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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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Schwelle zum Wohnzimmer stehen.
    Die Frau stand mitten im Zimmer. Sie trug einen Morgenmantel und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sie war ungekämmt, als sei sie gerade erst aufgestanden. Er nickte ihr zu.
    »Ich habe versucht anzurufen«, wiederholte er entschuldigend.

    »Ich habe nichts mehr zu sagen. Was sollte ich denn Ihrer Meinung nach noch zu sagen haben?«
    Er sah sie fragend an.
    »Ja, was soll ich denn noch sagen!«, wiederholte sie. »Ich will nicht mehr daran denken! Können Sie das nicht begreifen …«
    Ihre Stimme überschlug sich, sie beugte sich vor und verschränkte die Arme. Nielsen sah sie immer noch erstaunt an.
    Dann schüttelte er den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Nein, nein«, erwiderte er. »Sie haben mich missverstanden.
    Ich bin nicht von der Polizei. Ich bin Journalist. Ich wollte Ihnen nur ein paar kurze Fragen stellen. Aber wenn es Sie zu sehr anstrengt … verstehe ich das natürlich. Ich könnte vielleicht später wiederkommen? Oder anrufen…«
    Die Frau musterte ihn eindringlich, wandte sich ab und ging in die Küche. Nielsen folgte ihr und sah, wie sie vor der Spüle stehen blieb. Als sie sich zu ihm umdrehte, hielt sie ein Küchenmesser in der Hand. Er wich zurück, aber mit zwei raschen Schritten stand sie vor ihm. Das Messer zielte auf seinen Bauch.
    »Verdammter Aasgeier«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Du meinst wohl, du könntest hier einfach reinspazieren, was?
    Und dass ich dir dann mein Herz ausschütte?«
    Nielsen hielt seine Arme gesenkt, stand reglos da und versuchte, sein Körpergewicht auf das rechte Bein zu verlagern.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte er heiser. »Immer mit der Ruhe.
    Ich geh ja schon…«
    »Da hab ich noch ein Wörtchen mitzureden!«, unterbrach sie ihn mit zunehmend lauter, schriller Stimme. »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie so ungeschoren davonkommen! Was für Schweinereien wollten Sie ihm denn anhängen? Reicht es nicht, dass ihn jemand totgeschlagen und zerstückelt hat? Was? Sie wollen wohl für Nachschub sorgen, damit sich alle Idioten in diesem beschissenen Land, die nichts Besseres zu tun haben, noch mehr daran aufgeilen können. Und sich dabei noch einen runterholen! Brauchen Sie auch Bilder?«
    Mit der Linken riss sie ihren Morgenmantel auf, streifte ihn ab und stand vollkommen nackt vor ihm. Nielsen schluckte. Ihm schwindelte. Sie vollführte eine rasche Bewegung mit dem Messer und machte einen Schnitt durch die Luft, vom Bauch zum Brustbein.
    »Oder vielleicht ließe sich darüber schreiben, nicht wahr? Wie Ihnen der Bierbauch aufgeschlitzt wird und Ihre Gedärme bis über die Knie hängen!«
    Ihr Blick war trübe, ihre Muskeln angespannt. Nielsen hielt den Atem an. Er befürchtete, dass jede noch so kleine Bewegung sie dazu veranlassen könnte, das Messer nach vorne zu stoßen und in seine Eingeweide zu rammen.
    Der Mann hatte sich auf einem Stuhl am Küchentisch niedergelassen und saß nachlässig zurückgelehnt, als ginge ihn das alles nichts an. Nielsen bemerkte aus den Augenwinkeln, wie er aufstand und auf die Frau zutrat. Sie zuckte zusammen, drehte sich rasch zu ihm um und hielt das Messer von sich gestreckt. Er schob einfach nur ihre Hand beiseite und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Komm jetzt«, sagte er leise. »Ich kümmer mich um ihn.«
    Er nahm ihr das Messer ab, führte sie an den Tisch, setzte sie auf einen Stuhl, holte den Bademantel und legte ihn ihr um.
    Dann wandte er sich an Nielsen.
    »Machen Sie, dass Sie wegkommen«, sagte er, »worauf warten Sie noch! Sie sind hier nicht willkommen, das müsste Ihnen doch aufgefallen sein.«
    Seine Stimme war laut, klang aber seltsam tonlos und unbeteiligt. Nielsen fixierte ihn und warf dann einen Blick auf die Frau, die über den Küchentisch gebeugt dasaß. Unbeholfen ging er zur Haustür. Der Mann folgte ihm.
    »Ich gehe ja schon!«, krächzte er mit heiserer Stimme, stieß die Haustür auf und versuchte, sie hinter sich ins Schloss zu werfen.
    Aber der andere fing sie mit der flachen Hand ab, trat auf die Treppe hinaus und folgte ihm dann. Nielsen drehte sich hastig um und musterte ihn wachsam.
    Der Mann war ebenfalls stehen geblieben. Seine Hände steckten in den Hosentaschen, und in sein knochiges Gesicht trat ein leicht amüsierter Ausdruck.
    »Sie ist etwas außer sich«, sagte er.
    Nielsen schnaubte verächtlich.
    »Ja, das habe ich gemerkt.«
    »Was verständlich ist«, fuhr der andere ungerührt fort.
    »Eigentlich wollte sie zum Arzt,

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