Tod im Schärengarten
Seite des Kopfes wieder ausgetreten war.
Stille senkte sich über den Raum. Die Ähnlichkeit mit dem ersten Mord lag auf der Hand.
»Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei verschiedene Mörder sich ihre jeweilige Zielperson aus demselben Vereinsvorstand aussuchen und dann auch noch auf die gleiche Weise vorgehen?«, sagte Margit bedächtig und stützte das Kinn auf die Hand.
»Sehr gering vermutlich«, brummte der Alte.
»Was heißt das?«
»Dass ein Verrückter herumläuft, der etwas gegen diesen Segelklub hat«, antwortete Thomas. »Oder zumindest gegen die Mitglieder seines Vorstands.«
»Der KSSS ist also die offensichtlichste Verbindung«, spann Margit den Faden weiter. »Da müssen wir ansetzen.«
»Wir müssen prüfen, ob wir nicht Personenschutz für einen oder mehrere der Funktionäre brauchen.« Der Alte wandte sich an Margit. »Du und Thomas, ihr kümmert euch darum.«
Margit musterte seine rot geschwollene Nase und die tränenden Augen.
»Und du gehörst ins Bett«, sagte sie frei heraus.
Der Alte winkte unwirsch ab.
»Wir müssen noch mal mit Julianders Witwe reden«, sagte Thomas. »Vielleicht weiß sie etwas über eine Verbindung zwischen den beiden Opfern. Und wir sollten uns so schnell wie möglich einen Überblick über Nyréns Privatleben verschaffen.«
»Die ganze Sache wirft auch ein neues Licht auf Holger Alsing«, sagte Margit. »Wir müssen prüfen, ob er die ganze Zeit auf Mallorca war. Wenn dem so ist, können wir ihn vermutlich von der Liste der Verdächtigen streichen. Zumindest, wenn sich herausstellen sollte, dass die Kugeln aus demselben Gewehr abgefeuert wurden.«
»Mit anderen Worten, alles zurück auf Anfang«, sagte der Alte. Er schnäuzte sich noch einmal und erhob sich müde, um als Nächstes zu der eilig einberufenen Pressekonferenz zu gehen.
»Du solltest dich lieber ins Bett legen«, sagte Margit.
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Kapitel 64
Ingmar von Hahne setzte das Schnurlostelefon langsam zurück in die Basisstation auf dem Nachttisch.
Seine Frau kam aus dem Bad und sah ihn fragend an.
»Wer war das? So früh am Morgen!«
»Jemand hat Martin Nyrén erschossen«, sagte Ingmar von Hahne tonlos. Seine weit aufgerissenen Augen waren starr vor Schock, er war kreideweiß im Gesicht.
»Was sagst du da?« Isabelle blieb wie angewurzelt in der Tür stehen.
»Martin Nyrén ist ermordet worden.«
»Martin ist tot?!«
»Ja«, erwiderte Ingmar von Hahne. »Das war Hans. Jemand hat Martin gestern am späten Abend vor seiner Haustür erschossen. Er muss sofort tot gewesen sein. Großer Gott.«
Er starrte das Telefon an, als könne er die Nachricht nicht glauben, die es ihm eben überbracht hatte. Er war so bleich, als würde er gleich ohnmächtig.
Isabelle schien es ausnahmsweise einmal die Sprache verschlagen zu haben. Stille erfüllte das Schlafzimmer. Ingmar saß immer noch wie gelähmt auf der Bettkante und atmete kurz und stoßweise.
»Wir müssen die Polizei anrufen!«, sagte Isabelle schließlich und zog entschlossen den Gürtel ihres Morgenrocks zu.
»Warum?«, kam es heiser von Ingmar.
»Du brauchst Personenschutz«, erwiderte sie. »Wenn da draußen ein Verrückter herumläuft und ein Vorstandsmitglied nach dem anderen abknallt, könntest du der Nächste sein.«
Ingmar war unfähig zu antworten.
»Es ist nicht mehr lange hin, bis du zum Vorsitzenden gewählt wirst. Hast du das vergessen?«, fügte sie hinzu.
Er verbarg das Gesicht in den Händen. Dann ließ er sich aufs Bett zurückfallen.
Isabelle verließ das Schlafzimmer und Ingmar starrte mit leerem Blick an die Decke.
Was hatte es für einen Sinn, die Polizei anzurufen? Was hatte irgendwas für einen Sinn?
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Kapitel 65
Alles zurück auf Anfang, hatte der Alte gesagt.
Als Thomas hinter dem roten Backsteingebäude der Rechtsmedizin parkte, fielen ihm die Worte unwillkürlich wieder ein.
Wieder mussten sie eine Weile warten, ehe Sachsen hinter der Riffelglastür erschien. Er sah müde aus und wirkte erschöpft. Auch er war im Morgengrauen aus dem Schlaf geholt worden.
Sie folgten ihm durch die langen Korridore zu den Obduktionssälen. Sachsen öffnete die Tür und ging als Erster hinein.
Auf einer Stahlpritsche lag ein Körper unter einem Laken. Sachsen schlug das Tuch zurück, damit sie den toten Martin Nyrén betrachten konnten. Man hatte ihn nach der Obduktion wieder zugenäht, und es war kaum zu glauben, dass er vor Kurzem noch mit weit offenem Brustkorb dagelegen hatte.
Er sah jünger aus
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