Tod im Pfarrhaus
diese Strategie war erprobt und bewährt. Krister drückte seiner Frau einen Zettel in die Hand, auf dem stand, was sie im staatlichen Spirituosenhandel, dem Systembolaget, einkaufen sollte. Er selbst besorgte Obst und Gemüse und ging zum Fischhändler und anschließend zu den Delikatessen. Krister fand, dass man Käse vor dem Kauf probieren müsse. Manchmal konnte es eine Viertelstun de dauern, bis er sich entschieden hatte. Wenn Irene einkaufte, nahm sie einfach ein Stück abgepackten milden Herrgårdsost, Gutshofskäse, oder eine Tube Schmelzkäse mit Krabbengeschmack.
Es war fast schon sieben Uhr, als sie die schweren Einkaufstüten endlich über die Schwelle des Rei henhauses schleppten. Sammie sprang um sie herum und versuchte herauszufinden, was in den Tüten war. Er steckte seine Nase hinein und schnupperte. Würstchen? Leberpastete? Brathähn chen? Ja! Brathähnchen!
Irene stolperte über ihn, als er bettelnd um ihre Beine strich. Mit sanfter Gewalt schob sie ihn von den Einkaufstüten weg und ging in die Küche.
Dort füllte sie die Schränke auf und sorgte so dafür, dass die drohende Hungersnot im Haus abgewendet wurde. Krister hatte frische, noch lauwarme Baguettes gekauft, ein Stück Whiskycheddar und einen Brie, der genau richtig war. Den Käse sollte es zu einem Salat zum Abendessen geben. Da Jenny weder Fleisch noch Fisch aß oder überhaupt etwas, was tierischen Ursprungs war, musste sich jeder seinen eigenen Salat zubereiten. Tomaten, Zwiebeln, Mais, Gurke, schwarze Oliven, Kopfsalat und frisches Basilikum wurden als Grundlage in einer großen Schale mitten auf den Tisch gestellt. Drum herum standen kleinere Schalen mit Schafskäse, gebratenem Huhn und Rhode Island Dressing. Das Dressing bestand aus Crème fraîche, und deswegen nahm Jenny es auch nicht, sondern mischte sich eine eigene Salatsauce aus Essig und Öl.
Beide Mädchen waren zu Hause und halfen dabei, die Sachen für den Salat klein zu schnippeln. Natürlich weigerte sich Jenny, sich mit dem Hühnchenkadaver abzugeben. Das musste Krister schon selbst übernehmen. Plötzlich hielt er mitten im Zerlegen der Hühnchen inne und sagte:
»Hört mal Mädchen. Mama und ich arbeiten dieses Wochenende wie immer zu verschiedenen Zeiten …«
Katarina unterbrach ihn. Sie rief:
»Aber du hättest doch frei kriegen sollen!«
Vorwurfsvoll sah sie Irene an, und diese machte sich fast schon Vorwürfe. Sie wusste sehr gut, dass sie immer zu viel gearbeitet hatte, aber in ihrem Beruf war das nicht zu umgehen.
»Hattest du vor, zu Hause zu sein?«, fragte sie vorsichtig.
Katarina antwortete nicht, sondern zuckte nur mit den Achseln. Sie war gerade achtzehn geworden und durfte wählen gehen, ohne Einwilligung der Eltern heiraten und Auto fahren, aber sie war immer noch ein Kind. Und im Systembolaget einkaufen darf sie auch noch nicht, dachte Irene.
»Ich glaube, sie wollte mit dir fahren üben, genau wie ich«, meinte Jenny.
»Das kriegen wir schon noch hin. Wann ist die Fahrprüfung?«, fragte Irene.
»In drei Monaten. Man muss fürchterlich lange warten«, antwortete Katarina verdrossen.
Beide Mädchen hatten jetzt schon über ein Jahr lang mit den Eltern geübt und konnten richtig gut fahren. Mit dem Führerschein würde es sicher kein Problem geben. Das Ganze würde jedoch ein Loch in die Kasse reißen, da beide den Lappen gleichzeitig erwerben wollten.
Krister räusperte sich demonstrativ.
»Um darauf zurückzukommen, was ich eben sagen wollte: Das Osteressen ist bereits am Karfreitag. Das ist der einzige Tag, an dem Mama und ich gleichzeitig frei haben. Obwohl mir Sonntag wahrscheinlich genug Zeit zum Mittagessen bleibt.«
Jenny hielt im Zwiebelhacken inne und sagte zögernd:
»Kann ich Martin einladen?«
»Natürlich, meine Kleine«, sagte Krister und lächelte.
Irene war freudig überrascht. Katarina hatte in den letzten Jahren diverse Freunde mit nach Hause gebracht, Jenny jedoch noch keinen einzigen. Sie hatte zwar schon die eine oder andere Romanze hinter sich, aber aus denen schien nie was Ernstes geworden zu sein. Die Jungs waren immer wieder in einem frühen Stadium spurlos aus dem Leben ihrer Tochter verschwunden. Martin musste etwas Besonderes sein.
»Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«, erdreistete sie sich zu fragen.
Jenny antwortete erst nach einer Weile:
»Ein paar Monate.«
Ein paar Monate! Irene hatte in der Woche zuvor zum ersten Mal von Martin gehört.
»Großmutter kommt doch?«, fragte
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