sich vor und fischte eine kleinere Plastiktüte aus seiner Tasche. Erst glaubte Irene, sie sei leer, aber dann entdeckte sie einen kleinen verkohlten Papierfetzen in der einen Ecke. Nachdem Svante noch einmal in seine riesige Tasche abgetaucht war, kam er mit einer großen Pappe wieder zum Vorschein, die er gegen die Tafel hinter sich lehnte.
    »Eine Vergrößerung«, sagte er und trat beiseite, damit alle etwas sehen konnten.
    ePu
    Mosc
    »Moscow. Es war ein verdammter Russe aus Moskau«, meinte Jonny Blom.
    Er lachte, damit auch alle merkten, dass das ein Witz war. Doch keiner achtete auf ihn.
    » Pu. Könnte das beispielsweise für Publikum oder Pub stehen?«, schlug Irene vor.
    »Möglich. Die Kante des Papiers verläuft genau hinter dem u in ›Pu‹ und nach dem c in ›Mosc‹. Ich bin mir etwas unsicher, ob das vor dem ›Pu‹ wirklich ein kleines e ist, aber einem e ähnelt es irgendwie am meisten. Es sieht irgendwie anders aus als die anderen Buchstaben. Recht altmodische Schrift.«
    »Fraktur«, sagte Hannu.
    »Wenn du das sagst«, erwiderte Svante.
    Er nickte, als sei er gerade etwas klüger geworden. Dann fuhr er fort:
    »Der Text ist weiß auf schwarzem Grund, außer dem Fraktur-e in Goldschrift.«
    Etwas regte sich in Irenes Erinnerung, aber es war zu vage, als dass sie es hätte festhalten können. Hatte sie so einen Text nicht schon einmal irgendwo gesehen?
     
    Auf dem Heimweg kaufte sie eine GT. Die Schlagzeile lautete: » PFARRER im Umfeld der SATANISTENMORDE lieferte FALSCHAUSSAGE !«
    Das hast du großartig gemacht, Kurtchen, dachte sie zufrieden.
     
    Am Morgen des Gründonnerstags war wunderba res Wetter. Und so sollte es angeblich auch das gesamte Wochenende über bleiben. Irene hatte aller dings mehr Zutrauen zu Eva Möllers Kristallkugel und ihren Beschwörungsformeln als zum Wetter bericht. Manchmal überlegte sich Irene, ob sie da mals hypnotisiert worden war oder eine halluzino gene Droge bekommen hatte. War wirklich geschehen, was sie gesehen und erlebt zu haben meinte?
    Sie dachte darüber nach, während sie die Jacke anzog und vor die Tür trat.
    Dass sie Frau Karlhög vor der Gartenpforte traf, schien ihre Überlegungen nur zu bestätigen. Die kleine Felicia tollte an einer dünnen rosa Leine aus Seide herum.
    »Ich bringe ihr bei, an der Leine zu gehen. Nur ein paar Minuten am Tag, um sie daran zu gewöhnen«, vertraute Margit Karlhög ihr an.
    Das aprikosenfarbene Wollknäuel setzte sich auf und schnüffelte an einem verblühten Krokus. Wahrscheinlich bekam es Blütenstaub in die Nase, denn es begann zu niesen. Frau Karlhög hob das kleine Ding zärtlich hoch. Irene konnte es nicht bleiben lassen, Felicia vorsichtig den Rücken zu streicheln. Da blinzelte das Kätzchen ihr zu. Schaudernd musste sich Irene eingestehen, dass sie diesen Blick schon einmal gesehen hatte.
     
    »Kjell Sjönell, der Pfarrer, hat angerufen. Du hast seine Nummer«, stand auf dem Zettel, der ganz oben auf dem Stapel auf ihrem Schreibtisch lag. Der Pfaffe ist wirklich früh dran, dachte Irene. Sie brauchte immer erst einen Becher Kaffee, am liebsten zwei, damit sie halbwegs zu sich kam.
    Die Morgenbesprechung war kurz. Beunruhigend war, dass Jonny Blom nicht aufgetaucht war. Er hatte auch nicht angerufen. Irene war leicht nervös, weil sie wusste, dass er an drei Tagen Bereitschaft hatte. Es gab keine Reserve, da Tommy und sie freihatten.
    Irene erreichte Kjell Sjönell nicht in seinem Büro, aber auf seinem Handy. Er bat darum, später zurückrufen zu dürfen, da er etwas Eiliges zu erledigen habe. Irene hatte nichts dagegen. Sie rechnete damit, den Tag am Schreibtisch zu verbringen.
    Sjönell rief gegen elf an.
    »Entschuldigen Sie, dass ich nicht mit Ihnen sprechen konnte, aber ich hatte mit einem Selbstmordversuch zu tun. Ein junger Mann hat letzte Nacht versucht, sich auf einem Schiff das Leben zu nehmen. Er brauchte wirklich jemanden, mit dem er reden konnte.«
    Seine Stimme klang müde und bedrückt.
    »Kein Problem. Es ist mir klar, dass auch Sie dringende Einsätze haben«, sagte Irene.
    »Ja. Das kommt leider vor. Aber ich rief heute Morgen an, um Ihnen zu berichten, dass ich sowohl mit Rebecka als auch mit Doktor Fischer gesprochen habe. Beide

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