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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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vorstellbar.«
    Er kritzelte auf dem Block vor sich herum, während er seine Gedanken formulierte.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »wenn sie sauer auf den Mann waren, wäre es wesentlich einfacher gewesen, ein paar Schläger anzuheuern, die ihm die Scheiße aus dem Leib prügeln.«
    »Ja, es hätte bestimmt eine Menge anderer Gelegenheiten gegeben«, stimmte Margit zu. »Ein arrangierter Autounfall, ein Schuss in der Nacht, ein Messer an einem dunklen Ort. Sucht euch was aus.«
    Sie beugte sich über den Tisch.
    »Das hier ist ein raffinierter Mord, der Planung und Sorgfalt erfordert hat. Unsere russischen Freunde sind nicht für ihre Finesse bekannt. Warum sollten sie sich die Mühe machen, aufs Meer hinauszufahren, wenn sie ihn viel einfacher eines dunklen Abends nach der Arbeit hätten umlegen können?«
    Margit lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah aus wie eine gereizte Hornisse, wie sie dort saß mit ihren kurzen, neuerdings rot gesträhnten Strubbelhaaren. Nicht schön, aber Respekt einflößend.
    »Vielleicht sollte es eine Warnung sein«, schlug der Alte vor.
    »So lange nach den Drohbriefen?« Margit zog skeptisch die Augenbrauen hoch. »Warnung an wen? An alle Insolvenzverwalter in Schweden? An die Anwaltskammer? Diese Sorte von Gruppierungen hält sich für gewöhnlich an ihresgleichen. Die gehen Anwälten und Richtern aus dem Weg. Es lohnt sich in der Regel nicht, sich mit etablierten Stützen der Gesellschaft anzulegen.«
    »Du hast mich überzeugt«, sagte der Alte und kratzte sich am Kinn. »Dann lassen wir die russische Spur erst mal fallen.«
    Er wippte mit seinem Stuhl, der gefährlich knackte.
    »Ich stelle mir trotzdem vor«, sagte Thomas, »dass es wichtig war, wie Juliander getötet wurde, und nicht nur, dass er getötet wurde.«
    In Thomas’ Stimme hatte bei dem letzten Satz ein besonderer Ton mitgeschwungen. Die Aufmerksamkeit des Alten war sofort geweckt. Die Ereignisse im letzten Sommer hatten gezeigt, dass Thomas einen scharfen Polizisteninstinkt besaß. Es war Thomas’ erste große, eigene Mordermittlung gewesen, und er hatte sie gut gemeistert. Nicht zuletzt bei der Auflösung des Dramas draußen auf Grönskär, wo Nora Linde beinahe im Leuchtturm umgekommen wäre.
    »Weiter«, drängte der Alte.
    »Wie Margit schon sagte, dieser Mord hat sorgfältige Planung erfordert. Deshalb glaube ich, dass die Art der Vorgehensweise wichtig war. Sie hatte einen bestimmten Zweck. Vielleicht sollte Julianderöffentlich gedemütigt werden. Er wurde zweifellos genau im Moment des Triumphs vernichtet.«
    »Ja«, sagte Margit, »wenn man darüber nachdenkt, war es die reinste Hinrichtung.«
    »Genau«, sagte Thomas.
    »Würde eine abservierte Geliebte sich so viel Arbeit machen, um ihren Exliebhaber umzubringen?«, überlegte der Alte laut.
    »Fraglich. Aber ein eifersüchtiger Ehemann?«, sagte Thomas. »Ein Regattasegler, vielleicht aktives Mitglied im KSSS , der sich an dem Tag möglicherweise sogar am Start befand. Und Zugang zu einem Boot und einer Schusswaffe hatte.«
    »Das wäre eine Untersuchung wert«, sagte der Alte. »Bleibt da mal dran.« Er wechselte das Thema. »Drogen. Was können wir darüber sagen?«
    Thomas beschrieb kurz die Vernehmung von Winbergh, bei der dieser von seinem Verdacht erzählt hatte.
    »Sollte Juliander Drogen genommen haben?«, sagte der Alte. »Gibt es etwas, was diese Theorie stützt?«
    »Wir haben keinerlei Bestätigung dafür.«
    »Mit anderen Worten, die weiße Weste des Herrn Anwalts war vielleicht doch nicht so makellos. Verfolgt das weiter. Was wissen wir über die Mordwaffe?«
    Erik zeigte auf einen Stapel Computerausdrucke, der sich vor ihm auftürmte.
    »Wir überprüfen zurzeit alle Waffenscheinregister und gleichen sie mit Personen aus Julianders Umfeld ab, um festzustellen, wer Gewehre für kleinkalibrige Munition besitzt.«
    »Vergesst die KSSS – Mitglieder nicht«, mahnte der Alte.
    »Wie viele Personen sind registriert?«, fragte Margit.
    »Rund 650   000 Waffenbesitzer in Schweden und fast eine Million Waffenscheine für Kugelgewehre.« Erik zog eine Grimasse. »Wir können uns bei Sachsen bedanken, der die Kugel im Körper gefunden hat. Damit können wir Schrotgewehre ausschließen.«
    Er zwinkerte Carina zu und sie lächelte zurück. Dann stand sie auf, ging zum Fenster und öffnete es sperrangelweit. Alle atmeten erleichtert auf, als die kühle Luft in den stickigen Raum strömte.
    Der Alte sammelte seine

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