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Tod im Sommerhaus

Tod im Sommerhaus

Titel: Tod im Sommerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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sagte ich. ›Sie können es sich aussuchen.‹ Er sah uns eine Weile an. ›Dann vergessen wir die Sache eben und leben in Zukunft wie gute Nachbarn. Kein Problem‹, sagte er grinsend. ›Das will ich hoffen‹, erwiderte ich. Dann wollte ich mit dem Traktor zurücksetzen, hatte aber Mühe, ihn anzulassen.
    Da kam Haglund und klopfte an die Windschutzscheibe. ›Keine Eile‹, sagte er. ›Ich kann warten. Darin habe ich Übung.‹ Dann ging er zurück und setzte sich in sein Auto.«
    Er verstummte und sah Nielsen an.
    »Haben Sie nie erwogen, die Polizei zu verständigen«, meinte dieser nach einem Augenblick, »statt die Bürgerwehr zu mobilisieren?«
    Göran Nordin verzog verächtlich den Mund.
    »Doch, etwa dreieinhalb Sekunden lang.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wir hatten hier auch mal eine Bande, die zogen in ein paar abbruchreife Häuser hinter Åmot. Es war das alte Lied.
    Fahrräder, Rasenmäher, Autos und was weiß ich nicht alles verschwanden. Nachts sind sie mit hundertvierzig über die Nebenstraßen gebrettert und waren so zugedröhnt, dass sie nicht mal aufrecht stehen konnten, wenn sie wirklich mal angehalten wurden. Außerdem noch Erpressungen, Körperverletzungen, Einbrüche und Drogenhandel. Und vieles mehr. Ich weiß nicht, wie oft die Polizei anrückte. Trotzdem wohnen die immer noch da, soweit ich weiß. Stattdessen ziehen die normalen Leute weg.
    Nein, es schien mir nicht sonderlich sinnvoll, mit der Polizei zu reden.«
    Nielsen nickte nachdenklich.
    »Und was geschah?«
    Der andere seufzte.
    »Sie meinen, abgesehen davon, dass mir das ein Magengeschwür beschert hat?«
    Dann breitete er resigniert die Arme aus.
    »Ja, weiß Gott, er hat nichts vergessen. Aber es war nie was, was man ihm hätte nachweisen können, obwohl mir klar war, wer dahintersteckte. Mit der Post kam massenhaft Müll, den jemand in meinem Namen bestellt hatte. Pornofilme, unbeschreiblich, mit Kindern! Ich habe wirklich keine Lust, darüber zu sprechen … Anonyme Anrufe. In einem Frühjahr verschwand ein Mastkalb, und wir fanden den Schlachtplatz, aber sonst nichts. Ich blieb mit dem Traktor draußen im Wald stecken und ließ ihn über Nacht stehen, und jemand schüttete mir Zucker in den Tank. Nach hundert Metern war der Motor kaputt. Das kostete mich mehrere zehntausend Kronen. Aber wie gesagt, nichts, womit man bei Gericht durchgekommen wäre, keine Beweise dafür, dass es Haglund gewesen war. Das ging phasenweise so. Manchmal vergingen mehrere Monate, ohne dass etwas passierte. Als wollte er einen glauben machen, er sei der Sache nun überdrüssig.«
    »Sie haben keinen weiteren Versuch unternommen, ihm ins Gewissen zu reden, Ihre Nachbarn und Sie?«
    Göran Nordin sah müde aus, als er antwortete.
    »Das war ja nur leeres Geschwätz. Klar haben wir versucht ihn einzuschüchtern, aber dazu hatten wir schließlich kaum die Möglichkeiten. Weder Resare noch Simonsson sind Schlägertypen und ich auch nicht. Die anderen beiden betraf es ja auch nicht so wie mich. Nein, Carina und ich haben ernsthaft überlegt, hier wegzuziehen, die Kinder mitzunehmen, und irgendwo von vorn anzufangen. Wie das auch immer hätte gehen sollen. Schließlich sind wir hier verwurzelt. Und der Hof lässt sich auch nicht so ohne weiteres verkaufen.«
    Er sah Nielsen wieder an.
    »Dann war es auf einmal vorbei, als hätte jemand einen Wasserhahn abgedreht. Er bekam Parkinson. Vor zwei oder drei Jahren. Offenbar war er schon eine ganze Weile krank gewesen, aber dann ging es plötzlich rasch bergab. Er durfte nicht mehr Auto fahren und konnte sein Haus kaum noch verlassen. Er zitterte so stark, dass er nicht einmal mehr ohne Hilfe essen konnte. Das weiß ich, weil Carina in der mobilen Altenpflege arbeitet. Sie war allerdings nie bei ihm, sie hat sich immer strikt geweigert, wenn man sie dorthin schicken wollte. Schließlich wäre es ja so praktisch gewesen, fanden die, weil er ja unser unmittelbarer Nachbar war. ›Dann kündige ich ab sofort‹, sagte sie. Also mussten Kollegen hinfahren, aber sie erfuhr natürlich, wie es um ihn stand. Vermutlich verstößt es gegen die Schweigepflicht, aber das ist mir egal. Außerdem muss ich zugeben, dass es mich ungemein erleichterte, als ich davon erfuhr. Es passiert nicht oft, dass man jubeln möchte, wenn man hört, dass jemand an einer unheilbaren Krankheit leidet, aber in diesem Fall war es wirklich so.«
    Nielsen überlegte.
    »Er war also nicht sonderlich beliebt. Vielleicht war es geradezu eine

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