Tod im Schärengarten
Julianders Frauenverschleiß.
Hier versteckt sich Julianders Geliebte! Unter den fetten Lettern war ein unscharfes Foto abgedruckt, auf dem Diana in einer Einfahrt stand und sich die Hände vors Gesicht hielt. Als wollte sie sich schützen.
»Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass das hier vollkommen inakzeptabel ist.«
Aber du kannst nichts dagegen tun, dachte Thomas mit einem Hauch von Resignation. Einer Zeitung kann jeder alles sagen. Und du darfst noch nicht einmal nachforschen, wer es war. Dann verstößt du gegen das Gesetz.
Thomas sah die unglückliche Frau vor sich, wie sie unablässig ihren Geburtstagsring am Finger drehte.
»Wenn ich herauskriege, dass es einer aus dieser Runde war, der nicht dichtgehalten hat, dann …« Der Alte beendete den Satz nicht.
»Unsinn.« Margits Stimme war scharf. »Es gibt Dutzende von Leuten in dieser Bruchbude, die wissen, dass wir bei Diana Söder waren.«
Der Alte funkelte sie an.
»Wir hatten die ganze Woche über Verstärkungskräfte hier, die Hinweise entgegengenommen und das Waffenregister durchgearbeitet haben. Irgendjemand kann am Kaffeeautomaten irgendwas aufgeschnappt haben.«
»Dafür machen uns der Polizeichef und der Pressesprecher die Hölle heiß.«
»Es nützt ja nichts. Wir können nichts tun.«
Die Gesichtsfarbe des Alten normalisierte sich ein wenig. Er streckte die Hand nach der Schüssel mit Gebäck aus, das Carina mitgebracht hatte. Sein kräftiger Biss in einen Kardamomkringel spiegelte seine Wut wider. Aber er ließ das Thema fallen.
»Lasst uns anfangen«, sagte Margit und übernahm das Kommando. »Wir wollen schließlich nicht das ganze Wochenende hier sitzen. Wie weit sind wir? Thomas?«
Thomas fasste sich kurz.
»Wir haben mit allen Damen gesprochen, mit denen Juliander etwas hatte. Die meisten sagen nur Gutes über ihn, obwohl er sie verlassen hat.«
»Er wird schon gewusst haben, wie man Frauen um den Finger wickelt«, sagte Margit säuerlich.
»Was ist mit ihren Alibis?«, wollte der Alte wissen.
»Alle konnten zufriedenstellend erklären, wo sie sich im Moment des Schusses befunden haben. Einige waren an dem Tag im Ausland oder zumindest nicht in Stockholm«, berichtete Thomas.
»Einen Mord aus Eifersucht können wir also ausschließen?«
»Zumindest die Personen, mit denen wir gesprochen haben, können ein Alibi vorweisen.«
Thomas wandte sich an Kalle.
»Wie sieht es an der Waffenfront aus?«
»Hier ist eine Aufstellung von allen, die einen Waffenschein für ein Marlin-Gewehr haben.« Kalle schob Thomas den Computerausdruck über den Tisch zu.
»Sind Namen dabei, die wir kennen?«
Kalle nickte. »Einer.«
»Eine Geliebte?«
»Einer der Ehemänner.«
»Dann werden wir einen Hausbesuch machen.«
Thomas blickte zu Margit, die nicht erfreut aussah, dass der Rest des Tages dafür draufgehen würde. Polizistenschicksal, sicher, aber an einem Samstag besonders hart.
»Das ist die Adresse«, sagte Kalle und schob ihnen einen Zettel zu.
Thomas überflog ihn rasch. Saltsjö-Duvnäs, ein Vorort nicht weit von Saltsjöbaden, wo Familie Juliander wohnte. Margit hatte die Frau Anfang der Woche befragt.
»Was meinst du, wie sind die Chancen, sie an einem Samstagnachmittag im Juli zu Hause anzutreffen?«, sagte Margit.
Thomas warf einen Blick auf die Uhr. Halb zwei.
»Lass nur«, sagte er. »Ich kann gleich anschließend hinfahren. Ich übernehme das.«
Im selben Moment, als er das sagte, wurde ihm klar, dass er damit eine passende Entschuldigung hatte, um sich später nicht mit Carina treffen zu müssen.
Der Alte blickte zu Erik, der in einem Stapel Papier blätterte. Zuckerkörnchen vom Kardamomkringel waren auf die Dokumente gerieselt. Er versuchte erfolglos, sie wegzuwischen.
»Was hast du Neues zu bieten, Erik?«
»Wir sind die Liste der Insolvenzen durchgegangen, mit denen Juliander zu tun hatte. Aber wir haben nur einen Fall gefunden, in dem der Geschäftsführer mit einem Gewerbeverbot belegt wurde. Juliander hatte seinen Verdacht der Steuerhinterziehung an die Aufsichtsbehörden gemeldet.«
»Hast du mit dem Mann gesprochen?«
»Ja, er ist ungefähr zur selben Zeit in Rente gegangen. Er schien es nicht sehr zu bedauern.«
Erik kramte in seinen Unterlagen, und der Streuzucker verbreitete sich über den ganzen Tisch.
Thomas überlegte, ob Erik die richtige Kompetenz besaß, um eine Reihe von Insolvenzverfahren zu untersuchen. Aber im Moment war kein anderer verfügbar. Das Wirtschaftsdezernat hatte immer noch
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