Tod im Schärengarten
Fernsehsenders SVT aus der Jacke. Er holte eine DVD heraus und hielt sie hoch.
»Was ist das?«
»Der Film, den die Fernsehleute gedreht haben, als Juliander erschossen wurde. Kalle hat deswegen mehrmals hinterhertelefoniert, und immer hatte angeblich irgendein Praktikant vergessen, ihn zu schicken. Also bin ich hingefahren und habe ihn selbst abgeholt. Komm, den sehen wir uns gleich mal an.«
Sie gingen zum Besprechungszimmer, das mit Fernseher und DVD – Player ausgestattet war. Thomas legte die DVD ein und griff nach der Fernbedienung, dann trat er auf den Flur und rief die anderen zusammen. Kalle war noch nicht aus der Mittagspause zurück, aber Erik und Carina kamen gleich aus ihren Zimmern und nahmen am Konferenztisch Platz.
Auf dem Bildschirm erschien eine Panoramaaufnahme über das glitzernde Meer. Thomas erinnerte sich sofort wieder an die Stimmung an jenem Tag. Das Wetter war herrlich gewesen, das Wasser wimmelte von Booten und die Vorfreude auf einen spannenden Start hatte in der Luft gelegen. Ein perfekter Tag für den Beginn dieser berühmten Regatta.
Der Film zeigte eine Reihe von Nahaufnahmen der großen Rennsegler. Sie würden alle gleichzeitig starten, um zwölf Uhr mittags.
Plötzlich zoomte das Fernsehteam auf die Emerald Gin und man konnte deutlich sehen, wie Oscar Juliander breit lächelnd am Ruder seines eleganten Swan-Bootes stand. Neben ihm erkannte Thomas Fredrik Winbergh, der den Blick fest auf die Konkurrenten gerichtet hatte.
Thomas bemerkte, dass Winbergh ein kleines Stück hinter Juliander stand, genau so, wie er es bei der Vernehmung gesagt hatte.
»Irgendwie unheimlich, einen Mann zu sehen, der gleich sterben wird«, murmelte Carina.
Der Helikopter des Fernsehteams stieg höher und die Kamera zoomte zurück, gleich würde man das gesamte Teilnehmerfeld sehen. Eine kleine Rauchwolke zeichnete sich vor dem Himmel ab.
»Das muss der Fünf-Minuten-Schuss gewesen sein«, sagte Thomas vor sich hin.
»Was murmelst du da?«, fragte Margit.
»Der Fünf-Minuten-Schuss. Auf dem Startfahrzeug werden zehn Minuten und fünf Minuten vor dem eigentlichen Start Warnschüsse abgefeuert. Damit die Teilnehmer sich rechtzeitig auf ihre Positionen begeben. Außerdem wird der Countdown auch über Funk angezählt.«
Auf dem Bildschirm flimmerte ein Boot nach dem anderen vorbei. Thomas sah auf die Uhr, inzwischen waren fast fünf Minuten vergangen, seit sie den letzten Schuss vor dem Start gehört hatten. Jetzt konnte es jede Sekunde so weit sein.
Der Helikopter schien sich nun der Startlinie zu nähern. Die verschiedenen Teilnehmer waren gut zu unterscheiden. Das Startfeld hatte sich entlang der Linie zwischen den beiden orangefarbenen Startflaggen positioniert. Er konnte die Emerald Gin deutlich unmittelbar neben der Luv-Flagge erkennen.
Plötzlich meinte er zu sehen, wie Oscar Juliander zuckte und zusammenbrach. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
»Habt ihr gesehen?«, rief Erik aufgeregt. »Habt ihr gesehen? Das war der Moment, als er erschossen wurde. Das haben sie in den Nachrichten nicht gezeigt.«
»Es gibt so etwas wie Rücksichtnahme auf die Angehörigen«, erwiderte Margit. »Schon mal davon gehört?«
Erik verstummte und senkte den Blick.
Thomas trat einen Schritt näher an den Fernseher heran und studierte die Szene, die sich vor ihnen abspielte. Während die anderen Boote sich in den Wind legten, hörte die Emerald Gin schon nach einer knappen Minute auf zu segeln. Die Kamera schwenkte weiter und folgte dem Pulk der Segler auf seinem Weg zum Leuchtfeuer Almagrundet.
Thomas richtete die Fernbedienung auf den DVD – Player und drückte auf Anfang. Als der Film wieder von vorn begann, sahen sie, wie sich alle Boote an der Startlinie versammelten.
Thomas starrte konzentriert auf den Bildschirm.
Die Szene zeigte nicht nur das Feld der Regattasegler, sondern auch die Umgebung mit den Booten der Zuschauer. Er konnte ohne Mühe die Storebro der Familie Bjärring erkennen. Weitere zwanzig Boote lagen im direkten Umfeld. Sicherheitshalber hielt er den Film an, sprang wieder an den Anfang zurück und sah sich die Szene noch einmal an.
»Wir brauchen eine ordentliche Vergrößerung dieser Aufnahmen«, sagte er und deutete auf den Bildschirm. »Und dann müssen wir sie mit Fredrik Winberghs Vermutung abgleichen, aus welcher Richtung der Schuss seiner Meinung nach kam. Sachsen von der Rechtsmedizin sagt, dass die Kugel von schräg rechts vorn in den Brustkorb eingedrungen ist.
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