Tod im Schärengarten
war es allzu leicht gewesen, private Probleme beiseitezuschieben und der Arbeit die Schuld zu geben.
Thomas wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Er war ihr zumindest schuldig, ehrlich über seine Gefühle zu sprechen. Dass er fand, sie sollten sich nicht mehr treffen. Wenigstens für eine Weile.
Aber es war so verdammt schwer, die richtigen Worte zu finden. Und er konnte nicht anders, als sich schuldig zu fühlen. Er hätte es von Anfang an wissen müssen, dass sie eigentlich nicht zusammenpassten. Er wurde nächstes Jahr vierzig. Fast alle seine Freunde hatten inzwischen eine Familie gegründet und Kinder bekommen.
Er sehnte sich danach, wieder ein Neugeborenes im Arm zu halten. Carina sehnte sich danach, Karriere als Polizistin zu machen, und würde bald auf die Polizeischule gehen. Sie befanden sich in völlig unterschiedlichen Lebensphasen.
Am Anfang war es ihm schwergefallen, Carinas Lebensfreude zu widerstehen. Dass sie ihn so offensichtlich haben wollte, hatte ihm geschmeichelt. Außerdem hatten sie guten Sex gehabt, schon vom ersten Mal an. Richtig guten Sex. Nach der Scheidung war er in dem Punkt geradezu ausgehungert. Im Bett lief es so gut zwischen ihnen, dass er sich eingebildet hatte, das würde reichen. Dass nicht mehr viel anderes nötig war.
Aber auf Dauer hatte es nicht gereicht. Als die erste Anziehung abflaute, wurde deutlich, wie verschieden sie waren. Carina war ein süßes, kluges Mädchen, aber insgeheim stellte er ihre Beziehung immer mehr infrage.
Er konnte nicht von ihr verlangen, dass sie seine Trauer über Emily verstand. Die Einzigen, die das verstehen konnten, waren Pernilla und er selbst. Aber manchmal war es schwer, mit der Frau, mit der er zusammen war, nicht über seine Tochter sprechen zu können. Das vergrößerte den Abstand zwischen ihnen noch mehr. Immer öfter war er lieber nach Harö hinausgefahren, wo er seine Ruhe hatte. Wenn sie am Wochenende etwas unternehmen wollte, hatte er nach Ausflüchten gesucht.
Er schämte sich, dass er Carina derart ausgenutzt hatte. Er hatte genossen, was sie ihm anbot, ohne besonders viel über ihre Gefühle nachzudenken.
Um ehrlich zu sein, war es bequem gewesen. Und er hatte sich danach gesehnt, mit einer Frau zusammen zu sein. Es war ihm beinahe egal gewesen, mit welcher. Er hatte keine Lust gehabt, aktiv zu suchen, doch wenn ihm etwas so vorbehaltlos leicht gemacht wurde, konnte er nicht widerstehen.
Aber nun ging es nicht mehr. Er hatte ein schlechtes Gewissen, und sie war traurig.
Noch einmal nahm er sich vor, die Situation in Angriff zu nehmen. Sobald sie den Mörder von Juliander und Nyrén gefasst hatten. Danach würde er es nicht mehr länger aufschieben.
Dann musste er mit ihr reden.
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Kapitel 82
»Sag mal, hast du sie noch alle?« Henrik sah Nora mit einem Blick an, in dem fast so etwas wie Hass lag. »Du hast Severin gesagt, dass wir nicht verkaufen, ohne vorher mit mir zu reden?«
Sie saßen unten am Steg und tranken Kaffee.
Henrik war mit der Achtzehn-Uhr-Fähre von Stavsnäs gekommen. Nach einer Woche Bereitschaftsdienst hatte er nun drei Tage frei. Nora hatte das Abendbrot fertig gehabt und sie hatten gleich nach seiner Ankunft gegessen.
Sie hatte sich nicht besonders viel Mühe gegeben. Nur ein paar Schweinesteaks gegrillt und sie mit Backkartoffeln und geraspelten Karotten serviert. Zum Nachtisch hatten die Jungs jeder ein Eis am Stiel bekommen, und für sich und Henrik hatte sie Kaffee gekocht.
Jetzt war Simon bei einem Nachbarjungen, der ein neues Computerspiel bekommen hatte, und Adam war mit ein paar älteren Kameraden Fußball spielen gegangen.
Also die perfekte Gelegenheit für ein Ehepaar, das sich zwei Wochen lang kaum gesehen hatte, endlich reinen Tisch zu machen.
Nora hatte richtig Bauchschmerzen vor dem Gespräch gehabt. Trotzdem hoffte sie, dass er ihre Entscheidung akzeptierte und verstand, warum sie nicht anders handeln konnte.
Denn im Grunde liebte er sie wohl genug, um das zu tun? Es ging schließlich nur um ein Haus, einen materiellen Gegenstand, und nicht um etwas Lebenswichtiges wie eine schwere Krankheit oder ein verletztes Kind.
Tastend hatte sie versucht, Henrik zu erklären, was sie fühlte und warum. Dass Signes Vermächtnis für kommende Generationen verwaltet werden musste. Wie die Verantwortung gegenüber Signes letztem Willen sie belastete, aber auch mit Freude erfüllte.
Schließlich hatte sie ihm von dem Telefonat mit Severin erzählt und was sie dem Makler
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