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Tod im Schärengarten

Tod im Schärengarten

Titel: Tod im Schärengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Ermittlungsarbeit wollte er vor allem den Kopf frei bekommen. Carina dagegen hatte sich auf ein romantisches Drama mit einer bekannten amerikanischen Schauspielerin versteift, die er nicht leiden konnte
    Als er schließlich nachgegeben hatte, war Carina bereits sauer. Inzwischen war es außerdem so spät geworden, dass es kaum noch Karten gab und sie mit schlechten Plätzen in der hintersten Reihe vorliebnehmen mussten. Erst in der Mitte des Films war Carina wieder aufgetaut. Ihre Hand hatte seine gesucht, und sie hatte ihm kleine Küsschen auf die Wange gegeben.
    Thomas war das unangenehm gewesen. Er hatte sich gefühlt wie ein Halbstarker, der mit seiner Flamme in der letzten Reihe herumknutscht. Nachdem er ein paar Mal von ihr abgerückt war, hatte Carina den Wink verstanden, und die eisige Stimmung war zurückgekehrt. Nach der Vorstellung hatte sie gesagt, sie sei müde und wolle gleich nach Hause. Und Thomas hatte begriffen, dass er sich wieder mal danebenbenommen hatte.
    Er ging den Flur entlang zu Margits Zimmer und ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf ihren Besucherstuhl fallen. Margit schrieb noch einen Moment auf ihrem Computer weiter, dann speicherte sie ab und blickte auf.
    »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    Thomas winkte nur stumm ab.
    »Krach mit Carina?«, fuhr Margit ungerührt fort. Sie klappte den Ordner zu, der aufgeschlagen auf ihrem Tisch gelegen hatte, und stellte ihn hinter sich ins Regal.
    Thomas blickte sie überrascht an.
    »Was hat Carina damit zu tun?«
    Margit warf ihm einen Blick zu, als hätte sie einen Siebenjährigen vor sich.
    »Erst kommt Carina rein und macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Dann kommst du zwanzig Minuten später und siehst genauso aus, oder noch schlimmer. Hast du heute schon mal in den Spiegel geguckt?«
    Thomas musste zugeben, dass sie nicht ganz unrecht hatte. Er war müde und erschöpft, und das sah man. Aber er hatte keine Lust, im Dienst auf Carina angesprochen zu werden.
    »Was Carina am Wochenende macht, ist doch wohl ihre Sache«, erwiderte er lahm.
    »Hör doch auf, Thomas«, sagte Margit und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Die ganze Station weiß längst, dass ihr was miteinander habt.«
    »Ist das so offensichtlich?« Thomas kapitulierte.
    »Tja, es ist unser Job, Indizien zu sammeln und Schlüsse daraus zu ziehen. Oder glaubst du, wir sind plötzlich auf beiden Augen blind geworden?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Der Einzige, der bisher nichts mitgekriegt hat, ist der Alte. Vermutlich, weil er nichts mitkriegen will.«
    Margit sah Thomas streng an, lächelte dann aber versöhnlich.
    »Ist sie nicht ein bisschen jung für dich?«
    Thomas ließ den Kopf hängen. Das war genau der Punkt.
    »Ich dachte, mit ihr zusammen würde ich mich jünger fühlen, aber stattdessen bringt sie mich dazu, dass ich mir alt und müde vorkomme.«
    »Dann solltest du vielleicht derjenige sein, der etwas an der Situation ändert, bevor es zu spät ist«, sagte Margit und klang wie eine obervernünftige Lehrerin.
    Sie bückte sich und sammelte einen Zettel auf, der neben dem Papierkorb gelandet war. Dann sah sie ihm wieder in die Augen.
    »Sie ist sehr verliebt in dich, das merkt man ihr schon von Weitem an«, sagte sie. »Ich fände es gemein, sie unnötig leiden zu lassen, nur dass du es weißt.«
    Thomas musste ihr beipflichten. Sobald er diese Ermittlung abgeschlossen hatte, versprach er sich selbst, würde er sich um die Sache mit Carina kümmern.
    »Ich habe übrigens mit Sylvia Juliander über den Drogenkonsum ihres Mannes gesprochen«, sagte Margit.
    »Wusste sie davon?«
    »Offenbar nicht. Sie war schockiert. Meinte, das müsse ein Missverständnis sein.«
    »Noch eine Überraschung also.«
    »Es ist schon hart, so etwas posthum über den eigenen Mann zu erfahren«, sagte Margit. »Erst die Weibergeschichten, jetzt die Drogen.«
    »Aber sie muss doch geahnt haben, dass er sie betrügt.«
    »Vermutlich. Aber das ist nicht dasselbe, wie es wirklich zu wissen. Oder es öffentlich in den Schlagzeilen zu lesen.«
    Thomas erhob sich.
    »Wir sehen uns in fünf Minuten bei der Besprechung.«
    »Carina hat es tatsächlich geschafft, den Absender der Mail herauszufinden, die Eva Timell uns überlassen hat«, eröffnete der Alte die Sitzung.
    Thomas hätte schwören können, dass väterlicher Stolz in den Augen seines Chefs aufblitzte.
    »Die E-Mail kam von einem Revisor, der in einem von Julianders Insolvenzverfahren die Bücher

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