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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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gesagt hatte. Dann hatte sie gespannt auf Henriks Reaktion gewartet.
    Die kam postwendend. Er war vor Wut rot angelaufen.
    »Wie konntest du nur? Wir hätten Millionen für das Haus kassieren können. Millionen, begreifst du das?« Er brüllte sie an. »Wir hätten aus diesem albernen Reihenhaus ausziehen können. Uns eine ordentliche Villa kaufen. Wie dumm kann man eigentlich sein, sag mal? Du rufst jetzt sofort diesen Severin an und sagst ihm, dass wir unsere Meinung geändert haben. Vielleicht kann man die Schweizer überreden, ihr Angebot aufrechtzuerhalten, trotz allem.«
    Er schlug so hart mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen klirrten.
    Nora sah ihn bestürzt an. Es war, als hätte er kein einziges Wort von dem gehört, was sie gesagt hatte. Wann hatte sich der Vater ihrer Kinder in einen Menschen verwandelt, dem es nur um Geld und materielle Werte ging? Was war bloß in ihn gefahren?
    Plötzlich merkte sie, zu ihrer eigenen Verwunderung, dass es ihr nicht besonders viel ausmachte. Während sich die Erkenntnis in ihr ausbreitete, überlegte sie, was sie antworten sollte. Um Zeit zu gewinnen, setzte sie die Kaffeetasse an die Lippen und trank ein paar Schlucke.
    »Hast du verstanden!«, schrie Henrik noch aufgebrachter. Er hatte sich halb erhoben und beugte sich über den Tisch, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
    Es kam ihr vor, als hätte sie einen Fremden vor sich. Einen Fremden, der zwar sprach und sich bewegte wie der Henrik, in den sie sich einst so heftig verliebt hatte, der aber weit, weit entfernt von dem Mann war, mit dem sie ihr Leben teilen wollte.
    »Ich habe verstanden, was du gesagt hast«, entgegnete Nora und blickte ihm direkt in die Augen. »Und ich sage dir, dass ich meine Meinung nicht ändern werde. Mein Entschluss steht fest. Es war Signes letzter Wunsch, dass ich mich um das Haus kümmere, und genau das werde ich tun.«
    »Du tickst doch nicht ganz sauber«, schäumte Henrik.
    »Ich schon, aber du nicht.«
    Nora hatte vorgehabt, während des Gesprächs ruhig zu bleiben, aber jetzt platzte ihr der Kragen. Plötzlich kochte sie innerlich vor Wut.
    »Es reicht jetzt!«, schrie sie zurück. »Ich denke nicht daran, mich noch länger zu verbiegen, nur damit du zufrieden bist. Oder deine blöde Mutter, nicht zu vergessen. Ich weiß genau, wer hinter der ganzen Sache steckt. Die feine Monica muss ja ständig überall ihre Finger drin haben. Es ist doch deine Mutter, die dir das alles eingeredet hat, oder irre ich mich?«
    Henrik zuckte zusammen, als hätte ihn jemand mit einer Nadel gestochen.
    »Lass meine Mutter aus dem Spiel. Sie hat nichts damit zu tun.«
    »Warum sollte ich? Sie hat sich doch auch nie aus unserer Familie herausgehalten. Ich habe ihr ständiges Herumgehacke so abgrundtief satt. Nie ist ihr etwas gut genug. Was man auch tut, es ist immer verkehrt. Und dann diese dauernden Ermahnungen der Jungs. Wenn ich sie in meinem ganzen Leben nicht mehr wiedersehen müsste, wäre es immer noch zu früh.«
    Nora merkte, dass sie hochrot im Gesicht war.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest. Meine Mutter hat immer versucht, uns zu unterstützen.«
    Nora stieß ein kurzes, hysterisches Lachen aus. Unterstützen. Monica Linde.
    Henrik war so weit von der Realität entfernt, dass es keinen Sinn hatte, auch nur zu versuchen, ihm die Augen zu öffnen. Ihre Schwiegermutter war ein richtiges Biest, und das wussten alle außer ihrem eigenen Sohn.
    Nora atmete tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann sah sie ihrem Mann fest in die Augen und sagte langsam und deutlich:
    »Ich werde Tante Signes Haus nicht verkaufen. Und wenn du dich auf den Kopf stellst. Begreif das endlich.«
    Der Schlag überraschte sie beide.
    Henriks Hand kam aus dem Nichts und landete mit einem hässlichen Geräusch auf ihrer linken Wange. Nora blieb ganz still sitzen und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Durch den Schock spürte sie den Schmerz zuerst gar nicht. Aber dann, nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, begann die Wange wie Feuer zu brennen. Sie schmeckte Blut auf der Zunge.
    Henrik stand wie versteinert vor ihr.
    Trauer wallte in ihr auf. Was machten sie denn nur? Ein Glück, dass die Jungs nicht hier waren.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Geld dir so wichtig ist, dass du deswegen deine Frau schlägst«, sagte sie schließlich.
    Ihre Stimme war unerwartet fest und sie wunderte sich selbst, wie beherrscht sie war.
    Henrik

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