Tod im Schärengarten
verwendet, Elche und Rehe. Mit der Winchester schießt man Niederwild, beispielsweise Fuchs und Dachs.«
»Ich meinte eher, was du für Schlüsse daraus ziehst.«
»Es gibt mindestens dreißig Personen innerhalb des KSSS , die Zugang zu Gewehren mit Kleinkalibermunition haben.«
»Jemand dabei, der ein Marlin-Gewehr besitzt?«
»Wir sind noch nicht dazu gekommen, das zu prüfen. Das machen wir gleich nach der Besprechung.«
»Und die Geliebten?«
»Ohne Ergebnis.«
Margit hielt eine ausgedruckte Mail hoch.
»Für Juliander ist eine merkwürdige Nachricht angekommen.Seine Sekretärin hat uns das geschickt«, sagte sie und gab das Blatt herum. »Möglicherweise versuchte Erpressung. Der Absender ist natürlich nicht identifizierbar.«
»Carina«, der Alte sah seine Tochter an, die am anderen Ende des Tisches saß, »das kannst du wohl übernehmen. Guck mal, wie weit du kommst. Die Computerfreaks von Kronoberg können wir später immer noch holen, falls nötig.«
Mit den Computerfreaks von Kronoberg meinte er die Spezialeinheit der Reichskriminalpolizei, die hinzugezogen wurde, wenn man einen PC durchsuchen oder den Inhalt einer Festplatte rekonstruieren musste. Das waren in der Regel absurd junge Typen mit ungepflegten langen Haaren und blasser Haut, denen die Leidenschaft für das Computerspiel Warlord auf der Stirn geschrieben stand. Aber wenn sie sich ein paar Tage mit einem zerstörten oder passwortgeschützten Rechner einschließen durften, konnten sie Wunder bewirken.
Und auch Carina war nicht schlecht darin, Informationen mithilfe eines PC s und einer Internetverbindung auszugraben.
»Okay«, sagte sie und versuchte vergeblich, Thomas’ Blick auf sich zu ziehen.
Am Abend zuvor hatte sie ihm mehrere SMS geschickt und angefragt, ob er schon eine Idee fürs Wochenende hätte, aber von ihm war keine Rückmeldung gekommen.
Er war sicher zu sehr mit der Ermittlung beschäftigt, um zu antworten, dachte sie. Die Situation war angespannt, die ersten Tage in einem Ermittlungsfall waren immer die wichtigsten. Denn mit jedem Tag, der verging, wurden die Chancen geringer, den Täter zu finden. Thomas war bestimmt voll auf die Arbeit konzentriert. So konzentriert, dass alles Private dahinter zurückstehen musste.
»Was machen wir mit dem Rauschgift?«, fragte der Alte. »Wie gehen wir da weiter vor?«
»Ich habe inzwischen mehr über Julianders Drogenkonsum erfahren«, sagte Thomas und fasste die Informationen von Diana Söder zusammen. »Offenbar hat er im letzten Jahr regelmäßig gekokst.«
»Meint ihr, dass ein Dealer dahinterstecken könnte?«, fragte Kalle. »Jemand, dem er Geld schuldete?«
Thomas machte ein skeptisches Gesicht.
»Kokain gibt es zwar nicht umsonst, aber es ist auch nicht außergewöhnlich teuer. Die Finanzen eines reichen Anwalts dürfte das kaum angekratzt haben.«
»Klingt es besonders glaubhaft, dass ein Drogendealer sich ein Gewehr besorgt, aufs Meer rausfährt und einen raffinierten Mord begeht?« Margit war ebenfalls skeptisch.
»Eher nicht.«
»Erik, geh dieser Spur trotzdem nach«, sagte der Alte. »Hör dich mal um und halte die Augen offen, vielleicht findest du ja was.«
»Apropos«, sagte Thomas, »was ist mit den Filmaufnahmen, die der Fernsehsender gemacht hat? Die hätten längst hier sein müssen.«
Kalle schüttelte den Kopf.
»Ich habe sie schon zwei Mal erinnert. Aber ich rufe gleich noch mal an, wenn wir hier fertig sind.«
»Wie sieht’s mit Hinweisen aus der Bevölkerung aus?«, fragte der Alte. »Ist was Verwertbares reingekommen?«
Erik zuckte mit den Schultern.
»Das Übliche. Die Leute kommen mit allem Möglichen an, von Verschwörungstheorien bis zu Selbstmordvermutungen. Es gab ziemliche viele Hinweise, dass er fremdgegangen ist. Aber das wussten wir ja schon. Wir gehen allem nach, außer den Sachen, die pure Fantasie sind.«
Der Alte nickte und erhob sich.
»An die Arbeit.«
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Kapitel 29
Die Autoschlangen auf dem Värmdöleden waren endlos, wie freitags üblich. Die Wochenendbesucher wollten raus auf die Inseln, und obwohl der Juli schon ein paar Tage alt war, hatte sich die Sommerruhe noch nicht über den viel befahrenen Zubringer gelegt. Der Stau hatte schon auf der Autobahn begonnen, und jetzt krochen die Autos auf Mölnviks Handelsplatz zu. Hoffentlich würde er sich dort auflösen.
Martin Nyrén warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach vier, aber er hatte es nicht eilig. Er musste keinen Termin einhalten. Sein
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