Tod im Sommerhaus
Getriebe, ein paar rostige Motorblöcke lehnten an der Wand.
Nielsen fuhr auf den Hofplatz und stieg aus. Als er auf das Haus zuging, hörte er, wie plötzlich im Stall ein Motor aufheulte. Er ging quer über den Hofplatz auf das halb offene Tor an der Schmalseite des Gebäudes zu. Ein Mann auf einem Moped hob den Kopf und sah ihn an. Er ließ den Motor noch ein paarmal aufheulen, horchte, nahm die Hand vom Gas, drehte den Zündschlüssel herum und richtete sich auf.
»Na dann. Genug gespielt.«
Er wischte sich die Hände an den Hosen ab.
»Gehört dem Großen«, sagte er erklärend. »Er ist jetzt alt genug. Ab und zu muss ich ihm beim Schrauben helfen.«
Nielsen schaute sich um. Kompressor, ein paar Schweißgeräte.
Gasflaschen. Ein kleinerer Kran. An den Wänden Werkzeuge und Werkzeugschränke.
»Und nicht nur ihm, oder?«, sagte er. »Sie scheinen nicht mehr viel Platz für Kühe zu haben.«
Der andere lachte.
»Nein. Das ist schon eine Weile her. Mein Vater hatte noch Milchkühe. Ich habe ein paar Rinder auf der Weide. Das ist alles.«
»Und dann noch diese Werkstatt«, meinte Nielsen und nickte Richtung Stallgebäude. »Viel zu tun?«
»Wieso?«, fragte der Mann und warf Nielsen einen forschenden Blick zu.
Dieser schüttelte den Kopf.
»Ich komme nicht vom Finanzamt, falls Sie das glauben.«
Der Mann schwang sich vom Moped und schob es an die Seite. Dann trat er ins Freie, lehnte sich an die Bretterwand und zündete sich eine Zigarette an.
»Spielt doch keine Rolle, wo Sie herkommen.«
»Sind Sie Göran Nordin?«, fragte Nielsen.
Der Mann nickte.
»Sie wissen, wie ich heiße. Also haben Sie doch einen Grund für Ihren Besuch?«
»Ich würde Sie gern ein paar Sachen fragen. Über Ihren Nachbarn. Über Haglund.«
Der andere betrachtete Nielsen einen Augenblick lang eingehend. Dann pfiff er leise.
»Jaja, das hätte mir gleich klar sein müssen. Von einem der Boulevardblätter, nicht wahr?«
Er ließ die Zigarette fallen, trat sie aus und wandte sich wieder an Nielsen.
»Dann informiere ich Sie lieber gleich darüber, dass ich nichts zu sagen habe, und zwar nicht das Geringste!«
»Sie wissen doch noch gar nicht, was ich Sie fragen wollte«, meinte Nielsen.
Göran Nordin zuckte die Achseln.
»Das spielt auch keine Rolle. Ich weiß, was ich antworten wollte. Genau das, was ich eben gesagt habe.«
Nielsen nickte nachdenklich.
»Sie wollen da nicht mit reingezogen werden?«
Der andere wirkte verärgert.
»Wundert es Sie etwa? Ich will nicht, dass meine Familie und ich mit einer Axt im Schädel aufwachen, bloß weil jemand auf die Idee kommt, wir könnten was wissen.«
»Das klingt etwas übertrieben, finde ich«, sagte Nielsen.
»Finden Sie? Nach allem, was passiert ist?«
»Schließlich sitzt bereits jemand in Untersuchungshaft.«
»Und? Wie sicher kann man sich da sein? Dass es nur einer war? Bei so jemandem wie Haglund kommen Dutzende in Frage!«
»Kannten Sie ihn gut?«
Göran Nordin spuckte aus.
»Ich kannte ihn überhaupt nicht. Aber ich wusste, was von ihm zu halten war …«
Er verstummte jäh und machte eine ausholende Handbewegung.
»Hören Sie, ich muss noch einiges erledigen. Ich finde, wir sollten jetzt Schluss machen.«
Er ging auf das Wohnhaus zu.
»Ich muss Sie in dem Artikel ja nicht erwähnen«, rief Nielsen ihm hinterher. »Das könnte für Sie ganz einträglich sein.«
Der andere blieb stehen und drehte sich um.
»Für welche Zeitung schreiben Sie?«, fragte er.
»Aftonbladet«, log Nielsen rasch. »Wir dachten, dass wir noch mal was über den Fall bringen sollten …«
»Wie viel?«, unterbrach ihn Nordin. »Fünf? Zehn?«
Nielsen lachte, schüttelte den Kopf.
»Da haben Sie wohl was missverstanden. Niemand bekommt solche Beträge. Sie müssen auf dem Teppich bleiben.«
Er streckte zwei Finger in die Luft. Göran Nordin schien eine Weile nachzudenken und nickte dann.
»Ich geb Ihnen zehn Minuten«, sagte er, »dann will ich Sie nicht mehr sehen.«
Nielsen nickte.
»Haglund war nicht gerade ein angenehmer Nachbar, wenn ich Sie recht verstanden habe?«
Göran Nordin kniff die Augen zusammen.
»Das erste Jahr ging noch. Fünfundneunzig sind sie hergezogen. Da hat man sie fast überhaupt nicht gesehen. Nur, wenn sie vorbeifuhren. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand seine Ruhe haben will. Wenn es so geblieben wäre, hätte ich nicht geklagt. Aber bereits im zweiten Jahr ging das Elend los. Da sperrte er bei sich drüben den Weg, weil
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