Tod im Sommerhaus
Erlösung, dass er ermordet wurde?«
Göran Nordin wurde misstrauisch.
»Was wollen Sie damit sagen?«
Nielsen zuckte mit den Schultern.
»Ich meine nur, dass er viele Feinde zu haben schien…«
»Hören Sie«, unterbrach ihn der andere. »Mir ist schon klar, worauf Sie hinauswollen. Aber versuchen Sie jetzt bloß nicht, mich da reinzuziehen! Schließlich hat man bereits einen Irren für die Tat festgenommen, das haben Sie doch selbst gesagt?«
Er holte Luft.
»Und Ihre zehn Minuten, die sind auch schon längst um.«
Nielsen schwieg einen Augenblick und überlegte, ob er noch einen weiteren Versuch unternehmen sollte. Aber dann nickte er nur kurz und ging auf sein Auto zu.
»He, Sie!«, hörte er den anderen rufen. »Was ist mit den Zweitausend?«
Nielsen öffnete die Fahrertür und setzte sich ans Steuer.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendeine Zahl genannt hätte«, erwiderte er.
Nordin machte ein paar Schritte auf das Auto zu.
»Wie war noch gleich Ihr Name?«
»Habe ich Ihnen nicht verraten.«
Nielsen schloss die Tür und ließ den Motor an.
Magnusson stellte sich Reyes in den Weg.
»Ich muss mit dir reden. Über Lindberg.«
»Was Besonderes?«, fragte Reyes. »Ich dachte, ihr hättet alles bekommen?«
»Ich würde aber gerne von dir persönlich wissen«, sagte Magnusson, »was du darüber denkst. Vielleicht hilft mir das weiter.«
»Ach, nee? Ich dachte, man hält mich für eine eitle Primadonna?«
Magnusson lachte betreten. »Soll ich das gesagt haben?«
Dass Reyes sich gerne Komplimente machen ließ und außerdem leicht überempfindlich reagierte, war eine bekannte Tatsache. Er wusste, dass er gelegentlich darauf hingewiesen hatte, was die Zusammenarbeit zwischen ihnen nicht unbedingt erleichterte.
»Ja, man sagt viel, wenn der Tag lang ist«, fuhr er beschwichtigend fort, »aber ich weiß ja, dass du dich auskennst.
Und in dieser Angelegenheit hätte ich gerne deine persönliche Meinung zu ein paar Dingen gehört.«
Reyes presste die Lippen zusammen, und es war ihm nicht anzusehen, ob er besänftigt war.
»Was willst du wissen?«, fragte er.
»Ihr habt also bei Lindberg zu Hause nichts gefunden?«, fragte Magnusson, »nichts, was mit den Morden zusammenhängen könnte?«
Reyes schüttelte den Kopf.
»Nichts. Wir warten zwar noch auf ein paar Ergebnisse, aber ich habe keine große Hoffnung.«
»Ja, offenbar hatte er gründlich aufgeräumt«, meinte Magnusson.
Reyes ließ seine graugrünen Augen auf Magnusson ruhen.
»Ich weiß nicht, ob ich das behaupten würde. Wenn es etwas von Interesse gegeben hätte, hätten wir das vermutlich gefunden.«
Magnusson schnaubte.
»Wenn es nicht schon verschwunden war.«
Reyes verzog das Gesicht.
»Du denkst an den Einbruch? Wonach ich gesucht habe, hätte nicht so leicht verschwinden können. Du weißt schon, mikroskopisches Material. Irgendwas hätte sich da finden lassen müssen.«
»Was sagst du zu dem Einbruch?«
»Die Tür war aufgebrochen. Rein technisch war es also ein Einbruch. Und in der Wohnung … Ein paar Schubladen herausgezogen. Offenbar hatte auch jemand die Kleiderschränke durchsucht. Aber richtige Unordnung herrschte nicht. Der Eindringling nahm, was er haben wollte, und verschwand.
Vielleicht wurde er auch überrascht.«
»Wirkte das Ganze professionell?«
»So halbwegs.«
Reyes dachte nach.
»Die Wohnungstür - da braucht man vielleicht gewisse Vorkenntnisse, um das sauber hinzukriegen. Aber ein gutes Brecheisen, rohe Gewalt und etwas Glück können auch ausreichen. Obwohl das Vorgehen in der Wohnung darauf hindeuten könnte, dass es jemand war, der wusste, was er tat.
Nichts Überflüssiges und keine Fingerabdrücke.«
Er hob ratlos die Hände.
»Aber das könnte auch ein Zufall sein. Schwer zu sagen.«
Magnusson seufzte.
»Und stimmt es, dass der Abdruck aus Rönnåsen nichts ergeben hat?«
Reyes schüttelte den Kopf.
»Das war kein guter Fingerabdruck. Unvollständig. Und undeutlich. Die Blutspuren am Türrahmen stammten weder von Lindberg noch von einem der Opfer.«
Magnusson starrte ins Leere.
»Er muss also jemanden dabeigehabt haben.«
»Falls er überhaupt dort war«, erwiderte Reyes.
Magnusson warf ihm einen irritierten Blick zu.
»Er war dort.«
Reyes zog ungläubig die Brauen hoch.
»Das ist deine Ansicht. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, womit sich eindeutig beweisen ließe, dass er sich in dem Haus aufhielt. Ich glaube allerdings auch, dass es mehrere Täter waren,
Weitere Kostenlose Bücher